2. Bundesliga

Kommentar zum Kind-Banner: Ein widerwärtiger Grenzübertritt

Kommentar

Ein widerwärtiger Grenzübertritt

Der Gästeblock am Freitagabend in Hamburg.

Der Gästeblock am Freitagabend in Hamburg. imago images

Die Tennisballwürfe am vergangenen Samstag im Berliner Olympiastadion samt einer rund halbstündigen Unterbrechung waren nervig, aber erträglich. Für das Fadenkreuz-Plakat gegen 96-Boss Martin Kind hingegen gilt das nicht. Es war schlichtweg widerwärtig. Hannovers Ultras haben die Partie im Volksparkstadion damit nicht nur an den Rande eines Abbruchs gebracht, sie haben auf erschreckende Art und Weise auch ganz klar eine Grenze überschritten.

Dieser Grenzübertritt ist weder mit Wut über den eigenen Boss zu rechtfertigen noch damit, dass es Fadenkreuze in der Vergangenheit schon in anderen Stadien mit anderen Personen gegeben hat. Die Maßnahme von Schiedsrichter Sören Storks, die Partie unter Androhung eines Abbruchs zu unterbrechen und die Spieler in die Kabinen zu schicken, war folgerichtig.

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Zumindest zu hinterfragen gilt es, ob es auch folgerichtig war, dass Hannovers Profis den spektakulären 4:3-Triumph beim HSV im Anschluss gemeinsam mit "ihrer" Kurve feierten. Doppeltorschütze Sebastian Ernst nannte den Gang dorthin "vertretbar", und der Wunsch, einen leidenschaftlich errungenen Sieg zu feiern, ist aus Sportlersicht nachvollziehbar. Und dennoch war es am Ende eben jene Kurve, die einen aus den eigenen Reihen eindeutig bedroht. Jene Kurve, die den so wichtigen Erfolg im Aufstiegskampf beim Stand von 3:2 für 96 am seidenen Faden hat baumeln lassen. Und dazu dann noch den neuen Klassiker "Ihr macht unser'n Sport kaputt" skandiert.

Denn abgesehen von der Frage, wem dieser Sport tatsächlich gehört, ist klar, dass die Ultraszene mit Grenzübertritten wie diesen den eigenen Protest konterkariert. Ja, er muss wehtun. Aber er darf nicht in Bedrohungen und Widerwärtigkeiten ausarten. Und genau das ist am Freitagabend in Hamburg geschehen.

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