2. Bundesliga

Entlassener Neururer: "Dazu stehe ich auch"

Bochum: Heinemann übernimmt vorerst - Villis enttäuscht

Entlassener Neururer: "Dazu stehe ich auch"

Steht in Bochum nicht mehr in der Verantwortung: Peter Neururer und der VfL gehen getrennte Wege.

Steht in Bochum nicht mehr in der Verantwortung: Peter Neururer und der VfL gehen getrennte Wege. imago

Der VfL Bochum zeigt also klare Kante. Überstürztes Handeln kann Christian Hochstätter und Co. dabei allerdings nicht vorgeworfen werden. Nicht nur im kicker-Interview in der vorigen Saison hatte der Bochumer Sportdirektor seinem zeitweise heftig kritisierten Trainer den Rücken gestärkt und zur Kontinuität bei der Besetzung des Übungsleiter-Postens gemahnt . Noch im Sommer hatte Hochstätter dem auch bei Teilen der Fans höchst umstrittenen Neururer gegen interne Widerstände verteidigt; auch in der Führungsebene erhoben sich nach der mäßig verlaufenen letzten Saison Stimmen, ohne Neururer weiterzumachen, der mit seiner speziellen, sehr offenen und ehrlichen Art polarisiert.

Sportliche Berg- und Talfahrt

Die Leistungen der neuen Saison schienen Hochstätter zu bestätigen. Denn mit völlig neu formierter Mannschaft marschierte der VfL nach sechs Spieltagen sogar an die Zweitligaspitze und versöhnte die Anhänger mit einer neuen, schnellen, attraktiven Spielweise, auch wenn gerade in Heimspielen der große Wurf ausblieb. Doch trotz einer merkwürdigen Heimserie, als sechs Spiele hintereinander 1:1 endeten, gehörte der VfL zunächst zu den Top-Teams der Liga, bevor Bochum zuletzt mit nur einem Sieg aus den jüngsten zehn Partien mächtig an Boden verlor und bis auf Rang zehn abrutschte.

Ganz schwach trat die Mannschaft vor zehn Tagen beim FC Ingolstadt auf, und am Freitag gelang nur mit sehr viel Mühe ein 3:3 gegen Schlusslicht FC St. Pauli, wobei die Mannschaft zwar drei Mal einen Rückstand aufholte, spielerisch aber erneut fast alles schuldig blieb. Aber: Nicht mit rein sportlichen Gründen erklärte Hochstätter nun die sofortige Trennung von Neururer, sondern mit vereinsschädigendem Verhalten.

Ich habe meinen Kapitän bestätigt. Dazu stehe ich auch. Aber das hat aus meiner Sicht nichts mit vereinsschädigendem Verhalten zu tun.

Peter Neururer zu den Vorwürfen des vereinsschädigenden Verhaltens

Denn der Trainer hatte unter anderem Kapitän Andreas Luthe in seiner inzwischen ausgeräumten Kritik an Aufsichtsrats-Chef Hans Peter Villis beigepflichtet. "Mentalität und Charakter habe ich nicht gesehen", hatte Bochums Aufsichtsratschef nach dem 0:3 in Ingolstadt verärgert kritisiert. Luthe hielt nach dem 3:3 gegen St. Pauli dagegen, die Mannschaft habe einen "Riesenteamgeist" bewiesen und ergänzt: "Wenn man so etwas von sich gibt, dann sollte man sich vielleicht hier mal blicken lassen." Dieser Zwist ist inzwischen ausgeräumt, im Raum steht allerdings der harte Vorwurf des vereinsschädigenden Verhaltens gegen Neururer, der sich von der Entlassung am Dienstag "geschockt" zeigte. "Ich habe meinen Kapitän bestätigt. Dazu stehe ich auch. Aber das hat aus meiner Sicht nichts mit vereinsschädigendem Verhalten zu tun", sagte der 59-Jährige der dpa.

Villis zeigte sich von Neururers Verhalten "persönlich enttäuscht" und begründete den Schritt der Entlassung: "Als Verein haben wir stets zu ihm gehalten. Aber wir brauchen Ruhe im Verein, und deshalb haben wir die Kosequenzen aus seinen Äußerungen der vergangenen Tage gezogen."

Sportdirektor Christian Hochstätter verwies am Dienstagmittag darauf, Neururer habe "Spielern das Recht zugesprochen, das höchste Gremium im Verein zu kritisieren"; jüngst hatte auch Hochstätter einen scharfen Konter Neururers erlebt. Denn der Sportdirektor hatte das 0:3 in Ingolstadt als "peinlich" gebranntmarkt, Neururer hatte dagegengehalten, der Auftritt sei "alles andere als peinlich" gewesen. Im Rückblick bestätigte Hochstätter, man habe "eineinhalb Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet"; nun war offenbar der Zeitpunkt gekommen, die Reißleine zu ziehen. Wegen Neururers Äußerungen - und auch, wie Hochstätter bestätigte, weil "die sportliche Performance der jüngsten zehn Spiele nicht so prickelnd" gewesen sei.

Heinemann übernimmt interimsmäßig

Nach Neururers Entlassung aus dem bis 2015 befristeten Vertrag übernimmt der langjährige Bochumer Profi und Co-Trainer Frank Heinemann zunächst bis zum Jahresende und bereitet den Tabellenzehnten auch auf das nächste Zweitligaspiel am Freitag in Sandhausen vor. Ihm zur Seite steht Dimitrios Grammozis, bisher im Bochumer Jugendbereich tätig.

Neururers zweiter Abschied vom VfL

Für Neururer endet somit seine zweite Amtszeit beim Revierklub. Schon zwischen Dezember 2001 und Sommer 2005 stand er für den VfL an der Seitenlinie und führte den Verein in dieser Zeit sogar ins internationale Geschäft. Im UEFA-Cup schied Bochum in der Saison 2004/2005 allerdings bereits in der ersten Runde gegen Standard Lüttich aus (0:0, 1:1). Zum Saisonende war Schluss. Ebenso wie jetzt. Vor Neururer mussten bereits vier andere Zweitliga-Trainer in dieser Spielzeit ihren Hut nehmen: Valerien Ismael in Nürnberg, Ricardo Moniz bei 1860 München, Falko Götz in Aue und Roland Vrabec auf St. Pauli.

Oliver Bitter / kon

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