Bundesliga

Hertha-Deal zwischen Tennor und 777 Partners mit Hürden

Hertha und die DFL müssen der Transaktion noch zustimmen

Der Deal zwischen Tennor und 777 Partners: Diese Hürden sind noch zu nehmen

Hertha BSC muss dem Deal zwischen Tennor und 777 Partners erst noch zustimmen.

Hertha BSC muss dem Deal zwischen Tennor und 777 Partners erst noch zustimmen. IMAGO/Fotostand

Dass der Verkauf an einem Veto von Hertha BSC scheitern wird, "halte ich für ausgeschlossen", hatte Lars Windhorst am Mittwoch beim Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung" in Berlin gesagt - nachdem er zur Überraschung des Klubs öffentlich gemacht hatte, einen Käufer für seine Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gefunden zu haben. Wenn die Vorzeichen nicht täuschen, dürfte Windhorst in diesem Punkt recht behalten. Auch wenn die offiziellen Gespräche - intern und mit Windhorst - bei dieser für den Klub weichenstellenden Entscheidung noch ausstehen: Dass Hertha grünes Licht gibt, gilt auch unter Klub-Insidern als nahezu sicher.

Zwei Klauseln im Vertrag

Der 2019 mit der Tennor-Holding geschlossene Vertrag sieht für Hertha nach kicker-Informationen für den Fall eines geplanten Weiterverkaufs der Anteile zwei Klauseln vor, mit denen der Klub einen solchen Deal verhindern könnte. Zum einen gibt es im Vertragskonstrukt eine Ablehnungsoption, die Hertha dann aktivieren könnte (und würde), wenn es handfeste wirtschaftliche oder ethische Gründe - etwa ein fragwürdiger Background des Interessenten - dafür gäbe. Dies dürfte bei 777 Partners LLC, das in Miami ansässig ist und seit Jahren weltweit im Sportinvestment-Segment expandiert, auszuschließen sein. Zum anderen besitzt Hertha nach kicker-Informationen eine Matching-Right-Klausel. Heißt: Findet sich ein potenzieller Käufer, kann Hertha in der Höhe von dessen Angebot zuschlagen - und die 64,7 Prozent Anteile an der KG, die Tennor in mehreren Schritten seit 2019 für insgesamt 374 Millionen Euro erworben hat, zurückkaufen.

Welche Summe 777 Partners LLC Windhorst für dessen Anteile bezahlen will, ist weiterhin nicht bekannt. Zuletzt galt für Marktkenner ein Erlös zwischen 150 und 200 Millionen Euro für die seinerzeit überraschend hoch bewerteten Anteile als realistisch. Windhorst zeigte sich bereits am Mittwoch mit dem Verhandlungsergebnis sehr zufrieden.

40-Millionen-Euro-Anleihe engt den Spielraum ein

Tatsächlich gab es nach dem Anfang Oktober vollzogenen offenen Bruch zwischen Windhorst und Hertha in der Führungsetage des Vereins Überlegungen, mit Hilfe eines Konsortiums von Berliner Unternehmern die Anteile zurückzukaufen. Der Gedanke wurde allerdings dem Vernehmen nach wieder verworfen - vermutlich auch mit Blick auf die angespannte Finanzlage des seit Jahren hochdefizitär arbeitenden Klubs. In den vergangenen drei Geschäftsjahren hat Hertha kumuliert ein Bilanzminus von mehr als 210 Millionen Euro eingefahren, die im November 2023 fällige Rückzahlung der 2018 aufgenommenen börsennotierten 40-Millionen-Euro-Anleihe engt den Spielraum zusätzlich ein.

Hertha hat bereits Erfahrung mit einem US-Investor

Zwischen 2014 und 2018 hatte das New Yorker Private-Equity-Unternehmen KKR Anteile an der Hertha KG gehalten. Der Klub hatte KKR Ende 2018 mit 71,2 Millionen Euro ausgelöst - um den Weg freizumachen für ein XXL-Investment. KKR war öffentlich nie in Erscheinung getreten, die geräuschlose Zusammenarbeit gilt - anders als jene mit Tennor, die von Anfang an unter missratener Kommunikation und unterschiedlichen Erwartungshaltungen litt - klubintern bis heute als Blaupause für eine nah an der Ideallinie laufende Partnerschaft mit einem Investor.

Multi-Klub-Modell

Anders als Tennor hat 777 Partners umfangreiche Erfahrungen im Sportinvestment-Bereich - das wird in Herthas Führungsetage als großer Pluspunkt gewertet. Zum Portfolio des designierten neuen Anteilseigners gehören Beteiligungen am FC Sevilla, CFC Genua, Standard Lüttich, Vasco da Gama, Red Star FC Paris und Melbourne Victory. Ein Einstieg bei Hertha wäre für 777 Partners das bisher größte Einzelinvest im Sportbusiness. In einem Interview mit der französischen Sportzeitung "L’Equipe" hatte Josh Wander, der Mitgründer von 777 Partners, vor Wochen gesagt: "Wir glauben, dass das Multi-Klub-Modell jedem einzelnen der betreffenden Klubs einen Mehrwert bringen kann und ihm ermöglicht, bestimmte Ziele zu erreichen. Es gibt Ressourcen auf Gruppenebene, und diese Ressourcen, die von unserer Holding bereitgestellt werden, eröffnen den Klubs neue Möglichkeiten."

Steffen Rohr

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