Bundesliga

Juristische Hintergründe zum Fall Grifo

Über Beschäftigungsanspruch, Spielberechtigung und Schadenersatz

Juristische Hintergründe zum Fall Grifo

Brisantes Wiedersehen? Vincenzo Grifo und Alfred Schreuder.

Brisantes Wiedersehen? Vincenzo Grifo und Alfred Schreuder. imago images

Seit seinem Wechsel für die Ablöse von etwa sieben Millionen Euro am vergangenen Montagabend ist Grifo Angestellter des SC Freiburg. Und der Sport-Club hat gegenüber dem italienischen Nationalspieler ein Weisungsrecht. Seine Verantwortlichen dürfen also entscheiden, ob sie Grifo bei einem Spiel für die Startelf nominieren, ihm einen Bank- oder Tribünenplatz zuweisen, erklärt Johan-Michel Menke, ein renommierter Arbeitsrechtsexperte.

Einen Beschäftigungsanspruch wie andere Arbeitnehmer habe Grifo laut dem Hamburger Juristen Menke jedoch nicht. Das liege an den Besonderheiten des Profifußballs. Dies wurde vor allem im abschließenden Urteil zum Prozess Heinz Müller gegen Mainz 05 deutlich. Der frühere Torwart hatte erfolglos vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt gegen seinen von Menke vertretenen Ex-Klub auf die Entfristung seines Profivertrages geklagt.

Im Klartext: Grifo hat ein Recht auf Training unter Profibedingungen, nicht aber auf Spieleinsätze. Ein Trainer kann schließlich aktuell nur 14 Akteure von meist deutlich mehr als 20 im Kader in einer Bundesligapartie spielen lassen. Der fehlende Beschäftigungsanspruch wiegt also schwerer als das Argument, dass die Abrede zwischen beiden Klubs zu Lasten eines Dritten, in dem Fall Grifo geht, der in der betreffenden Partie etwa auch keine Prämien verdienen kann.

Aber ist die Vereinbarung zwischen Hoffenheim und Freiburg überhaupt rechtens? "Ein Gericht müsste klären, ob sie als unzulässiger Vertrag zu Lasten Dritter einzustufen ist", sagt Menke, der sie - hier zieht wieder das Argument der Besonderheiten des Sports - tendenziell aber für legitim hält.

Und wenn Grifo trotzdem spielt ...

Was würde passieren, wenn Freiburg gegen die Abmachung verstößt und Grifo gegen Hoffenheim spielen lässt? Eine nachträgliche Korrektur des Spielergebnisses müsste der SC, etwa bei einem Sieg, nicht fürchten, so Menke, da die Abrede der beiden Klubs nichts an Grifos genereller Spielberechtigung durch den DFB ändert und dadurch auch kein Sportgericht aktiv werden würde.

In diesem Fall könnte für den SC jedoch eine Vertragsstrafe fällig werden oder der Klub müsste mit einer Schadenersatzklage der TSG Hoffenheim rechnen. Vor allem, wenn Grifo entscheidenden Anteil an einem Freiburger Sieg haben würde und den Kraichgauern am Ende beispielsweise drei Punkte für einen Europacup-Platz oder signifikante Mehreinnahmen durch die TV-Geld-Verteilung fehlen würden, wäre der entstandene Schaden sichtbar, erklärt Menke.

Zu solchen Szenarien wird es nach kicker-Informationen aber nicht kommen, weil Freiburg die sportlich fragwürdige Hoffenheimer Bedingung akzeptiert hat und Grifo in Sinsheim nicht einsetzen wird.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hoffenheims feiges Manöver mit Grifo

Carsten Schröter-Lorenz

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