BVB-Coach Lucien Favre, der mit einer auf acht Positionen umgebauten Startelf unter der Woche durch das 2:0 in der Champions League bei der AS Monaco den Gruppensieg unter Dach und Fach gebracht hatte, rotierte für das Ligaspiel komplett zurück. Seine acht Wechsel im Überblick: Torwart Hitz, Toprak, Schmelzer (nicht im Kader), Weigl, Dahoud, Pulisic, Philipp und Götze wichen. Dafür begannen Keeper Bürki, Piszczek, Akanji, der ehemalige Bremer Delaney, Witsel, Sancho, Reus und Paco Alcacer.
Bremens Trainer Florian Kohfeldt reagierte indes auf das wichtige 3:1 gegen Düsseldorf (erster Dreier nach fünf Spielen ohne Sieg) mit drei Wechseln: Moisander kehrte nach Gelb-Rot-Sperre für Friedl (Bank) zurück, außerdem starteten Harnik und der in Lüdenscheid geborene Ex-Dortmunder Sahin bei seiner alten Liebe, war vor dem Spiel offiziell verabschiedet worden und wurde nach Spielschluss nochmals lautstark gefeiert. Möhwald und der 40-jährige Oldie Pizarro nahmen indes auf der Bank Platz.
Paco Alcacer lauert, jubelt, beschwert sich und jubelt
Für Möhwald war die Ausruhzeit aber bereits nach 18 Minuten beendet, nachdem sich Klaassen, der sich ein elfmeterwürdiges und nicht anerkanntes Foul an Reus erlaubt hatte (11.), bei einer starken Rettungstat auf der Torlinie (Paco-Alcacer-Schuss über Torwart Pavlenka hinweg) am Knie verletzt hatte (7.). Bis dahin hielt Werder im Übrigen stark mit, ging wie der Gastgeber auch früh vorne drauf, verzichtete weitestgehend auf lange Schläge - und suchte nach Tormöglichkeiten.
Bundesliga, 15. Spieltag
Direkt nach der Möhwald-Hereinnahme in Minute 18 erlaubten sich die Werderaner allerdings die erste Nachlässigkeit gegen einen insgesamt besseren BVB, der vor allem mit seinen pfeilschnellen Angreifern immer wieder Vorteile hatte. Ein Guerreiro-Freistoß aus dem rechten Halbfeld fand Stürmer Paco Alcacer - und der Spanier nickte rechts unten ein (19.). Sofort ging aber auch die Fahne hoch, was lautstarke Beschwerden nach sich zog. Schiedsrichter Guido Winkmann bemühte allerdings den Videobeweis, revidierte die Entscheidung schließlich nach Kölner Kontrolle - und somit stand es 1:0 für die Borussen (20.). Dies war im Übrigen Paco Alcacers elftes Ligator im zehnten Einsatz.
Langkamp-Patzer, Schnelligkeit, Kälte
Nur sieben Minuten später stand auch schon das 2:0 auf der Anzeigentafel - und wieder erlaubte sich die Hintermannschaft der Bremer einen Fehler. Langkamp schoss im Aufbau seinen Mitspieler Möhwald an, ehe der Dortmunder Express anrollte. Nach Sancho-Pass in den Rückraum stand schlussendlich Reus frei und schoss souverän links unten ein (28.).
Aus SVW-Sicht sicherlich ein unnötiger Rückstand, weil man gegen den Tabellenführer mutig agierte, gute Ansätze zeigte und einige Male selbst für Gefahr sorgen konnte. Doch die Grün-Weißen gaben sich zu keinem Zeitpunkt auf - und belohnten sich mit einem absolut sehenswerten Anschlusstor. Augustinsson legte hier vor dem gegnerischen Strafraum ab für Kruse - und der Werder-Kapitän donnerte die Kugel kurzerhand aus 16 Meter mit seinem rechten Fuß unter die Querlatte (35.). Kurz vor der Pause hätte sich Harnik beinahe die Chance aufs 2:2 geboten, Delaney funkte aber taktisch dazwischen (45.+2). Andererseits wäre immer wieder auch ein dritter BVB-Treffer drin gewesen (Sancho, 28; Reus, 40.; Guerreiro, 44.).
Anschlusstreffer geglückt, Aufholjagd nicht: Max Kruse und Werder Bremen. imago
Chancen hüben wie drüben
Direkt zu Wiederbeginn ging indes Werder sofort mehr Risiko - und spielte sich prächtige Chancen von Kruse (46.) und Möhwald (51., 53.) heraus. Die Dortmunder indes sammelten selbst auch weitere Abschlüsse, allerdings scheiterten hier Sancho (48.) und Reus (57.). Kurzum: In diesen Minuten war eine Vollgas-Veranstaltung im Signal-Iduna-Park geboten. Aus neutraler Sicht machte das Spaß.
Das 3:1 liegt in der Luft
Es folgte eine unfreiwillige Unterbrechung, weil sich plötzlich Referee Winkmann an der linken Wade behandeln lassen musste - und das Spiel so kurz unterbrochen war. Weiter ging es indes mit einer Möglichkeit für Kruse (67.) und einem Chancen-Festival der Schwarz-Gelben: Sancho vergab frei vor Torwart Pavlenka (68.), Guerreiro scheiterte ebenfalls am Schlussmann (68.) und Paco Alcacer verpasste eine Hereingabe knapp (69.).
Volle Offensive mit Sargent und Osako - verpufft
In den letzten Minuten warf Werder-Coach Kohfeldt noch einmal alles nach vorn, brachte auch noch Osako und den 18-jährigen US-Amerikaner Sargent (zweiter Einsatz, ein Tor). Doch gegen eine stabile Abwehr gelang nichts mehr. Weil ein BVB-Konter zwar in einem Tor mündete, der Treffer von Joker Götze aber nach Videobeweis aberkannt wurde, blieb es beim 2:1 für den Bundesliga-Tabellenführer.
Gleich unter der Woche geht es mit dem 16. Spieltag weiter: Spitzenreiter Dortmund, der mit diesem Dreier zugleich vorzeitiger Herbstmeister ist und den Vorsprung im Tableau auf die Verfolgerschaft auf Gladbach und Bayern München auf neun Punkte ausgebaut hat, ist am Dienstag (20.30 Uhr) bei Aufsteiger Düsseldorf zu Gast. Der SVW empfängt einen Tag später (20.30 Uhr) die 1899 Hoffenheim.