Bundesliga

Warum traut Niko Kovac dem VfL Wolfsburg so wenig zu?

Der Trainer steht womöglich schon wieder vor einem "Endspiel" gegen Augsburg

"Danach ist das Spiel erledigt": Warum traut Kovac dem VfL so wenig zu?

Lächeln in Leverkusen: Auch beim Spitzenreiter gab es für Niko Kovac und den VfL nichts zu holen.

Lächeln in Leverkusen: Auch beim Spitzenreiter gab es für Niko Kovac und den VfL nichts zu holen. IMAGO/Jan Huebner

Das Wichtigste vorweg: Auch die 0:2-Niederlage in Leverkusen, es war bereits die zwölfte Pleite in dieser Saison, scheint beim VfL Wolfsburg keine Veränderungen hervorzurufen. Am Montag um 15 Uhr fand das obligatorische Auslaufen am VfL-Center statt, und Trainer Niko Kovac stand wie gewohnt auf dem Platz. Am Ende war es vielleicht nur die erwartete Niederlage beim Spitzenreiter, mit zehn Mann gab es immerhin kein Debakel, alles war irgendwie erklärbar. Kein Grund zur Panik also. Und so ließ es sich der Coach nicht einmal nehmen, ein Extralob an seine Mannschaft zu verteilen. "Ich kann den Jungs nur gratulieren", sagte Kovac, "dass sie sich gut präsentiert und gut verteidigt haben." Die Ansprüche haben sie beim VfL offenbar auf ein Minimum heruntergeschraubt.

Und so wird dann auch einfach nicht viel erwartet von dieser Truppe, die im Sommer für rund 70 Millionen Euro verstärkt wurde. Anfang Dezember überraschte Kovac vor dem Pokalspiel bei Borussia Mönchengladbach mit der Aussage: "Wir sind keine Mannschaft, die in einem Auswärtsspiel drei, vier Tore schießen kann." Warum eigentlich nicht? Immerhin: Der Trainer behielt bislang recht, auch daheim sind dem VfL in dieser Saison noch nicht mehr als zwei Tore gelungen, in Gladbach gab es ein 0:1 nach Verlängerung. Warum traut der eigene Coach seinem Team so wenig zu?

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Kovac überraschte mit der Rückkehr zur Fünferkette

In Leverkusen nahm das Unheil spätestens mit der Hinausstellung von Moritz Jenz seinen Lauf. Kovac hatte sich erstmals in 2024 überraschend wieder für eine Dreier-/Fünferkette entschieden und hielt auch in Unterzahl daran fest. "Gegen Leverkusen mit vieren hinten zu spielen, ist schwierig", erklärte der Fußballehrer. Am Donnerstag zuvor hatte Qarabag Agdam in der Europa League den deutschen Spitzenreiter beim 2:2 noch in einer 4-2-3-1-Formation an den Rand einer Niederlage gebracht. Dazu war Wolfsburg erst recht in Unterzahl nicht mal ansatzweise in der Lage.

Xhaka hatte "das Gefühl, dass die Wolfsburger das 0:1 behalten wollten"

Der VfL wurde hergespielt. Nadelstiche, die selbst der 1. FC Köln in der Vorwoche beim 0:2 gegen den Tabellenführer in Unterzahl hatte setzen können, gab es nicht. Leverkusen-Lenker Granit Xhaka hatte gar "ein bisschen das Gefühl, dass die Wolfsburger das 0:1 behalten wollten". Schließlich traute auch ihr eigener Trainer seiner Mannschaft schlicht nichts mehr zu. Nach ordentlicher Anfangsphase folgte der berechtigte Platzverweis. "Danach ist das Spiel erledigt, mit zehn gegen elf ist es ganz schwierig", so Kovac. "Was nach der Roten Karte passiert ist, das kann man nicht mehr bewerten. Nach der Roten Karte war alles vorbei."

Was womöglich demnächst auch auf ihn zutreffen könnte. Nach nur 13 von 57 Punkten aus den vergangenen 19 Spielen grenzt es schon an ein Wunder, dass der VfL noch an seinem Trainer festhält, Sportdirektor Sebastian Schindzielorz betonte am Sonntagabend aber noch einmal, dass unverändert das Commitment gelte, gemeinsam aus dieser Situation herauskommen zu wollen. "Wir haben uns ausreichend dazu geäußert", so Schindzielorz, der gemeinsam mit Schäfer den Plan verfolgt, diese Saison irgendwie mit Kovac zu Ende zu bringen.

Kovac: "Wir müssen langsam anfangen zu punkten"

Dass es noch kein Umdenken gab, liegt daran, dass die Abstiegszone noch immer sieben Punkte entfernt ist, die schlechteste VfL-Saison der eigenen Bundesligageschichte deswegen gar nicht so dramatisch schlecht wirkt wie sie ist. Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt nun der FC Augsburg, anschließend geht es in die Länderspielpause. Steuert Kovac schon wieder auf ein persönliches "Endspiel" zu? "Dieses Spiel hat eine sehr große Bedeutung für uns", betont er, "wir müssen langsam anfangen zu punkten." An dieser Stelle hat er keinen Widerspruch zu befürchten.

Thomas Hiete

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