2. Bundesliga

Schmidt: "Bundesliga bekommt jetzt einen Verein, der anders ist"

Der Aufstiegstrainer spricht über seinen größten Erfolg

Schmidt nach 1000 Glückwünschen: "Bundesliga bekommt jetzt einen Verein, der anders ist"

Heidenheims Coach Frank Schmidt spricht über seinen größten Erfolg und die Zielsetzung im deutschen Oberhaus. 

Heidenheims Coach Frank Schmidt spricht über seinen größten Erfolg und die Zielsetzung im deutschen Oberhaus.  IMAGO/foto2press

Knapp eine Woche ist vergangen seit dem historischen Aufstieg des 1. FC Heidenheim in die Bundesliga. Der außergewöhnliche Klub an der Brenz wird sich im kommenden Jahr mit den ganz Großen messen. Diese Realität ist inzwischen auch bei Trainer Frank Schmidt angekommen, der den FCH seit beinahe 16 Jahren als Chefcoach betreut.

Dabei hätte er dramatischer kaum sein können, dieser Aufstieg. Nach den regulären 90 Minuten am letzten Spieltag gegen Regensburg (3:2) stand Heidenheim nur auf Tabellenrang drei. Wieder drohte die Relegation, wo man schon 2020 an Werder Bremen gescheitert war. Andernorts feierte sich der HSV bereits als sicherer Aufsteiger, dann kam es bekanntlich doch anders. Ein Elfmeter von Jan-Niklas Beste und ein ganz später Treffer von Tim Kleindienst beförderten den FCH in letzter Minute doch noch ins Oberhaus.

Der Aufstieg als größter Erfolg?

Knapp 1000 Glückwünsche hat Schmidt seitdem nach eigenen Angaben erhalten, beantwortet habe er sie alle. Der Aufstieg ist unmöglich trennbar von Schmidt, der Heidenheim 2007 nach vier Jahren im Verein übernommen hatte und stetig durch das Ligensystem des Deutschen Fußballs bis ganz nach oben geführt hat. Persönlich als größten Erfolg sieht der 49-Jährige diesen letzten Aufstieg zunächst nicht an. "Wir könnten jetzt mal eine Liste machen, welche Leistungsträger wir in den vergangenen fünf, sechs Jahren verloren haben. Damit ging auch stets ganz viel Substanz verloren", erklärt der Coach im kicker-Interview.

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"Danach sind wir immer noch erfolgreicher geworden und haben uns stetig weiterentwickelt. Dieser Umstand an sich ist auch ein großer Erfolg in meinem sportlichen Leben", so Schmidt weiter, der dann aber doch einlenkt. Unabhängig von seinem eigenen Empfinden sei der Aufstieg in die Bundesliga, auch weil es nicht höher gehe, mit Abstand sein größter Erfolg.

Schmidt: "Müssen lernen, dass wir nicht mehr so viele Spiele gewinnen"

Eine Spielklasse höher wird sich nun einiges ändern, das weiß auch der Trainer selbst. "In der Bundesliga werden sich die Vorzeichen für uns verändern, weil die Gegensätze noch einmal exorbitant größer werden. Es wird noch schwieriger für uns, Spiele zu gewinnen", erklärt Schmidt, der vor einem Fehler aber besonders gewarnt ist. Den Maximen des Vereins müsse man unbedingt treu bleiben, weiß der Trainer. "Wenn wir jetzt sagen, dass wir in der Bundesliga alles anders machen, weil es die anderen anders machen, dann funktioniert das nicht."

Er selbst sei gespannt, was den Verein in der Bundesliga erwarten wird. Leidensfähiger werde man werden müssen, meint Schmidt. "Wir werden Situationen erleben, in denen das Ergebnis nicht den allergrößten Spaß macht und müssen lernen, dass wir nicht mehr so viele Spiele gewinnen werden." Schlussendlich zähle aber nur eines, der Klassenerhalt. "Es geht darum, drei Mannschaften hinter uns zu lassen und wir müssen alles dafür tun, damit uns das gelingt“, so der 49-Jährige.

Wir werden die Mannschaft nicht auf links drehen.

Frank Schmidt

Auch personell wird und muss es Veränderungen geben, wenngleich der Kern der Mannschaft der selbe bleiben wird. Alle Leistungsträger und Stammspieler stehen beim FCH unter Vertrag, erst unlängst verlängerte Routinier Norman Theuerkauf seinen auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr. "Es ist immer wichtig, die zu belohnen, die es geschafft haben. Sie sollen genauso wie ich zeigen können, dass sie Bundesliga können", sagt Schmidt dazu. Dennoch werden auch neue Spieler hinzukommen, die Heidenheim "nicht quantitativ stärker, sondern als Mannschaft stärker machen". Die Mannschaft und der Verein müssten laut Schmidt an ihren Aufgaben und Erfolgen wachsen, doch eine Einschränkung gebe es. "Dass wir nun aber gestandene Bundesliga-Profis holen, ist eher nicht zu erwarten. Wir werden die Mannschaft nicht auf links drehen."

Ob dieser Ansatz erfolgversprechend ist, wird sich zeigen, auch Schmidt vermag es nicht, eine Prognose abzugeben. Dennoch wolle er es mit "voller Überzeugung" angehen. "Wir werden uns nicht von den vielen Menschen oder zig Beratern beeinflussen lassen, die es alle besser wissen als wir. Wir machen das schon so lange zusammen, haben eine Menge erreicht und daran halten wir fest." Unter Schmidt bleibt Heidenheim also so wie es ist und immer war. Das große Geld, um "mal eben eine Mannschaft zusammenzubauen", steht auch nach dem Aufstieg nicht zur Verfügung. "Wir machen das mit Fleiß, mit ehrlicher Arbeit und mit klarer Kommunikation ohne Wischiwaschi. Die Bundesliga bekommt jetzt mal einen Verein, der anders ist."

cfr, TL

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