3. Liga

Drittligisten befürchten Wettbewerbsbeschränkungen

15 Klubs fordern Antworten von DFL- und DFB-Spitze

Drittligisten befürchten Wettbewerbsbeschränkungen

15 Drittligisten fürchten, im Inverstorenprozess benachteiligt zu werden, und wenden sich nun an DFL und DFB.

15 Drittligisten fürchten, im Inverstorenprozess benachteiligt zu werden, und wenden sich nun an DFL und DFB. IMAGO/foto2press

Offenkundig fühlen sich die Drittligisten unzureichend informiert in der Investorenfrage. Dies geht zumindest aus dem fünfseitigen Schreiben hervor, das 15 Klubs an die kommissarische Liga-Führung, bestehend aus dem Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann und dem Freiburger Finanzvorstand Oliver Leki sowie an Ansgar Schwenken (Mitglied der DFL-Geschäftsleitung), gerichtet haben, das dem kicker vorliegt und das mehrere Fragen thematisiert. So etwa die folgende: "Müssten bei der vermeintlichen Verteilung der durch den Investor zu erzielenden Erlöse nicht auch diejenigen Klubs beteiligt werden, die in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten zum Reputationsaufbau der Marke ,Bundesliga‘ beigetragen haben?"

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Das Gros der Drittligisten ist demnach der Meinung, dass sich "die prinzipielle Offenheit des Ligasystems und die von Saison zu Saison sich verändernde Ligazusammensetzung zwingend in den Entscheidungsprozessen und im Kreis der (mutmaßlich) profitierenden Klubs sich widerspiegeln" sollte.

Hintergrund: An diesem Mittwoch kommen die 36 Gesellschafter des Ligaverbandes in Frankfurt/Main zusammen und stimmen über einen Minderheitsanteilsverkauf einer Tochtergesellschaft, die die Medienrechte hält, ab. Bis zu zwei Milliarden Euro erhoffen sich die Befürworter des Deals von einem Private-Equity-Partner hierfür. Nötig ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Via Spiegel kritisierte DFL-Präsidiumsmitglied Oke Göttlich zuletzt unter anderem, dass noch zu viele Fragen offen seien. Der Präsident des FC St. Pauli bläst damit in ein ähnliches Horn wie die 15 Drittligisten.

Drittligisten befürchten weitere Spaltung und drohen mit kartellrechtlichen Konsequenzen

Diese befürchten zudem eine noch stärkere Abkoppelung der ersten beiden Ligen durch die finanziellen Folgen des Deals: "Gerade die Mittel für infrastrukturelle Maßnahmen oder diejenigen, die zur freien Verfügung gestellt werden, führen aus unserer Sicht allerdings dazu, dass die Unterschiede zwischen den Ligen bzw. den Klubs der Ligen, hier zwischen Bundesliga und 2. Liga einerseits und der 3. Liga bzw. sogar darunter angesiedelter Ligen und deren Klubs andererseits (noch) größer werden und es für (ambitionierte) Klubs unterhalb der aktuellen DFL Organisation erschwert, wenn nicht gar verhindert wird, sich nachhaltig in höheren Ligen zu etablieren."

Weiter führen sie aus: "Der Aufbau der o.g. Markteintrittsbarrieren durch die DFL bzw. die aktuellen DFL-Mitglieder könnten in dieser Hinsicht nach unserer Auffassung Wettbewerbsbeschränkungen und Diskriminierungen zu Lasten anderer Klubs darstellen, die nur unter hohen Voraussetzungen zu rechtfertigen sind und sorgsame Abwägung der betroffenen Interessen unter Berücksichtigung der Wahrung der ,competitive balance‘ (Wettbewerbsbalance, Anm. d. Red.) zwischen den im Profifußball tätigen Klubs und zwischen den Ligen erfordern. Sollte eine Verteilung von Investoren-Geldern letztlich als nicht sachgerecht und damit als kartellrechtswidrig angesehen werden, zöge dies entsprechend aus unserer Sicht nicht nur Konsequenzen im Verhältnis zwischen Klubs und DFL, sondern ggf. auch kartellbehördliche Konsequenzen nach sich."

Zudem bemängeln sie das Risiko künftiger Mindereinnahmen im Falle eines Anteilsverkaufs für künftige DFL-Mitglieder, also Aufsteiger aus der 3. Liga. Lediglich die derzeitigen DFL-Klubs würden "nach der veröffentlichen Informationslage allerdings von den jetzt eingeworbenen Mitteln profitieren. Für Klubs, die gegenwärtig nicht zu diesen 36 Mitgliedern gehören, stellt sich das Kalkül aber anders dar: Zukünftige Teilnehmer tragen das o.g. Risiko von Mindereinnahmen, ohne dass diesem Risiko eine finanzielle Entschädigung gegenübersteht."

Bei einem Medientermin vor drei Wochen hatten Hellmann und Leki allerdings erklärt, dass beispielsweise der Anteil an dem Investorengeld, der den Klubs zur freien Verfügung gestellt werden, über einen Zeitraum von fünf Jahren gestreckt ausgeschüttet werden soll.

Vereine grundsätzlich offen für externe Geldgeber

Grundsätzlich, so erläutern die Drittligisten, seien sie jedoch offen für die Gewinnung externer Geldgeber: "Anders als die fundamentale Kritik aus den Fankurven, in denen die Zusammenarbeit mit einem Investor entlang der auch im Kontext der 50+1-Diskussion hervorgebrachten Argumentationslinie abgelehnt wird, möchten wir betonen, dass wir mit Blick auf die aktuell diskutierte Frage hier und im Folgenden in keiner Weise das grundsätzliche Vorhaben der Gewinnung von Investoren in Frage stellen."

Unterzeichnet ist der Brief von Dynamo Dresden, FC Ingolstadt, FSV Zwickau, Rot-Weiss Essen, SpVgg Bayreuth, SV Waldhof Mannheim, VfB Oldenburg, VfL Osnabrück, Erzgebirge Aue, FC Saarbrücken, MSV Duisburg, SC Verl, SV Meppen, 1860 München und Viktoria Köln.

DFB als Interessenvertretung gefordert

In einem weiteren Schreiben fordern die Klubs die beim DFB zuständigen Vertreter, Generalsekretärin Heike Ullrich, Geschäftsführer Manuel Hartmann und Tom Eilers, den Vorsitzenden des Drittligaausschusses, "im Kontext der Thematik hier explizit als unsere Interessenvertretung zu fungieren, d.h. die Berücksichtigung der aufgezeigten Konsequenzen für Klubs unterhalb der DFL im Austausch mit den DFL-Vertretern im Sinne der prinzipiellen Offenheit des Ligasystems und der Vermeidung des Aufbaus von (wirtschaftlichen) Markteintrittsbarrieren zu erörtern und ggf. auszuräumen."

Dabei spielt auch das Thema Grundlagenvertrag eine Rolle. In diesem aktuell neu auszuhandelnden Konstrukt, das die Beziehung zwischen DFB und DFL im Allgemeinen regelt und im Speziellen die Verpachtung der Bundesligarechte, befinden sich die Parteien eigentlich auf der Zielgeraden.

"Ob die DFL-Pläne mit dem geltenden bzw. dem aktuell zwischen DFL und DFB verhandelten Grundlagenvertrag vereinbar sind, ist eine essenzielle Frage, die lediglich von Vertretern des DFB selbst, weniger von der DFL beantwortet werden kann", verlangen die Drittligavertreter Rückmeldung von den DFB-Führungskräften.

Benni Hofmann

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