Aus Hoffenheims Trainingslager in Rottach-Egern berichtet Michael Pfeifer
Ruhig, zurückhaltend, fast schüchtern wirkt der junge Mann beim Medientermin. Das Gegenteil soll er im Idealfall bald auf den Platz bringen. Jacob Bruun Larsen will im zweiten Anlauf endlich den Durchbruch in Hoffenheim schaffen. Der erste Versuch des vor eineinhalb Jahren für neun Millionen Euro vom BVB geholten Angreifers war schiefgegangen, nach nur 15 wenig spektakulären Einsätzen hatte die TSG den 22-Jährigen im Winter für ein halbes Jahr an den RSC Anderlecht ausgeliehen.
"Ich war nach sechs Jahren in Deutschland mal wieder in einem anderen Land, in einer anderen Atmosphäre, einer anderen Kultur, habe eine andere Sprache gelernt, Französisch ist sehr schwer muss ich sagen, auch eine andere Fußballkultur, da nimmt man immer viel mit. Ich bin froh, dass ich das erlebt habe."
Nun aber muss sich Bruun Larsen der verschärften Konkurrenz bei der TSG stellen. Schließlich hatte in der letzten Saisonphase Sargis Adamyan auf der auch von ihm bevorzugten linken Offensivposition sehr überzeugende Auftritte hingelegt und seine Ansprüche angemeldet. "Jeder möchte gerne spielen, das ist mein Ziel, ich will besser werden und lernen, besser zu werden", erklärt Bruun Larsen, "wir wollen aus den Fehlern der letzten Saison lernen, und wenn man sich als Gruppe besser kennenlernt dann geht vieles automatisch, man rückt noch enger zusammen. Vor allem nach der letzten schwierigen Saison mit Corona und den vielen Verletzten."
Bruun Larsen: "Das kommt nicht von heute auf morgen"
Auch ihn hatten COVID-19 und einige Blessuren zurückgeworfen. "Ich kam vor eineinhalb Jahren mit einem ganz anderen Fußball, dann kam Corona, ein neuer Trainer, das war eine schwierige Saison für uns. Es ist normal, wenn man ein neues Trainerteam hat, das braucht eine gewisse Zeit, bis man die Vorstellungen und Ideen verstanden hat und die Automatismen drin sind. Das kommt nicht von heute auf morgen oder in einer halben Saison. Das sollte man nicht denken."
Jetzt weiß er, was Trainer Sebastian Hoeneß von ihm sehen will. "Ich bin froh, wieder hier zu sein und hatte gute Gespräche mit dem Trainer und dem Sportdirektor." Den Inhalt behält er lieber für sich, jetzt muss er auf dem Platz Fakten schaffen.
Bruun Larsen: "Im Elferschießen hatte Deutschland mehr Glück"
Dass er seine Qualitäten als Tempodribbler mit enormem Zug zum Tor nicht verloren hat, zeigte Bruun Larsen etwa auch bei der U-21-EM. Dort scheiterten die Dänen in der Finalrunde im Viertelfinale erst im Elfmeterschießen am späteren Europameister Deutschland. Nach einer guten Stunde musste Bruuun Larsen angeschlagen passen. "Es war schlimm auszuscheiden, ohne meiner Mannschaft helfen zu können. Ich hatte einen kleinen Faserriss in der Wade, ich habe versucht weiterspielen. Am Ende hätte es auch andersrum ausgehen können, aber im Elferschießen hatte Deutschland mehr Glück."
Bruun Larsen: "Das Wichtigste ist, dass Christian wieder gesund ist"
Die große EM "habe ich als Fan erlebt" und die Welle der Unterstützung im Land nach dem Drama um Christian Eriksen hautnah gespürt. "Ich bin total stolz auf die Jungs, wie sie die Situation gemeistert haben, auch auf unser Land. Das Wichtigste ist, dass Christian wieder gesund ist, das war ein Schock für uns alle. Was die Jungs danach abgeliefert haben, ist Wahnsinn." Die Rückkehr ins A-Team hat sich Bruun Larsen als Fernziel gesetzt. "Klar will ich da gerne dabei sein, ich war vor zwei Jahren schon mal dabei." Dazu muss er sich aber erst mal bei der TSG etablieren.
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