Bundesliga

Heidenheim und das Gefühl, "dass etwas geht"

Sierslebens besondere Feuertaufe

Heidenheim und das Gefühl, "dass etwas geht"

Zurück an alter Wirkungsstätte: Tim Siersleben (rechts) im Duell mit Wolfsburgs Jonas Wind.

Zurück an alter Wirkungsstätte: Tim Siersleben (rechts) im Duell mit Wolfsburgs Jonas Wind. Getty Images

War es die blanke Erschöpfung nach über 90 Minuten im Glutofen des Wolfsburger Stadions - oder doch die pure Enttäuschung nach der 0:2-Auftaktniederlage beim VfL, die ihn mit dem Schlusspfiff zu Boden sinken ließ? Vermutlich war es der komplette Gefühlsmix an diesem Tag, der für Tim Siersleben noch eine Spur spezieller war als für seine Kollegen im Heidenheimer Dress.

Gerade 100 Kilometer vom Spielort entfernt kam der Verteidiger vor 23 Jahren in Magdeburg zur Welt. Und nahe der Heimat, exakt an selber Stelle wie an diesem Samstag, absolvierte er einst im Mai 2021 sein erstes und bis zum Wochenende einziges Bundesligaspiel, per Einwechslung für Wolfsburg beim 2:3 gegen den 1. FSV Mainz 05.

Vom VfL zu Frank Schmidt

Beim VfL zwischen 2016 und 2021 in der Jugend gereift, reichte es dort nicht für den Durchbruch bei den Profis. Der Wechsel zu Frank Schmidt nach Heidenheim - zunächst auf Leihbasis, später fest - erwies sich als richtiger Schritt. Nach 43 Einsätzen in der 2. Liga in den vergangenen zwei Spielzeiten kam Siersleben nun doch auf der Bühne Bundesliga an - wenn auch sportlich bei der Heidenheimer Feuertaufe noch nicht so richtig. "In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht und auch ein Stück weit Lehrgeld bezahlt", merkte Siersleben folgerichtig selbstkritisch an.

In der Tat wurden er und seine Nebenleute in der Abwehrkette, Patrick Mainka und Jonas Föhrenbach, zweimal entscheidend von der Anfangswucht der Wolfsburger überrollt, zudem half Keeper Kevin Müller den Gastgebern mit seinem Fehlgriff beim frühen 0:1 unfreiwillig mit. Aber: "Die zweite Halbzeit war ordentlich", verwies Siersleben darauf, gegen einen zurückschaltenden VfL besser ins Spiel und zu Chancen gekommen zu sein. Vor allem Kevin Sessa hatte gut eine Viertelstunde vor Schluss den Anschlusstreffer auf dem Fuß, der die Sache noch einmal spannend gemacht hätte. Siersleben: "Mit ein bisschen Glück drücken wir den Ball über die Linie. Dann wird’s noch mal eng. Deswegen: Gemischte Gefühle. Auf der einen Seite ein supertolles Gefühl, dass es losgeht mit der Bundesliga. Auf der anderen Seite sind Niederlagen nicht so geil."

Mit Mut gegen Hoffenheim

Kurz und sachlich werde man die Defizite aus diesem Spiel analysieren und dann den Blick nach vorne richten: Gegen die TSG Hoffenheim steht am nächsten Samstag mit der Bundesliga-Premiere vor dem eigenen Publikum das nächste Highlight bevor. Dem fiebert nicht nur Siersleben entgegen. "Im Heimspiel werden wir von Anfang an mutig unseren Stiefel spielen, dem Spiel unseren Stempel aufdrücken und am besten drei Punkte holen." Das Selbstbewusstsein des Aufsteigers hat nach dem eher ruhmlosen Start in Wolfsburg ohne Tor und Punkt nicht gelitten. "Wir hatten auch schon vor dem Start das Gefühl, dass etwas geht. Wir müssen uns nicht kleiner machen als wir sind. Wir haben gesehen, dass wir mithalten können, dass wir uns Chancen erspielen können. Das Bauchgefühl ist am Ende doch positiv."

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