Bundesliga

VfL Wolfsburg - Kaderdebüt in Leverkusen: Das ist Ulysses Llanez

Das sagen die VfL-Verantwortlichen Schäfer und Thiam sowie Galaxy-Manager Kirovski über das Wolfsburger Talent

Kaderdebüt in Leverkusen: Das ist Ulysses Llanez

Ulysses Llanez.

Ulysses Llanez. picture-alliance

Wer sich zuletzt ein Bild von ihm machen wollte, der kam an Youtube nicht vorbei. Die Videoplattform bietet schon so einiges über den Anfang April 19 Jahre alt gewordenen Ulysses Llanez, der zwar noch zum Kader der Wolfsburger U 19 gehört, aber bereits ein A-Länderspiel für die USA vorzuweisen hat und seit der Corona-Unterbrechung auch bei den VfL-Profis mittrainiert. Es ist der Beginn einer womöglich vielversprechenden Karriere, den aufgrund der Situation niemand mitbekommen hat. Die ersten Schritte im Profibereich, nur ohne Publikum.

Wer ist Llanez, der Kalifornier, der bereits hoch gehandelt wird? "Ulysses", sagt VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer, gemeinsam mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke ein ständiger Beobachter des eigenen Nachwuchses, "ist sehr klar in seinen Aktionen, stark im Eins-gegen-eins und im Abschluss." Ein offensiver Mittelfeldspieler, der in der A-Junioren-Bundesliga in dieser Saison in 16 Partien 11 Tore erzielt hat. Ein gelernter Flügelspieler, der auch aus zentraler Position agieren kann. "Er entwickelt sich gut, aber es gibt auch noch etliche Dinge, in denen er sich verbessern kann", berichtet Ex-Profi Pablo Thiam, der Leiter der Wolfsburger Nachwuchsakademie.

Kumpel Reyna kommt in Dortmund schon zum Zug

Lobende Worte gepaart mit dem mahnenden Zeigefinger - es ist der berühmte schmale Grat, auf dem alle Beteiligten gerade wandeln. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Übergang zu den Profis? Der passende Moment zwischen dem Verheizen eines Youngsters und zu langem Warten? Und wie lange zeigt ein Talent wie Llanez Geduld, wenn er sieht, dass der jüngere Landsmann Giovanni Reyna (17), einer seiner Kumpels, bei Borussia Dortmund schon weiter ist?

Nun jedenfalls nimmt die Sache mit dem flinken Llanez Tempo auf. Schon im Januar hätte er mit dabei sein sollen im VfL-Trainingslager in Portugal, jedoch wollte US-Coach Gregg Berhalter den Offensivmann bei sich im Trainingscamp unter die Lupe nehmen. "Die Amerikaner wollten ihn unbedingt im Männerbereich sehen, wir haben zugestimmt", erklärt Thiam. Llanez überzeugte und traf bei seinem Debüt per Strafstoß zum 1:0-Sieg über Costa Rica.

Aus der Galaxy-Kaderschmiede

Ein Ausrufezeichen, das Llanez in den Fokus rückte. Gut, dass der VfL sich die Dienste des vielversprechenden Kickers im Vorjahr schon gesichert hatte. Nachwuchsscout Stefan Brandenburger hatte den Spieler, der aus der Jugend von LA Galaxy stammt, entdeckt. Thiam: "Wir waren früh dran, Ully hatte den Traum, nach Europa zu wechseln, und hat ein Probetraining absolviert." Vor einem Jahr, mit Eintritt der Volljährigkeit, unterschrieb Llanez dann den Vertrag beim VfL.

Von Los Angeles nach Wolfsburg - "die Umstellung war nicht leicht", sagt Thiam. "Aber er hatte sein Ziel vor Augen." Das Ziel, Profi zu werden. Diesem ist Llanez nun ein Stück nähergekommen, der Aufstieg inmitten der Corona-Krise, die erste Kadernominierung nun für das Spiel in Leverkusen. "Wir zeigen ihm, dass wir eine Idee mit ihm haben", betont Thiam. "Das, was er bei der U 19 gezeigt hat, muss er jetzt bei den Profis im Training bestätigen."

Kirovski: "Wegen Spielern wie ihm gehen die Fans ins Stadion"

Dass Llanez das Zeug dazu hat, davon ist Jovan Kirovski überzeugt. Der 44-Jährige, der zwischen 1996 und 1998 20-mal für Borussia Dortmund in der Bundesliga spielte und heute Technischer Direktor bei LA Galaxy ist, kennt Llanez aus dessen Zeit in der Akademie des kalifornischen MLS-Klubs. "Ulysses", sagt Kirovski im Gespräch mit dem kicker, "ist ein Toptalent mit einem großen Willen. Ein besonderer Fußballer, wegen Spielern wie ihm gehen die Fans ins Stadion." Zu gerne hätte der Manager den Offensivmann bei Galaxy gehalten. Jedoch: "Wir hatten leider keine Chance, er wollte unbedingt nach Europa." Als Llanez sein erfolgreiches Debüt im US-Team feierte, sah Kirovski dies mit gemischten Gefühlen. "Einerseits waren wir stolz, weil er aus unserer Akademie stammt, andererseits aber auch traurig, dass er nicht mehr bei uns ist."

Kirovski, der selbst als 16-Jähriger nach Europa wechselte und über Manchester United nach Dortmund kam, weiß um die Herausforderung für seinen 19-jährigen Landsmann. "Die große Schwierigkeit beim Übergang zu den Profis ist die Physis. Körperlich muss er sich schnell den neuen Gegebenheiten anpassen."

Thomas Hiete

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