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Vor 54 Jahren: Borussia Dortmund holt den ersten deutschen Europapokal

Wie "Stan" Libuda Shanklys Liverpool düpierte

Heute vor 54 Jahren: Dortmund holt den ersten deutschen Europapokal

Die Kapitäne Wolfgang Paul (l.) und Ron Yeats bei der Seitenwahl.

Die Kapitäne Wolfgang Paul (l.) und Ron Yeats bei der Seitenwahl. imago images

Die Wetten in den englischen Zeitungen standen 7:4 und 5:2 für Liverpool - auch für dessen Manager Bill Shankly stand außer Frage, wer am 5. Mai 1966 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger gewinnen würde: "Wir sind unschlagbar." Shankly irrte.

Der kicker notiert: "Die würdige Mannschaft gewann"

42.000 Zuschauer im Hampden Park von Glasgow erlebten nach den Treffern von Sigfried Held (61.) und Roger Hunt (68.) eine umkämpfte Verlängerung, die Reinhard "Stan" Libuda mit einem Geniestreich für den vermeintlich chancenlosen BVB entschied (107.) - es ist der erste Europapokalsieg eines deutschen Teams. "Europa ist sich einig, dass eine würdige Mannschaft das Finale gewann", notierte der kicker in seiner damaligen Ausgabe.

Bei der Rückkehr nach Dortmund jubelten über 300.000 Menschen ihren Helden zu - vor allem Mannschaftskapitän Wolfgang "Stopper" Paul, der in den 120 Minuten gegen Liverpool "wie eine Eiche stand" (Westfälische Rundschau). Und Libuda, dessen frecher Heber aus großer Distanz die Partie entschied. "Von seinem Siegtor wird man noch nach Jahren reden", schrieb Walter Setzepfand im kicker. Er sollte damit recht behalten: Libuda glückte ein Tor für die Ewigkeit, nur vergleichbar mit dem von Lars Ricken im Champions-League-Finale von 1997 gegen Juventus Turin (3:1).

Liverpools Unglücksrabe Yeats liegt im Tor - und mit ihm der Ball. 2:1 siegt Dortmund in Glasgow über die Reds.

Liverpools Unglücksrabe Yeats liegt im Tor - und mit ihm der Ball. 2:1 siegt Dortmund in Glasgow über die Reds. picture alliance

Multhaup: "Der Stan ist ein Künstler"

Libuda hatte sich an diesem Abend alles für den einen, großen Moment aufbewahrt. Einen abprallenden Ball schoss er in hohem Bogen aufs Tor - die Kugel wäre allerdings vom Pfosten ins Feld geprallt, wenn sie Liverpools Kapitän Ron Yeats beim Klärungsversuch nicht in den eigenen Kasten bugsiert hätte. BVB-Trainer Willy Multhaup schwärmte: "Der Stan ist ein Künstler, der ist im ganzen Spiel nur eineinhalb Minuten am Ball und bringt es trotzdem fertig, gut auszusehen."

Ausgerechnet der Siegtorschütze wäre auf dem Weg nach Schottland fast verloren gegangen. Bei der Zwischenlandung in Manchester telefonierte Libuda länger als erwartet mit seiner Gattin. "Obmann Storck sorgte dafür, dass der Dribbelkünstler doch noch an Bord der Maschine kam, die mit Verspätung nach Glasgow abhob", heißt es in der 2009 veröffentlichten Hundert-Jahr-Chronik der Borussia.

th/nba