Bundesliga

Eintracht Frankfurts Antwort auf die Super League

Eintracht holt Ex-DFB-Mann Hamama

Frankfurts Antwort auf die Super League

Eintracht-Vorstand Axel Hellmann stellt die Frankfurter international neu auf.

Eintracht-Vorstand Axel Hellmann stellt die Frankfurter international neu auf. imago images

Es ist schon ein bisschen kurios, dass vor knapp anderthalb Jahren - die Pandemie war gerade dabei, sich wie ein Schatten über Europa zu legen - ein gewisser Samy Julien Hamama die Termine der DFB-Granden beim Kongress der UEFA in Amsterdam orchestrierte. Weil an diesem Tag ja Dr. Rainer Koch, damals DFB-Vizepräsident und aktueller Interimsvorstand mit Peter Peters, ins Exekutivkomitee der Konföderation gewählt wurde.

Hamama also flitzte für Koch, für Fritz Keller, für Dr. Friedrich Curtius übers internationale Parkett. Organisierte, vermittelte, stellte vor. Der Jurist aus Frankfurt/Main war damals Leiter von Kellers Präsidialbüro und als solcher engster Vertrauter des Winzers, der sich später mit Curtius und Koch zerstritt und mittlerweile zurückgetreten ist nach seiner verbalen Freisler-Entgleisung. Auch Curtius ist weg und auch Hamama.

Hamama zwischen den Stühlen

Dem wurde unter anderem von Curtius gekündigt mit dem Vorwurf, er habe sich zu Unrecht und im Auftrag Kellers eine Rechnung besorgt und diese ans ZDF durchgestochen. Beweise für die Durchstecherei gibt es nicht, Hamama klagte vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Die Richterin regte eine außergerichtliche Einigung an, ließ aber durchblicken, dass sie den Informationsfluss beim DFB eher seltsam fand und Hamama durchaus im Recht sieht. Auch die hauseigene Ethikkommission, jüngst im Handstreich in die Selbstauflösung getrieben, hatte so ihre Zweifel an dem Vorgang. Hamama, der Eindruck verfestigte sich in den vergangenen Wochen zunehmend, schien ein Opfer im Machtkampf zwischen Keller auf der einen und Koch und Curtius auf der anderen Seite.

"Wir müssen wachsam sein"

Nun hat der ehemalige Verbandsmann einen neuen Job bei Eintracht Frankfurt, und auch da wird es darauf ankommen, sich geschickt auf dem internationalen Parkett zu bewegen. Man könnte fast behaupten, der zweifache Familienvater ist die Antwort der Hessen auf die abstruse Super-League-Initiative einiger Fußballfantasten. "Die jüngsten Entwicklungen im internationalen Fußball, insbesondere die Pläne zur Gründung einer europäischen Super League, haben uns gezeigt, dass wir wachsam sein müssen, damit der Fußball nicht mit drastischen Auswirkungen auf die Existenzgrundlage der mitgliedergeführten Bundesligavereine in eine Sackgasse geführt wird", mahnt Vorstandssprecher Axel Hellmann in der Pressemitteilung, die Hamamas neue Aufgabe umreißt: Der 38-Jährige wird am Main künftig den Bereich Internationale Beziehungen und Sportprojekte führen. Den internationalen Bereich hatte Hamama bereits beim DFB übernommen, zuvor hatte er Selbiges bei der FIFA verantwortet. Auch die Vergabe der EURO 2024 nach Deutschland betreute Hamama eng - ehe er zwischen die Mühlen des DFB-Machtkampfs geriet.

Nun soll er sein Netzwerk für die Eintracht einsetzen, der es zuvorderst darum gehen dürfte, im internationalen Rattenrennen ein wenig auf die Bremse zu treten. Hellmann, das ist kein Geheimnis, betrachtet wie viele aus dem Bundesliga-Mittelstand die Wildcard-Lösung für die Champions League ab 2024 skeptisch, die im Zuge des Super-League-Theaters beinahe schon widerstandslos eingeführt wurde. Von den Erstvorschlägen zur Financial-Fairplay-Reform durch die UEFA mal ganz zu schweigen. Auch Hamamas Aussagen über die Eintracht - "ihr Modell eines stetigen, nachhaltigen Wachstums aus eigener Kraft heraus kann als Best Practice für einen gesunden und gerechten Wettbewerb bezeichnet werden" - zeigen klar, in welche Richtung die Frankfurter die Entwicklung beeinflussen wollen. Bleibt abzuwarten, ob das gelingen kann.

Benjamin Hofmann

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