"In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."
Als Spieler und Trainer prägte kaum jemand den deutschen Fußball so sehr wie Franz Beckenbauer. Als Spieler wurde er Welt- und Europameister (1972 und 1974), als Trainer führte er Deutschland bei der WM 1990 in Italien zum Titel - und auf Klubebene feierte er mit dem FC Bayern große Erfolge.
Zum Rekordmeister kam er als Junioren-Spieler, gemeinsam folgte dann der Aufstieg zur Weltklasse. Mit den Münchnern feierte er unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Spielerisch überzeugte Beckenbauer mit "Eleganz und Leichtigkeit" - und er definierte die Rolle des Liberos im Grunde neu. In puncto Ballfertigkeit und Spielintelligenz hatte Deutschland wohl nie einen Besseren als den Begründer der Libero-Position in ihrer besonders offensiven Auslegung.
Zum Ende seiner Profi-Karriere spielte er in den USA bei Cosmos New York - unter anderem mit dem inzwischen ebenfalls bereits verstorbenen Pelé. In der Bundesliga beendete er seine Laufbahn beim Hamburger SV - und das stilsicher mit der Meisterschaft 1981/82. Insgesamt bestritt Beckenbauer 424 Bundesliga- und 103 Länderspiele. Den Ballon-d’Or gewann er 1972 und 1976.
Große Erfolge auch als Trainer
Die deutsche Nationalmannschaft übernahm er nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 - weil er keinen Trainerschein besaß - als Teamchef. Das hinderte ihn nicht daran, die DFB-Elf zwei Jahre später ins WM-Finale und noch einmal vier Jahre danach zum WM-Titel zu führen.
Nach seinem großen Triumph überließ Beckenbauer das Ruder seinem Nachfolger Berti Vogts. Zu den Bayern kehrte er Mitte der 1990er-Jahre zurück, 1994 wurde er deutscher Meister und 1996 UEFA-Cup-Sieger. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo und dem Franzosen Didier Deschamps ist Franz Beckenbauer nur einer von drei Männern, die sowohl als Spieler als auch als Teamchef Weltmeister wurden.
WM 2006: Glanzstück mit Beigeschmack
Abseits des Rasens nutzte er sein Charisma und seinen polyglotten Glanz, um die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig, weil im Nachhinein dubiose Zahlungen publik wurden.
Es folgten Anschuldigungen und staatsanwaltschaftliche Entwicklungen, die unbestritten einen dunklen Schatten auf Beckenbauers imposantes Lebenswerk warfen. 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.
Gesundheitliche Rückschläge häuften sich
In den vergangenen Jahren hatte Beckenbauer immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Augeninfarkt, Herz-Operationen, Parkinson mit einhergehender Demenz - auch deshalb hatte sich "der Kaiser" aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen.
Dass es Beckenbauer, der seinen Lebensabend in Salzburg verbrachte, nicht gut ging, war schon länger bekannt. Zum 33-jährigen Jubiläum des WM-Titels von 1990 hatte er nicht mehr anreisen können, Lothar Matthäus, Rudi Völler und andere ehemalige Schützlinge schickten zahlreiche Genesungswünsche. Das Ende hatte sich angebahnt. In Franz Beckenbauer trauert Deutschland um seine größte Fußball-Persönlichkeit, er war die vielzitierte "Lichtgestalt" einer sportbegeisterten Nation.