Augsburgs Trainer Markus Weinzierl hatte nach dem kraftzehrenden 3:1-Erfolg bei Partizan Belgrad, der dem FCA die Zwischenrunde in der Europa League quasi auf den letzten Drücker einbrachte, angekündigt, "eine neue und frische Aufstellung" zu bringen. Der 40-Jährige hielt Wort und brachte gleich sieben Neue: Feulner, Hong, Max und Klavan, der in Belgrad wegen einer Gehirnerschütterung gefehlt hatte, spielten ebenso von Beginn an wie die in Serbien Gelb-gesperrten Kohr und Esswein. Caiuby komplettierte die Rochade. Verhaegh (Gelb-Sperre), der Callsen-Bracker (Wadenbeinbruch, Knorpelverletzung), Janker, Stafylidis, Trochowski, Ji und Matavz waren dafür nicht am Start.
Auf der anderen Seite wechselte auch Schalkes Coach André Breitenreiter im Vergleich zum 4:0-Sieg in Tripoli in der Europa League kräftig. Riether, Matip, Goretzka, Meyer und Sané kehrten in die Startelf zurück und verdrängten Junior Caicara, Neustädter, Höjbjerg und di Santo auf die Bank. Sam stand gar nicht erst im Kader.
16. Spieltag
Lange Zeit bekamen die Zuschauer in der WWK-Arena ein Spiel auf überschaubarem Niveau geboten. Beide Mannschaften gingen zwar durchaus engagiert zu Werke, allerdings ließ die Passgenauigkeit hüben wie drüben zu wünschen übrig. Die erste halbe Stunde hatte bis auf zahlreiche intensive Zweikämpfe nur wenig zu bieten. Einziger Aufreger war eine Schwalbe von Feulner, der nach 14 Minuten einen Elfmeter schinden wollte. Schiedsrichter Florian Meyer fiel darauf nicht herein und durfte 20 Minuten später auf den Mittelkreis zeigen. Ein Standard hatte den Bann gebrochen: Die Schalker bekamen den Ball nur unzulänglich geklärt, Kohr probierte sein Glück mit einem strammen Schuss aus 17 Metern. Hong lenkte das Leder noch entscheidend ins linke Eck ab - Geis hatte das Abseits aufgehoben.
Die Führung der Augsburger war zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient. Der FCA war bis dato die aktivere und zielstrebigere Mannschaft und hatte mehr ins Spiel investiert als die Schalker, die erst nach dem Rückstand aufwachten. Die Knappen zeigten eine Trotzreaktion und schafften es gegen Ende der ersten Hälfte, ihr Flügelspiel zur Geltung zu bringen, Torchancen inklusive: Weil aber Sané (36., 37.), Choupo-Moting (38.) und Goretzka nach Ecke (39.) kein Abschlussglück hatten, änderte sich an der 1:0-Pausenführung der bayerischen Schwaben nichts mehr.
Schalke zieht nach dem Seitenwechsel andere Saiten auf
Ich war's: Augsburgs Hong dreht nach seinem Treffer zum 1:0 zum Jubeln ab. Getty Images
Die Schalker kamen deutlich verbessert aus der Kabine und zogen in Hälfte zwei ganz andere Saiten auf. S04 erhöhte den Druck merklich und hatte in der 54. Minute gewaltiges Pech, als Goretzkas 17-Meter-Knaller an die Latte krachte. Augsburg, das sich ein wenig zurückhaltender zeigte und sein Heil nun über Konter suchte, bekam Probleme und musste nach 70 Minuten den Ausgleich schlucken: Kolasinac bediente Choupo-Moting auf links, der den Gefallen erwiderte und die Kugel dann im Sechzehner quer zum Bosnier zurückspitzelte. Dieser nahm den Ball gekonnt mit rechts an und vollendete aus kurzer Distanz mit links zum 1:1. Es war sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt - 54 Ligaspiele hat er gebraucht.
Nach dem Ausgleich wurde es so richtig spannend, denn das weiterhin äußerst umkämpfte Spiel stand nun auf des Messers Schneide. Sowohl die Knappen als auch der FCA wollten nämlich den Dreier, das war unverkennbar - nur fehlte es auf beiden Seiten an Cleverness. Gepaart mit einer gehörigen Portion Hektik im Spielaufbau führte das dazu, dass weitere hochkarätige Chancen absolut selten waren. Beim Remis blieb es dennoch nicht, denn wie schon in Belgrad schlugen die Augsburger sehr spät zu: Koo tanzte auf der rechten Außenbahn und passte auf Feulner, der den Ball mit der Hand mitnahm, was Meyer jedoch entging, und dann nach innen flankte. Höwedes verlängerte noch unglücklich per Kopf und legte praktisch mustergültig für Caiuby auf. Dieser markierte in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit viel Wucht den 2:1-Siegtreffer.
Den FC Augsburg erwartet die nächste englische Woche, und der nächste Rivale aus dem Pott: Am Mittwoch kommt Borussia Dortmund im Rahmen des DFB-Pokal-Achtelfinales in die Fuggerstadt - Anpfiff ist im 20.30 Uhr. In der Bundesliga wird es für den FCA am Samstag beim Hamburger SV wieder ernst (15.30 Uhr). Die Schalker sind im Pokal bereits ausgeschieden und müssen daher erst wieder am Freitagabend (20.30 Uhr) ran, dann geht's gegen die TSG Hoffenheim. Zuvor richtet sich bei beiden Klubs aber der Blick nach Nyon in die Schweiz, wo am Montag die Auslosung für die Europa-League über die Bühne gehen wird (LIVE! bei kicker.de).