Hamburg-Coach Mirko Slomka veränderte seine Mannschaft im Vergleich zur desolaten 1:3-Niederlage in Augsburg auf drei Positionen: Jirecek, Tesche und Kapitän van der Vaart begannen für Jansen, Arslan (10. Gelbe) und Maggio. Bayern-Trainer Pep Guardiola wechselte im Vergleich zur 0:4-"Watschn" gegen Real Madrid in der Champions League zweimal: Martinez und Götze kamen für Mandzukic und Ribery, der wegen Rückenbeschwerden gar nicht erst im Kader war.
"Dieser Zusammenhalt ist einzigartig und stärkt uns ungemein. Das gibt uns die Extra-Prozente", hatte sich Slomka über die Hamburger Fan-Aktion am Donnerstag gefreut. Angetrieben von diesen "Extra-Prozenten" zeigten sich die Rothosen anders als bei den jüngsten Auftritten von Beginn an bissig in den Zweikämpfen, waren präsent und rissen das Publikum mit. Die Bayern hatten zwar erwartungsgemäß mehr Ballbesitz, wussten damit aber nicht wirklich viel anzufangen. Denn Hamburg verteidigte stark und ließ den Rekordmeister nicht in den eigenen Strafraum eindringen. So mussten es Robben (7.) und Kroos (18.) zwangsläufig aus der Distanz versuchen - ohne Erfolg. Ebenfalls erfolglos blieben die ersten Abschlüsse der Gastgeber: Ilicevic (14.) und Calhanoglu (17.) zielten nicht genau genug.
Der 33. Spieltag
Hamburg zieht Bayern den Zahn
Eine halbe Stunde lang ging das Rezept des HSV richtig gut auf. Die Guardiola-Elf hatte enorme Probleme im Spielaufbau, weil sie immer wieder vom frühen und laufintensiven Pressing der Hanseaten abgefangen wurde. So schlich sich auch der ein oder andere Ballverlust der Münchner in der eigenen Hälfte ein.
Doch dann bediente sich der Rekordmeister einem einfachen Stilmittel, dem Doppelpass: Halbrechts passte Götze auf Robben im Strafraum, wo der Niederländer für den DFB-Kicker nur prallen ließ und damit die gesamte HSV-Abwehr aushebelte. Götze schob freistehend und aus kurzer Distanz eiskalt zur 1:0-Gästeführung ein (32.).
Der Treffer des 21-Jährigen war definitiv ein Stimmungskiller in der Hamburger Arena. Die Gastgeber standen neben sich und hätten sich in dieser Phase um ein Haar das zweite Gegentor gefangen. Müller schob den Ball nach Schweinsteiger-Vorarbeit aus einem Meter noch neben das Tor (40.). Diese Fahrlässigkeit hätte sich fast noch gerächt, denn auf der Gegenseite zwang van der Vaart Neuer zu einer super Parade, die das 1:0 der Bayern in die Pause rettete (42.).
Müller fälscht zum 2:0 ab - Joker Pizarro sticht sofort
Der HSV kam ohne Fortune und auch etwas gehemmt ob der prekären Situation aus der Kabine. Eine Trotzreaktion nach dem unglücklichen Pausenrückstand? Fehlanzeige. Dazu kam auch vom Publikum direkt nach dem Seitenwechsel kaum Unterstützung. Schläfrig präsentierte sich die Slomka-Elf in der 55. Minute, als Robben eine Ecke kurz ausführte und Götze innerhalb des Strafraums ohne Gegenwehr zum 2:0 abzog. Müller fälschte dabei noch leicht, aber für Adler entscheidend ab.
Die Slomka-Elf leistete kaum noch Gegenwehr, stattdessen lud Diekmeier Alaba sogar zum 3:0 ein. Der Österreicher wusste das Geschenk des Hamburger Rechtsverteidigers aber nicht anzunehmen (57.). Wenig später war es dann aber soweit: Nach einer Adler-Parade gegen Robben legte Müller auf Götze quer, der sich sein zweites Tor sicherte (70.). Immerhin gab es keine 120 Sekunden später von Calhanoglu ein kurzes Lebenszeichen des Dinos: Der Deutsch-Türke jagte das Spielgerät vom Strafraumrand ins lange Eck (72.).
Jiracek wird nicht bestraft, Boateng schon
Doch mehr als ein kurzes Aufleuchten der Hamburger Flamme war dies nicht, denn der 105 Sekunden zuvor eingewechselte Pizarro wurde seinem Ruf als Hamburg-Schreck wieder einmal gerecht und schoss per Fallrückzieher sein 19. Liga-Tor gegen die Hanseaten. Trotz der hohen Führung zeigten die Bayern in der Schlussphase viel Spielfreude und hätten nach einem Foul Jiraceks an Lahm sogar noch einen Elfmeter bekommen müssen (79.).
Die Partie hätte friedlich zu Ende gehen können, doch nach einem Tête-à-Tête zwischen Boateng und Demirbay handelte sich der Ex-Hamburger eine unnötige Rote Karte ein, weil er im Anschluss an das Gerangel noch eine Schelle verteilte (86.).
Nächsten Samstag (15.30 Uhr) reist Hamburg zum Saisonabschluss nach Mainz, der FC Bayern empfängt zeitgleich den VfB Stuttgart.