Bundesliga

Kabinen-Vorfall: Hertha-Profi Salomon Kalou suspendiert

DFL äußert sich: "Keine Toleranz" - Stürmer entschuldigt sich

Kabinen-Vorfall: Hertha-Profi Kalou "mit sofortiger Wirkung" suspendiert

Für sein skandalöses Video bestraft: Salomon Kalou.

Für sein skandalöses Video bestraft: Salomon Kalou. imago images

Hertha BSC hat Salomon Kalou mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert. Das gaben die Berliner am frühen Montagabend um 18.20 Uhr in einer offiziellen Mitteilung bekannt und reagierten damit auf das am Nachmittag auf "Facebook Live" gepostete Handy-Video des ivorischen Stürmers aus der Hertha-Kabine. Auf diesem klatscht der 34-Jährige Athletik-Trainer Henrik Kuchno und einige Mitspieler ab beziehungsweise gibt ihnen die Hand - und platzt zum anderen mitten in den Corona-Test seines Teamkollegen Jordan Torunarigha, der ebenfalls live gefilmt wird.

"Salomon Kalou hat mit dem Video aus der Kabine gegen teaminterne grundlegende Regeln verstoßen und ein Verhalten gezeigt, welches weder der Situation angemessen ist noch den Verhaltensregeln des Vereins entspricht", heißt es in der Mitteilung des Klubs.

"Das Ausmaß des Fehlverhaltens erfordert konsequentes Handeln"

"Salomon Kalou hat mit seinem Video nicht nur Hertha BSC einen großen Schaden zugefügt, sondern vor allem in der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und die Rolle des Profifußballs den Eindruck erweckt, dass einzelne Spieler das Thema Corona nicht ernst nehmen", wird wiederum Hertha-Manager Michael Preetz zitiert. "Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass wir alle Beteiligten intensiv auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen haben und auf deren konsequente Einhaltung achten." Der Klub bedauere das Verhalten von Kalou zutiefst, so Preetz weiter, "zumal es sich um einen gleichermaßen verdienten wie erfahrenen Spieler handelt. Das Ausmaß des Fehlverhaltens erfordert jedoch konsequentes Handeln."

Zuvor hatte sich schon die DFL zu dem Fall geäußert. Die Bilder aus der Kabine seien "absolut inakzeptabel", twitterte die Deutsche Fußball Liga und forderte indirekt bereits jene nun eingetroffene Konsequenzen: "Hierfür kann es keine Toleranz geben - auch mit Blick auf Spieler und Klubs, die sich an die Vorgaben halten, weil sie die Ernsthaftigkeit der Situation erfasst haben."

Kalou zeigt Reue: "Es tut mir leid"

Wie lange der Champions-League-Sieger von 2012 (mit dem FC Chelsea), der seit seinem Wechsel nach Berlin im Spätsommer 2014 für Hertha 151 Bundesliga-Spiele (48 Tore) bestritt, vom Trainings- und Spielbetrieb ausgeschlossen bleibt, gab Hertha nicht bekannt. Möglicherweise bedeutet die Suspendierung allerdings das unrühmliche Ende von Kalou im Hertha-Dress. Der Vertrag des Routiniers, der in dieser Saison bisher keine Rolle spielte und nur auf fünf Einsätze kam, läuft am 30. Juni aus und soll ohnehin nicht verlängert werden.

Salomon Kalous Vertrag bei Hertha BSC läuft ohnhin im Sommer 2020 aus.

Hat sich für sein Verhalten entschuldigt: Salomon Kalou. imago images

Kalou selbst zeigt sich in der Mitteilung des momentanen Tabellen-13. der Bundesliga als reuiger Sünder. "Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme", wird der ehemalige Nationalstürmer der Elfenbeinküste (97 Einsätze) zitiert. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Das Gegenteil ist der Fall, denn ich mache mir vor allem auch über die Menschen in Afrika große Sorgen, denn dort ist die medizinische Versorgung bei weitem nicht so gut wie in Deutschland."

Er habe "nicht wirklich nachgedacht und mich darüber gefreut, dass unsere Tests alle negativ waren", so Kalou weiter. "Zudem möchte ich mich auch bei den im Video Gezeigten entschuldigen, die nicht wussten, dass ich live sende und die ich nicht in eine solche Situation bringen wollte."

Hertha bezieht auch Stellung zum Teilgehaltsverzicht

Hertha betont in seinem Statement, "dass dies die Verfehlung eines einzelnen Spielers war. Die Tatsache, dass andere Teammitglieder ihn nicht auf diese Verfehlung aufmerksam gemacht haben und stattdessen den Gruß per Handschlag erwidert haben, verdeutlicht, dass die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands- und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen müssen."

Auf dem Video war zudem eine Sequenz aus der Hertha-Kabine zu sehen, im Zuge derer Kalou und einige Teamkollegen darüber diskutieren, dass ihnen mit Blick auf den Teilgehaltsverzicht vermeintlich zu hohe Beträge abgezogen worden seien. Dazu sagt der Verein: "Die Diskussion zum Thema Teilgehaltsverzichts der Lizenzspieler bei Hertha BSC ist durch fehlerhafte Abrechnungen entstanden. Diese wurden mittlerweile korrigiert."

Lesen Sie zu dem aktuellen Vorfall auch einen kicker-Kommentar: Salomon Kalous skandalöses Corona-Video konterkariert alle Bemühungen

Andreas Hunzinger

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