Marco Grote nahm nach dem schmeichelhaften Punktgewinn in Fürth die erwartete Systemumstellung auf eine Viererkette vor, vertraute aber auf die identischen Defensivakteure. Im Mittelfeld wirbelte der Osnabrücker Coach hingegen ordentlich durch - lediglich Kerk behielt seinen Startplatz. Klaas, Taffertshofer, Amenyido und Henning verdrängten Gugganig, Blacha, Schmidt und Ihorst auf die Bank.
Auch Hannovers Trainer Kenan Kocak stellte vor dem Spiel an der Bremer Brücke auf eine Viererkette um, wagte sonst aber keine großen Experimente. Im Vergleich zum erfolgreichen Liga-Auftakt gegen Karlsruhe durften sich zwei neue Akteure beweisen: Der 21-jährige Neuzugang Bijol (Leihe von ZSKA Moskau) feierte sein Debüt für die Roten und auch der gleichaltrige Laina durfte erstmals in der neuen Saison von Beginn an ran. Dafür wichen Elez (nicht berücksichtigt) und Weydandt (Bank).
Langer VAR-Entscheid bringt Osnabrück den Elfer
Um nicht wieder in der Anfangsphase unter die Räder zu geraten, trieb der VfL Osnabrück mit 3200 Fans im Rücken die Kugel nach vorne, sorgte mit zwei überfallartigen Angriffen über die rechte Seite direkt für Betrieb (1./2.). Die Gäste übernahmen aber nach kurzer Eingewöhnungsphase zunehmend mehr Spielanteile und drängten die Lila-Weißen weit in die eigene Hälfte zurück. Das einzige Manko: Unter dem Strich blieben wirklich zwingende Abschlüsse aus - auf beiden Seiten. Bei der Direktabnahme von Frantz musste Kühn zwar eingreifen, hatte aber keine großen Probleme (9.).
In der 30. Minute kam es im rassigen Niedersachsenduell dann zum Aufreger der ersten Hälfte: Amenyido war bei der Ablage für Mitspieler Klaas, der seinen Schuss deutlich über den Querbalken setzte, von Franke umgegrätscht worden. Der Unparteiische Arne Aarnink hielt lange Rücksprache via VAR, schaute sich die Szene noch mehrfach selbst auf dem Bildschirm an und gab schließlich Elfmeter für Osnabrück - eine strittige Entscheidung (33.). Santos, der beim Auftakt in Fürth (1:1) den einzigen Treffer für den VfL erzielt hatte, übernahm die Verantwortung und stellte das Spiel mit seinem lässigen Schuss ins linke Eck auf den Kopf - 1:0 für die Gastgeber (33.)! Der Rückschlag schien Hannover ordentlich zugesetzt zu haben, doch die Kocak-Elf blieb standhaft und ging mit dem genauso überraschenden wie knappen Ein-Tor-Defizit in die Pause.
Santos - wer auch sonst?
Der durch den Elfmetertreffer forcierte Momentumwechsel hielt auch noch nach der Pause an - zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff zappelte der Ball erneut im Netz des designierten Favoriten. Und natürlich war es Santos, der eine Ecke von Kerk per Kopf ins Tor von Esser zum 2:0 beförderte und den Doppelpack schnürte. Der 32-jährige Neuzugang vom spanischen Zweitliga-Absteiger Deportivo La Coruña machte seinen dritten Treffer im zweiten Ligaspiel - und war somit für alle bisherigen Tore des VfL verantwortlich.
Kurz nach dem Jubelsturm mussten die Lila-Weißen aber erst einmal kräftig Durchatmen, denn Taffertshofer hatte beinahe eine scharfe Hereingabe von Maina ins eigene Tor befördert (50.) - die beste "Hannoveraner Chance" auf einen Treffer bis zu diesem Zeitpunkt. Grotes Umstellung auf eine Viererkette funktionierte nämlich reibungslos. Osnabrück, das leidenschaftlich im Kollektiv verteidigte und durch bedingungslosen Einsatz einige Hochkaräter entschärfte, ließ der 96-Offensive keinen Raum zur Entfaltung.
Duckschs Anschluss kommt zu spät
Die Lila-Weißen spielten trotz der komfortablen Führung weiter selbstbewusst nach vorne, um vor dem eigenen Tor in der Schlussphase nicht mehr in Bedrängnis zu geraten. Joker Ihorst hätte in der 72. Minute frühzeitig den Druck vom Kessel nehmen können, doch Hult fälschte den brandgefährlichen Schuss ins Toraus ab. Kurz vor dem Schlusspfiff musste die Grote-Elf noch einmal zittern, weil Ducksch mit dem Kopf durch die Beine von Keeper Kühn den Anschluss hergestellt hatte (90.+2).
So dauerte es bis zum herbeigesehnten Schlusspfiff, ehe der VfL den ersten Sieg gegen Hannover 96 seit dem 22. November 1996 (3:1 in der Regionalliga Nord) mit seinen 3200 Fans feiern durfte und somit zum ersten Mal in der Saison 2020/21 die volle Punkteausbeute einfuhr.
Osnabrück tritt am nächsten Spieltag in Bochum an (Freitag, 18.30 Uhr). Auf Hannover wartet das Nordduell gegen Eintracht Braunschweig (Samstag, 13 Uhr).