Bundesliga

VfB-Ärger über Elfmeter - Lutz Wagner: "Ich verstehe den Unmut"

Nach vielen Diskussionen in Pokal und Bundesliga

DFB-Lehrwart Wagner: "Ich verstehe den Unmut"

VfB-Profi Waldemar Anton versucht in Leverkusen, Referee Sven Jablonski auf ein Handspiel hinzuweisen. Rechts DFB-Lehrwart Lutz Wagner.

VfB-Profi Waldemar Anton versucht in Leverkusen, Referee Sven Jablonski auf ein Handspiel hinzuweisen. Rechts DFB-Lehrwart Lutz Wagner. imago images (2)

"Die Schiris haben sich viel Mühe gegeben, es mir zu erklären. Und ich mir viel Mühe, es zu verstehen. Es gelingt nicht." - "Ich verstehe die Handregel gar nicht mehr."

Was Horst Heldt, der Geschäftsführer des 1. FC Köln, und Pellegrino Matarazzo, der Trainer des VfB Stuttgart, in den vergangenen Tagen beklagten, dürfte vielen Fans aus der Seele gesprochen haben. Allen voran in den DFB-Pokal-Achtelfinals Dortmund-Paderborn (3:2 n.V.) und Regensburg-Köln (4:3 i.E.) sowie in der Bundesliga zwischen Leverkusen und Stuttgart (5:2) sorgten Schiedsrichter-Entscheidungen für jede Menge Unverständnis.

"Ich verstehe den Unmut der Vereine und der Fans in diesen Fällen", sagt Lutz Wagner, der Schiedsrichter-Lehrwart des DFB im kicker-Interview (Montagausgabe). "Es ist auf den ersten Blick sehr schwer, alle Möglichkeiten nachzuvollziehen. Im Regelwerk sind einige Zusätze dazugekommen, die es kompliziert machen."

Die drei prominentesten Entscheidungen der vergangenen Woche waren für viele Beobachter nicht nur schwer nachzuvollziehen - sie waren teilweise auch noch falsch. Wagner nimmt die drei Fälle im kicker noch einmal unter die Lupe.

Wagner erklärt "bad play" und "save"

Beim Dortmunder 3:2-Siegtor gegen Paderborn "ging es um die Frage, ob der Abwehrspieler versucht hat, bewusst den Ball zu spielen. Dieses Spielen hebt das Abseits auf, auch wenn es nicht gut gelingt. Der englische Originaltext der Regeln spricht dann von einem 'bad play'. In Dortmund musste Schiedsrichter Tobias Stieler also entscheiden, ob diese Ballberührung vorlag, was schwer zu erkennen war. Er tat es nach Wahrnehmung und Gehör und lag sehr wahrscheinlich richtig damit, zumindest konnte nicht das Gegenteil bewiesen werden."

Beim vermeintlichen Kölner 3:1 in Regensburg sei es dann um "eine Ausnahme von dieser Regel" gegangen, so Wagner, nämlich "eine sogenannte Torabwehraktion, englisch 'Save'. Ob diese in Regensburg vorlag, ist Auslegungssache. Man konnte sehen, dass der Ball am Tor vorbeigegangen wäre und dass hinter dem Verteidiger, der den Ball gespielt hat, noch weitere standen, die auch hätten eingreifen können. Das spricht nach meiner Auffassung gegen eine Torabwehraktion und damit für kein Abseits und Weiterspielen. Dieser Regelpassus wurde übrigens eingeführt, weil man den Feldspieler dem Torhüter gleichstellen wollte."

"Ich bin nicht immer mit allen Änderungen zufrieden"

Und beim nicht gegenebenen Handelfmeter in Leverkusen, der nicht nur VfB-Trainer Matarazzo verzweifeln ließ und das unmittelbar folgende Tor zum 3:1 für Bayer erst ermöglichte, habe es "Argumente für eine Strafwürdigkeit - die Position des Arms auf bzw. über Schulterhöhe - und dagegen" gegeben, befindet Wagner: "Der rechte Arm war vor dem Körper und nicht weit vom Körper, also nicht unnatürlich, abgespreizt. Also keine klare Fehlentscheidung und damit kein zwingender VAR-Eingriff. Für mich jedoch nach Abwägung von Pro und Contra ein strafbares Handspiel."

Doch woher rühren die von Wagner erwähnten Regel-Zusätze überhaupt? "Neueinführungen ziehen Veränderungen nach sich, weil Fälle auftreten, die man in der Theorie nicht bedacht hat", erklärt der Ex-Schiedsrichter. "Diese Nachbesserungen machen es oft den Schiedsrichtern nicht leichter. Daher bin ich nicht immer mit allen Änderungen zufrieden."

Hat das IFAB zuletzt zu viel geändert? Mehr zu den Regel-Debatten und das ganze Interview mit Lutz Wagner lesen Sie im aktuellen kicker - hier auch als e-Magazine.

jpe