Dietmar Hamann hat sich in seinem Job als TV-Experte schon öfters kritisch zum FC Bayern geäußert, doch diesmal ging es dem Verein zu weit: Der Rekordmeister platzierte sogar ein Statement auf seiner Website. Hamann wurde zwar nicht namentlich erwähnt, dennoch dürfte klar sein, wem die Worte des Klubs gelten.
"Unser Cheftrainer Thomas Tuchel wurde am Sonntag im Rahmen eines Fanklubbesuches von den Anhängern über seine Trainerkarriere und seine bisherigen Erfahrungen im Ausland bei Paris St. Germain und dem FC Chelsea befragt und gab darüber im Gespräch natürlich Auskunft. Ebenso beantwortete er allgemeine Fragen der Fans zu Spanien als Fußballland. Er sprach niemals über Xavi Hernandez und dessen Nachfolge, wie danach fälschlich behauptet wurde", stellt der FC Bayern klar und schließt mit einer deutlichen Ansage: "Wir werden solche unsachlichen, gegen unseren Trainer gerichteten Aussagen, die immer aus derselben Ecke kommen, nicht mehr akzeptieren."
Unterzeichnet ist der kurze Text von Jan-Christian Dreesen (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München AG) und Christoph Freund (Sportdirektor FC Bayern München AG).
Doch was war überhaupt genau geschehen? Bayerns Coach Tuchel hatte bei einem Besuch eines Fanklubs in Heidenheim ganz allgemein über ein mögliches Traineramt im europäischen Ausland gesprochen und sich dafür offen gezeigt. "Das Ausland wird mich auf jeden Fall nochmal reizen, also ganz allgemein", sagte der frühere Coach von PSG und des FC Chelsea unter anderem. Die Liga in Spanien finde er "außergewöhnlich", weil sie "von wahnsinnigem Selbstvertrauen geprägt" sei.
Hamann nennt Tuchel-Aussagen "eine Frechheit"
Diese Aussagen nannte Dietmar Hamann in der Talkshow "Sky90" am Sonntagabend "eine Frechheit. Dann setzt sich der da hin und redet über Xavi, über die Nachfolge und dass er gerne mal in Barcelona oder Spanien trainieren würde", kritisierte Hamann. "Er ist ein sehr intelligenter Mann, so etwas rutscht ihm nicht einfach so raus. Nur er muss eines wissen: Wenn du Angestellter vom FC Bayern bist, sich mit der Führung anzulegen - das war selten eine gute Idee." Die Führung stellt sich jetzt mit dem Statement allerdings ganz klar hinter ihren Angestellten, während Hamann sogar noch weiter ging.
Er glaube an ein baldiges Aus für den Trainer in München. "Tuchel und der FC Bayern München ist das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann. Es passt nicht zusammen - und er weiß das mittlerweile auch", sagte der Ex-Nationalspieler.
Der jüngste Vorfall ist nicht die erste Meinungsverschiedenheit zwischen dem TV-Experten und Tuchel. Neben Hamann hatte jüngst auch Lothar Matthäus deutliche Kritik geäußert und sich mit ihm sogar einen Schlagabtausch vor laufenden Kameras geliefert. Hamann hatte Tuchel nach dessen Auftritt nach dem Topspiel in Dortmund gar fehlenden Anstand vorgeworfen.
Der Zeitpunkt von Tuchels jüngsten Aussagen war allerdings auch sehr unglücklich. Tags zuvor wurde bekannt, dass Xavi sein Traineramt beim FC Barcelona am Ende der Saison beenden wird und damit eine Stelle bei einem Topklub vakant ist.