2. Bundesliga

1. FC Nürnberg im Abstiegskampf: Entwicklung? Augenwischerei!

Der 1. FCN im Abstiegskampf - Klauß muss nicht um Job fürchten

Entwicklung beim Club? Augenwischerei! - Leipzigs Borkowski im Visier

Der 1. FC Nürnberg hat 2021 noch kein einziges Spiel gewonnen.

Der 1. FC Nürnberg hat 2021 noch kein einziges Spiel gewonnen. imago images

Eigentlich war es ein typisches 0:0-Spiel, der Schneefall über weite Strecken spannender anzuschauen als das Geschehen auf dem Rasen. Und doch gewann der Jahn ganz am Ende durch das Kopfballtor von Andreas Albers nicht zufällig, war es doch immerhin die dritte Chance der Regensburger aus dem Spiel heraus, während der FCN außer zwei Standards über 90 Minuten nichts zustande brachte. Eine spielerische Bankrotterklärung!

Trainer Robert Klauß verwies im Anschluss auf die verletzten Offensivspieler Robin Hack, Felix Lohkemper und Pascal Köpke. Natürlich fehlen diese dem Team, würde es mit ihnen vermutlich etwas besser laufen. Eine Ausrede darf es dennoch nicht sein. Vom Budget her gehört der Club immer noch zum oberen Drittel dieser Liga, doch teuer ist nicht gleich Qualität, diese Erkenntnis sollte eigentlich aus 2019/20 geblieben sein, der Kader ist schließlich in weiten Teilen identisch.

Spielersteckbrief Möller Daehli
Möller Daehli

Möller Daehli Mats

Spielersteckbrief Borkowski
Borkowski

Borkowski Dennis

2. Bundesliga - 19. Spieltag
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Trainersteckbrief Klauß
Klauß

Klauß Robert

Möller Daehli bleibt auf der Bank

Besser werden soll und könnte es mit Mats Möller Daehli, dem neuen Zehner aus Genk. Der 25-Jährige verfolgte die Partie am Mittwoch von der Ersatzbank aus, eine Option für einen Kurzeinsatz war er nach einer Trainingseinheit mit den neuen Kollegen offenbar noch nicht.

Idee von Fußball? Welche Idee?

Stichwort Optionen. Das Aufgebot ist zahlenmäßig groß und doch klein an Alternativen. Klauß sind die Hände gebunden, es herrscht zu wenig Konkurrenzdruck auf vielen Positionen, etliche Spieler können sich ihres Stammplatzes sicher sein, egal, wie sie spielen. Die defensiven Außenbahnen seien als Beispiel ebenso genannt wie die Sechserposition.

Klauß macht sich auf seiner ersten Cheftrainerposition im Profifußball dennoch mehr und mehr angreifbar. Gegen Regensburg zauberte er nach dem 2:5 gegen Hannover die Dreierkette aus dem Hut, ein untaugliches Mittel. Zu oft richtet sich sein Team nach dem Gegner aus. Anlässlich von Möller Daehlis Verpflichtung sprach der Fußballlehrer davon, der Norweger passe gut zur Idee des FCN-Fußballs. Die Frage muss erlaubt sein: Welche Idee? Meist steht die Mannschaft tief und lauert auf Umschaltmomente. Das ist auf Dauer ein bisschen wenig. Jeder Gegner weiß längst, dass er selber nur kompakt stehen und auf seine Chance lauern muss. Je länger eine Partie wie gegen Regensburg auf Messers Schneide steht, desto größer wird die Ratlosigkeit beim Club. Meist heißt es dann hinterher, man habe mehr Ballbesitz gehabt, viele Dinge doch eigentlich gut gemacht. Bei denen, die Spiele entscheiden, hakt es jedoch gewaltig. Und Schönfärberei hat noch in den seltensten Fällen Erfolg gezeitigt.

Hinten drückt der Schuh

Was diese Mannschaft dringend bräuchte, wären ein guter Innenverteidiger und/oder Sechser. Nicht einfach in Corona-Zeiten, mit etwas Kreativität aber auch nicht unmöglich. Vorne hat diese Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison mit Manuel Schäffler immerhin einen einigermaßen zuverlässigen Torjäger. Doch hinten, das darf nicht vergessen werden, sorgte in der vergangenen Rückrunde Konstantinos Mavropanos immerhin für ein paar Spiele für Klasse und Stabilität. Doch der Grieche verteidigt längst beim VfB Stuttgart, Ersatz gab es bislang nicht. Stattdessen rückten gegen Regensburg mit Georg Margreitter und Hanno Behrens zwei Männer ins Team, deren Verträge im Sommer auslaufen und die ihre FCN-Zukunft hinter sich haben. Ein gewagtes Kalkül, dass ausgerechnet sie für einen sportlichen Ruck sorgen sollen.

Trainerverschleiß bringt nicht automatisch einen Aufschwung

Der FCN hält sich immer noch für besser als er ist. Die bittere Wahrheit: Er befindet sich auf Augenhöhe mit Sandhausen, Braunschweig oder St. Pauli. Der Jahn, der über einen Bruchteil des FCN-Etats verfügt, hat drei Zähler mehr auf dem Konto, wirkt nicht besser, aber gefestigter und, ja, realistischer. Die Partie in Sandhausen am Sonntag bietet dem FCN die Chance, wieder etwas Luft zu schnappen. Setzt es jedoch erneut eine Niederlage, wird es mit Blick auf die Tabelle und die Negativspirale unruhig, Trainer Klauß aber steht nach kicker-Informationen nicht zur Disposition. Es sollte auch eines nicht vergessen werden: An diesem Team haben sich auch schon Damir Canadi und Jens Keller die Zähne ausgebissen, Trainerverschleiß bringt nicht automatisch einen Aufschwung.

Leipzigs Borkowski im Visier

Vielmehr sollte Dieter Hecking noch die ein oder andere Verstärkung an Land ziehen. Ein Abstieg käme schließlich teurer. Laut Guido Schäfer, Chefreporter der Leipziger Volkszeitung, soll der Club Dennis Borkowski von RB Leipzig ausleihen. Der 19-jährige Mittelstürmer soll bis 2022 für den 1. FCN stürmen. Eine Kaufoption sollen die Franken nicht bekommen, RB-Coach Julian Nagelsmann hält große Stücke auf Borkowski. Dieser wäre aber ein weiterer Offensivspieler und würde die Schwächen in der Defensive nicht beheben.

Sportvorstand Hecking kann wegen der Pandemie und der engen Finanzen sicher nicht so handeln, wie er gerne würde, aus der Verantwortung nimmt ihn das nicht. Nicht zu vergessen, dass Klauß seine Wahl als Trainer war.

Verloren ist nichts, verdammt aufpassen muss der Club jedoch. Die so gerne von den Verantwortlichen propagierte sportliche Entwicklung auf dem Platz hat nicht stattgefunden, sie ist aktuell eher rückläufig. Vor einem Jahr hatte der FCN nach 18 Spieltagen 19 Zähler, nun sind es 20. Der Umschwung muss schleunigst her, sonst geht es dem neunmaligen Deutschen Meister am Ende wie 1860 München, das einst nach einer gewonnenen Relegation aufatmete, um 2017, zwei Jahre später, doch in einer weiteren Relegation abzusteigen. Gegen Jahn Regensburg.

Frank Linkesch

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