Bundesliga

"Dass ich dieses Leben führen darf": Günters Dank an Streich

Freiburgs Kapitän zieht differenziertes Saisonfazit

"Dass ich dieses Leben führen darf": Günters Dank an Streich

Christian Günter zog ein differenziertes Saisonfazit.

Christian Günter zog ein differenziertes Saisonfazit. IMAGO/Steinsiek.ch

Natürlich spürte auch Christian Günter eine große Enttäuschung wegen der durch das 1:2 bei Union Berlin verpassten Europacup-Qualifikation. Es wäre die dritte in Serie gewesen für den SC. Aber Freiburgs Kapitän konnte schon zügig nach der Partie in Köpenick das misslungene Saisonfinale zur Seite packen und mit einem weiter gefassten Blick auf die Saison schauen.

"Die letzten Wochen sind nicht für uns gelaufen. Aber wir hatten dieses Jahr sehr viele Verletzte und viele Spiele in den Knochen, haben immer mit neuen Aufstellungen spielen müssen, sind aber trotzdem europäisch zwei Runden weitergekommen. Das ist für uns nicht normal", sagte Günter, der selbst über ein halbes Jahr wegen einer entzündeten Unterarmfraktur gefehlt hatte: "Dass wir wieder bis zum letzten Tag um Europa kämpfen konnten, zeigt für mich, dass wir eine außergewöhnliche Truppe sind. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen und können trotzdem stolz sein."

Europacup als Belastung? "Das ist so geil als Fußballer"

Kann auch der Kapitän, wie Trainer Christian Streich, dem verpassten internationalen Geschäft etwas Positives abgewinnen, weil dann unter dem neuen Chefcoach, Günters früherem Mitspieler Julian Schuster, unter der Woche mehr Zeit für die Trainingsarbeit bleibt? "Wenn wir es positiv sehen, dann sagen wir jetzt einfach mal, es ist gut, dass wir uns auf Bundesliga konzentrieren können", ließ Nummer 30 diese Sichtweise gelten, hielt aber ein klares Plädoyer für den Europacup.

Für Günter steht nicht die oft thematisierte Zusatzbelastung im Vordergrund: "Wir hätten so gerne europäisch gespielt, das macht so viel Spaß. Die englischen Wochen, diese Reisen, das ist so geil als Fußballer, das kann man ganz einfach nur so sagen."

Darauf müssen die SC-Profis nach zwei Top-16-Teilnahmen in der Europa-League hintereinander nächste Saison verzichten. In den acht Partien seit Streichs Abschiedsankündigung holten sie nur neun Zähler, legten vor allem in den Heimspielen gegen Wolfsburg (1:2) und Heidenheim (1:1) eine mangelhafte Chancenverwertung an den Tag und verpassten es damit, sogar den sicheren Europacup-Platz 7 zu sichern.

Der verpatzte Schlussakt dürfte Streich noch länger wurmen. In seiner zwölfeinhalb Jahre währenden Erfolgsära ist es aber nur eine kleine, unnötige Delle. So bekam der 58-Jähgrige von seinem Kapitän, den er schon aus gemeinsamen A-Jugendzeiten kennt, noch emotionale Worte mit auf den Weg in die freie Zeit.

Er hat damals in mir einfach etwas gesehen, was andere wahrscheinlich nicht gesehen haben.

Christian Günter über Christian Streich

Er spüre die "pure Dankbarkeit", unter ihm trainiert haben zu dürfen. "Er ist ein außergewöhnlicher Mensch, ein außergewöhnlicher Trainer, eine Legende beim SC Freiburg. Es war eine große Ehre, unter ihm zu spielen und wir sind ihm alle sehr, sehr dankbar für die letzten Jahre", betonte Günter.

Der 31-Jährige, der im zweiten B-Jugendjahr nur Ersatzspieler in der Freiburger Fußballschule gewesen war und ans Aufhören gedacht hatte, pflegt darüber hinaus einen ganz speziellen Draht zu Streich: "Ich persönlich bin ihm unglaublich dankbar, dass ich dieses Leben führen darf, weil er damals in mir einfach etwas gesehen hat, was andere wahrscheinlich nicht gesehen haben. Ich weiß, welchen Anteil er daran hat."

Günter unter Streich: Meiste Einsätze und Länderspiele

Günter ist der Spieler, der in der Streich-Ära mit 398 Pflichtspieleinsätze mit Abstand die meisten absolviert, Dauerbrenner-Rekorde aufgestellt und es sogar zu acht A-Länderspielen und zwei Turnierteilnahmen (EM 2021, WM 2022) gebracht hat.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie 1. FC Union Berlin gegen SC Freiburg