Freiburgs Trainer Christian Streich brachte nach dem 0:1 bei Juventus Turin im Achtelfinalhinspiel der Europa League mit Gulde, Doan und Gregoritsch drei Neue in der Startelf und stellte die taktische Grundformation vom defensiven 3-4-2-1 auf ein offensiveres 4-4-2 um. Sildillia und Sallai fanden sich auf der Bank wieder, während der in Turin aufgrund einer Oberschenkelprellung ausgewechselte Lienhart erst gar nicht im Kader stand.
Bei den Gästen aus Hoffenheim gab es nach dem 0:1 in Mainz, dem 13 sieglosen Spiel in Serie (0-2-11), gleich ein halbes Dutzend Wechsel - einige notgedrungen, andere weil sie TSG-Coach Pellegrino Matarazzo für zielführend erachtete. Baumgartner (Gelb-Sperre), Dolberg (Gehirnerschütterung) und Vogt (Adduktoren) standen nicht im Kader, während Angelino, Kramaric und Delaney auf der Bank landeten. Neu dabei: Brooks, Skov, Stiller, Becker, Dabbur und Bebou.
Doch nicht nur personell gab es Änderungen, auch systematisch. "Wir wollen gegen das gegnerische Angriffspressing anders angehen als zuletzt", erklärte Matarazzo vor Anpfiff bei DAZN seine Abkehr vom 4-3-2-1. Die 1899er setzen auf einer Dreier- respektive Fünferkette und hofften dabei auf freie Räume für die schnellen Dabbur/Bebou im Rückraum der SC-Abwehr.
Bundesliga, 24. Spieltag
Freiburger Blitzstart
Streich erwartete ein "total enges Spiel" und dürfte sich nach nur wenigen Sekunden bestätigt gefühlt haben, als Bebou direkt zum Abschluss kam. Es war ein kleines Zeichen, wie die TSG das Spiel angehen wollte. Die Gäste liefen immer mal wieder hoch an, wollten die Freiburger so im Spielaufbau stören und dann blitzartig nach vorne spielen.
Soweit der Plan. Blöd nur, dass man schon nach fünf Minuten zurücklag: Baumann agierte unglücklich bei einer Grifo-Flanke, kam raus, obwohl Brooks zur Stelle war, so störten sich beide - und der Ball landete vor den Füßen von Eggestein, der das 1:0 herbeiführte.
Hoffenheim griffig, aber harmlos
Die Hoffenheimer brauchten eine Weile, um den frühen Schock zu verdauen, doch sie rappelten sich wieder auf und spielten fortan auf den Ausgleich. Die TSG zeigte sich griffig in den Zweikämpfen und leistete den abgezockten Hausherren Widerstand.
Im Spielaufbau erlaubten sich die Gäste aber zu viele leichte Fehler, sodass sie kaum Gefahr entfachten. Lediglich Bebou sorgte ab und an für Wirbel (23., 29.). Auf der anderen Seite konzentrierte sich der SC darauf, die Führung zu verwalten, tat dies äußerst clever und brachte das 1:0 schließlich ohne große Turbulenzen in die Halbzeit.
Unmittelbar nach Wiederanpfiff erfolgte jedoch der Paukenschlag: Akpogumas Tiefenball leitete Bebou zu Dabbur weiter, der wiederum das Auge für Stiller hatte. Der legte sich den Ball zurecht und traf sehenswert aus 16 Metern zum 1:1 (48.). Das Tor gab den Kraichgauern Auftrieb, auf einmal gelang der TSG mehr - und Dabbur verpasste es, das Spiel komplett auf links zu drehen (56.). Auf der Gegenseite zwang Gregoritsch Baumann mit einem Kopfball zu einer Parade (58.).
Flottes Duell in Hälfte zwei
Brockte sich einen unnötigen Platzverweis ein: Ozan Kabak. IMAGO/Jan Huebner
Hälfte zwei war unterhaltsamer als die erste, was zum einen am hohen Tempo lag und zum anderen an der Tatsache, dass der SC defensiv nicht mehr alles wegräumte. Es war endgültig das von Streich prophezeite enge Spiel, das in der Schlussphase noch einmal so richtig Fahrt aufnehmen sollte.
Zuerst sah Kabak wegen Spielverzögerung in der Freiburger Hälfte unnötigerweise die Gelb-Rote Karte (84.), dann flanke der eingewechselte Weißhaupt von links ins Zentrum, wo Doan seinem Bewacher Angelino entwischte und artistisch aus vollem Tempo das 2:1 markierte (89.). Dabei blieb es, auch weil TSG-Joker Aslani in der Nachspielzeit den Ball im Fünfer um wenige Millimeter verpasste (90.+1).
Bevor Freiburg am kommenden Sonntag gen Mainz reist (19.30 Uhr), empfangen die Breisgauer am Donnerstag Juventus Turin zum Achtelfinalrückspiel der Europa League (LIVE! ab 18.45 Uhr bei kicker). Die TSG Hoffenheim hat indes am Samstag mit Blick auf den Abstiegskampf zu Hause ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel gegen Hertha BSC vor der Brust (15.30 Uhr) - und hofft dann, die elendig lange Negativserie von inzwischen 14 sieglosen Spielen in Folge (0-2-12) zu beenden.