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Eine Ansage und Trostpreise: Fünf Erkenntnisse zum Ballon d'Or

La Liga räumt in Paris ab

Eine Ansage und Trostpreise: Fünf Erkenntnisse zum Ballon d'Or

Umstrittene und unumstrittene Preisträger: Alexia Putellas, Karim Benzema, Manchester City (v. li.).

Umstrittene und unumstrittene Preisträger: Alexia Putellas, Karim Benzema, Manchester City (v. li.). Getty Images (3)

Alter schützt vor Leistung nicht

Vielleicht konnte Karim Benzema seinen großen Moment deshalb so genießen, weil er so lange darauf hingearbeitet hatte. Zwei Monate vor seinem 35. Geburtstag wurde der Franzose erstmals mit dem Ballon d'Or prämiert, so alt war seit Sir Stanley Matthews - bei der Premierenausgabe 1956 - kein Preisträger mehr gewesen.

Damit hat Benzema zwar keinen neuen Trend gestartet, aber er ist definitiv Teil davon. Vergangenes Jahr hatte auch Lionel Messi 34-jährig triumphiert. Und Robert Lewandowski, der für einige rechtmäßige Sieger von 2021, der auch in der laufenden Spielzeit wieder eifrig trifft, kann seine Qualität ebenfalls bis ins gehobene Alter erhalten. Kein Druck also für Kylian Mbappé, der sechstplatziert erneut ein wenig bedröppelt dreinblickte: Der 23-Jährige hat ja noch Zeit.

La Liga macht eine Ansage

Fast alles, was Rang und Namen hat, wechselt dieser Tage in die Premier League. Dort gibt es das meiste Geld, den meisten Hype, die fesselndsten Spiele. Und doch triumphierten am Montagabend in Paris nicht deren Protagonisten, sondern vielmehr jene aus Spaniens La Liga.

Der Ballon d'Or ging an Real-Stürmer Benzema, dessen Teamkollege Thibaut Courtois als bester Torhüter ausgezeichnet wurde. Der beste Torjäger der vergangenen Saison war Robert Lewandowski, der inzwischen für den FC Barcelona stürmt und dort unter anderem von Gavi bedient wird, den die ehemaligen Ballon d'Or-Sieger via Kopa-Trophäe zum größten U-21-Talent kürten.

Auch bei den Frauen triumphierte mit Alexia Putellas ein Aushängeschild des FC Barcelona - und das dürfte den Engländerinnen und Engländern wahrscheinlich am wenigsten schmecken. Beth Mead, Torschützenkönigin und beste Spielerin beim englischen EM-Triumph, landete hinter Putellas nur auf Platz zwei.

Legionäre dominieren die Top-Ligen

Einmal mehr wurde deutlich: Wer beim Ballon d'Or oben mitmischen will, wird das wahrscheinlich nicht mehr im Trikot von Ajax oder Benfica bewerkstelligen können. Die Top-Ligen dominieren. Allerdings nicht mit einheimischen Spielern.

England, Spanien, Deutschland und Italien stellen zwar die wahrscheinlich stärksten Fußballligen der Welt, in der Top 10 bei der Wahl der Männer findet sich jedoch kein Engländer, kein Spanier, kein Deutscher und auch kein Italiener wieder. Erst auf Platz 21 erscheint schließlich Harry Kane.

Es wird Leistungssprünge geben

Was über Jahre wohl der inoffizielle Bewertungszeitraum war, ist nun der offizielle: nicht das Kalenderjahr, sondern die zurückliegende Vereinssaison. Und so kam es - so sollte es ja auch kommen - zu ein paar Ergebnissen, die sich in zwölf Monaten so wohl nicht wiederholen werden.

Ballon d'Or - die Top 30: CR7 auf Platz 20, Haaland Zehnter

Erling Haaland, der bei Englands Titelanwärter Manchester City sämtliche Bestmarken kurz und klein schießt, wurde im Ballon-d'Or-Ranking lediglich Zehnter. Wenn Christopher Nkunku auch weiterhin eine zweite so starke Saison spielt, wird er im kommenden Jahr nicht mehr ganz ohne Punkte dastehen. Und Gavi aller Voraussicht nach in keiner Wertung mehr vor Jude Bellingham oder Jamal Musiala landen.

"France Football" händigt Trostpreise aus

Nicht wenige hatten im vergangenen Jahr die Augen verdreht, als Lewandowski, der den Award wegen dessen Aussetzung 2020 gar nicht gewinnen konnte, erneut leer ausging. Und als Zweitplatzierter hinter Lionel Messi mit einem neuen Award, der seit 2022 "Gerd Müller Trophy" heißt, als "bester Stürmer" vertröstet wurde.

Obwohl die Einführung des "Socrates-Awards" für soziales Engagement, dessen erster Preisträger Sadio Mané wurde, eine sympathische Entscheidung war, muss sich "France Football" den Vorwurf, auch Trostpreise auszuhändigen, weiterhin gefallen lassen. Anders lässt sich die Auszeichnung für das in der Champions League erneut leer ausgegangene Manchester City als "Klub des Jahres" - vor CL-Sieger Real Madrid - nämlich nicht erklären.

nba