Bundesliga

"Stan" Libuda: Der Schalker, der auch die BVB-Fans gewann

"Stan" Libuda wäre an diesem Dienstag 80 geworden

Der Schalker, der zähneknirschend nach Dortmund wechselte und beide Fan-Herzen gewann

Titelsammler mit Dortmund und Schalke: Reinhard "Stan" Libuda.

Titelsammler mit Dortmund und Schalke: Reinhard "Stan" Libuda. imago images (2)

Es gibt Spieler, bei denen man genau weiß, was man kriegt. Beständige Leistungen tagein, tagaus, die Zuverlässigkeit in Person. Trainerlieblinge, solche Spieler. Reinhard Libuda war kein solcher Spieler. Trat ihm ein Gegner auf die Socken, pfiffen ihn gegnerische Fans aus, konnte der schüchterne "Stan", getauft nach dem großen Stan Matthews, vom besten Rechtsaußen Deutschlands schon mal zum Totalausfall werden.

Deshalb brauchte Libuda seine Heimat, seinen FC Schalke und die Glückauf-Kampfbahn, um an guten Tagen, nachdem er links angetäuscht hatte, an jedem Gegenspieler rechts vorbeizukommen. Nach dem größten seiner 26 Länderspiele, in der Gruppenphase der WM 1970 gegen Bulgarien, stöhnte der bulgarische Trainer Stefan Boschkow: "Diesen Mann kann man nur mit einer Flinte erlegen." An guten Tagen, versteht sich.

Bundesliga 1965: Schlusslicht Schalke stieg gar nicht ab

Fünf Jahre zuvor, im Frühsommer 1965, schienen die guten Tage für den Dribbelkünstler bereits gezählt zu sein. Schalke war aus der noch jungen Bundesliga abgestiegen, das hatte auch der sensible Libuda nicht verhindern können. Nun musste der damals 21-jährige Nationalspieler eine schwere Entscheidung treffen - er entschied sich, weiterhin in der Bundesliga zu spielen. Was bedeutete, dass er seinem Herzensverein den Rücken kehren musste.

Und weil der junge Mann so heimatverbunden, mehr vielleicht noch heimatgebunden war, kam ein Wechsel quer durchs Land nicht in Frage. Die bittere Pille, die Libuda zu schlucken hatte, auch wenn die Rivalität noch nicht so intensiv war, wie sie das später werden sollte: Schweren Herzens ging er zum BVB.

Wenige Wochen später der Schock: Das Teilnehmerfeld der Bundesliga wurde von 16 auf 18 Mannschaften ausgeweitet, Schalke stieg gar nicht ab. Libuda hätte S04 nicht verlassen müssen. Blöd gelaufen. Nun trug er Schwarz-Gelb.

Das Tor zum ersten deutschen Europapokalsieg

Zur fleischgewordenen Trauerweide ließ sich "Stan" von dieser Verkettung unglücklicher Ereignisse nicht machen. Im Gegenteil. Der spätere Ehrenspielführer des FC Schalke 04 trug sich gleich in seiner ersten Saison auch in Dortmund in die Geschichtsbücher ein, als er den BVB in der Final-Verlängerung im Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Liverpool zum ersten Europapokalsieg einer deutschen Mannschaft schoss. Ausgerechnet den BVB.

Erfolg kann glücklich machen, Libuda wurde es in Dortmund aber nicht. 1968 kehrte er nach Gelsenkirchen zurück, wo er 1972, ehe er wegen seiner Verstrickung in den Bundesliga-Skandal zwischenzeitlich gesperrt wurde, auch mit Schalke einen Titel gewann, den DFB-Pokal.

Als Libuda 1999 in die Jahrhundertelf seines Herzensvereins gewählt wurde, war er, der am heutigen Dienstag seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte, nach einem Schlaganfall im Alter von 52 Jahren schon viel zu früh verstorben. Zehn Jahre später setzten die BVB-Fans seinen legendären Treffer gegen Liverpool bei ihrer Wahl zum Tor des Jahrhunderts - hinter Lars Rickens Heber zum Champions-League-Sieg 1997 - auf Platz zwei.

Niklas Baumgart

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