Bundesliga

Rot für Klaus - die Chance für Llanez?

Wolfsburg: Wirft Trainer Glasner das Talent nun "ins kalte Wasser"?

Rot für Klaus - die Chance für Llanez?

Sein erstes A-Länderspiel hat er schon gemacht, auf das BL-Debüt muss er noch warten: Ulysses Llanez.

Sein erstes A-Länderspiel hat er schon gemacht, auf das BL-Debüt muss er noch warten: Ulysses Llanez. imago images

Felix Klaus guckte verdutzt, sein Trainer Oliver Glasner schimpfte, Schiedsrichter Daniel Siebert ließ sich nach seinem Videostudium aber nicht vor der Entscheidung abbringen, den Wolfsburger des Feldes zu verweisen. Eine harte Maßnahme, weil Klaus seinen Gegenspieler keinesfalls bewusst so hart traf, aber regeltechnisch durchaus gedeckt. Und so ist Klaus nun erst einmal raus. "Sehr bitter für Felix und auch für uns, weil unser Kader schon sehr dezimiert ist", sagt der Trainer.

Die folgende Sperre für Klaus, der in dieser Saison (20 Spiele, 15-mal eingewechselt, kein Tor, eine Vorlage) bislang hinter den Erwartungen zurückbleibt, könnte zur Chance für den Wolfsburger Nachwuchs werden. Seit Wochen trainiert bereits mit Ulysses Llanez eine Offensivhoffnung der Niedersachsen bei den Profis mit, in den ersten beiden Spielen nach dem Re-Start verzichtete Glasner aber auf den 19-jährigen US-Boy, der im Mittelfeld zentral und auf den Außenbahnen eingesetzt werden kann. Insofern nachvollziehbar, weil es heißt, Llanez habe sich im Training auch noch nicht unbedingt aufgedrängt. "Natürlich hat er gemerkt, dass bei uns ein anderer Wind weht", erklärt Glasner.

Tatsache ist, dass er noch kein einziges Spiel im Erwachsenen-Fußball hatte.

Oliver Glasner über Ulysses Llanez

Und doch wirft es auch Fragen auf, wenn der Österreicher hinzufügt: "Wir tun dem Jungen nichts Gutes, wenn wir ihn gleich ins kalte Wasser werfen." So, wie es Gegner Dortmund in dieser Saison mit Llanez‘ Landsmann Giovanni Reyna (17) machte, der am Samstag zu seinem neunten Bundesligaeinsatz kam. Oder kürzlich erst Bayer Leverkusen, VfL-Kontrahent am Dienstag, mit Florian Wirtz, ebenfalls 17 Jahre jung. Und Glasner trifft auch nicht vollends ins Schwarze, wenn er bei seinem Talent anführt: "Tatsache ist, dass er noch kein einziges Spiel im Erwachsenen-Fußball hatte." Dabei unterschlägt er Llanez' Länderspieldebüt für die amerikanische A-Nationalmannschaft gegen Costa Rica, das er Anfang Februar mit einem verwandelten Strafstoß zum 1:0 auch noch eigenfüßig entschied.

Kriegt Llanez, der in der A-Junioren-Bundesliga in dieser Saison elf Tore und sechs Vorlagen in 16 Spielen vorweisen kann, nun durch die Klaus-Sperre die Möglichkeit, noch intensiver in die Profi-Abläufe hineinzuschnuppern? Klar ist: Das "kalte Wasser" der Bundesliga ist durch den wegfallenden Tribünen-Druck aufgrund der fehlenden Zuschauer derzeit zumindest etwas wärmer. Das Freischwimmen auf Top-Niveau fällt so womöglich leichter.

Thomas Hiete

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