DFB-Pokal

Dortmunds 3:2 gegen Paderborn: Warum Tobias Stieler korrekt handelte

Das sagen die Regeln

Dortmunds 3:2 in der Analyse: Warum Stieler korrekt gehandelt hat

Im Mittelpunkt vieler Diskussionen: Schiedsrichter Tobias Stieler.

Im Mittelpunkt vieler Diskussionen: Schiedsrichter Tobias Stieler. picture alliance

Steffen Baumgart war gar nicht mehr zu beruhigen, sprach von "Scheiß" und "absoluter Frechheit", warf Schiedsrichter Tobias Stieler fehlenden Respekt und Arroganz vor. Und alles hatte mit der 95. Minute des DFB-Pokal-Achtelfinals zwischen Borussia Dortmund und dem SC Paderborn zu tun.

Erling Haaland hatte in der Verlängerung nach einem langen Ball von Thomas Delaney das 3:2-Siegtor für den BVB erzielt, obwohl er sich wohl in einer knappen Abseitsposition befunden hatte. Das Knifflige: Der Paderborner Svante Ingelsson hatte den bewussten Versuch unternommen, Delaneys Ball irgendwie abzublocken oder abzufälschen.

Lag ein "Deliberate Play" vor oder nicht?

Die Frage war: Hatte er den Ball berührt? Dann nämlich hätte eine sogenanntes "Deliberate Play" vorgelegen, also ein absichtliches Spielen des Balles eines gegnerischen Spielers, das Haalands Abseitsstellung nicht strafbar gemacht hätte. Dabei ist nicht entscheidend, wie stark die Berührung ist oder ob sich die Flugbahn des Balls sichtbar ändert.

Nach einer langen Unterbrechung gab Stieler nach Rücksprache mit dem Videoassistenten Matthias Jöllenbeck schließlich das Tor, ohne sich die Szene allerdings einmal selbst am Spielfeldrand anzuschauen. Das war es, was SCP-Trainer Baumgart nach dem Schlusspfiff so sehr in Rage brachte.

Stieler und ein Assistent hörten den entscheidenden Ballkontakt

Auch wenn die Paderborner am Dienstagabend eine zufriedenstellende Erklärung vermissten und ihr Ärger auch angesichts der minutenlangen Unterbrechung nachvollziehbar war: Stieler hatte sich doppelt regelkonform verhalten.

Erstens: Die Entscheidung, das Tor zu geben, war vertretbar. Stieler hatte laut DFB auf dem Platz ein "bewusstes Berühren des Balles" durch Ingelsson wahrgenommen, was der VAR nach Sichtung der TV-Bilder "nicht zweifelsfrei" hatte widerlegen können - daher gab es keinen Anlass für einen Eingriff oder die Empfehlung, sich die Aktion selbst noch einmal anzuschauen.

Wie der kicker erfuhr, hörte Stieler ebenso wie einer seiner Assistenten Ingelssons Ballkontakt und war sich deshalb zu 100 Prozent sicher, dass es diesen gegeben hatte. Für Stielers Wahrnehmung sprach auch, dass zumindest in einer TV-Wiederholung ein entsprechendes Geräusch zu hören ist, als Ingelsson zum Ball geht. Und BVB-Profi Emre Can sagte bei "Sky": "Ich weiß auf jeden Fall, dass er ihn berührt hat, ich habe es bis hinten gehört."

Dass Stieler nicht zum Monitor ging, entsprach den Vorgaben

Und zweitens: Weil die Frage "Ballberührung oder nicht?" genauso wie eine Abseitsstellung eine rein faktische Bewertung erfordert und keine qualitative, fällt sie in den Aufgabenbereich des VAR. Hätte Stieler die Szene selbst noch einmal am Monitor überprüft, hätte das bei den Beteiligten und auch den Zuschauern vielleicht einen besseren Eindruck gemacht, jedoch nicht den Anweisungen für die Schiedsrichter entsprochen.

jpe