Bundesliga

Zeitdruck und Ungewissheit bei der Eintracht: "Darf keine Entschuldigung sein"

Toppmöller setzt weiter auf die Wechselkandidaten

Zeitdruck und Ungewissheit bei der Eintracht: "Darf keine Entschuldigung sein"

Erlebt derzeit eine schwierige Vorbereitung: Frankfurts Trainer Dino Toppmöller.

Erlebt derzeit eine schwierige Vorbereitung: Frankfurts Trainer Dino Toppmöller. IMAGO/HJS

Aus dem Frankfurter Trainingslager in Windischgarsten/Österreich berichtet Moritz Kreilinger

In Windischgarsten war die Stimmung schon am Kriseln, da war die Mannschaft noch nicht mal angekommen. Mehr als die Hälfte der Trainingseinheiten sollte laut einer Mitteilung in der kommenden Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das wäre ein Novum gewesen.

Kurze Zeit später ruderte der Klub zurück. Ein Kommunikationsfehler sei es gewesen. Wie auch immer. Als um 16 Uhr die ersten Spieler den Trainingsplatz betraten, durften die mitgereisten Fans jedenfalls wie erhofft an der Seite stehen. Viel gab es dabei aber nicht zu sehen. Nach den Aufwärmübungen und Passspielen verteilte sich der Tross zu individuellem Training über die Anlage.

Weil der ein oder andere Spieler in den Planungen keine Rolle mehr spielt (Ragnar Ache, Jerome Onguene) oder nach einer Verletzung noch in der Heimat weilt (Lucas Alario) sind es immerhin "nur" 30 Akteure, die Toppmöller in Oberösterreich versammelt. Völlig klar ist: Nicht jeder wird auch nach dem 1. September noch bei der Eintracht unter Vertrag stehen. Die prominentesten Fälle sind Jesper Lindström, Djibril Sow und Rafael Borré. Drei potenzielle Leistungsträger, die aus verschiedenen Gründen in diesem Sommer auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind. Und dann ist da ja noch der vielseits umworbene Randal Kolo Muani.

Wir arbeiten mit den Spielern, die hier sind. Wir haben Lust, dass alle bleiben.

Dino Toppmöller

"Wir müssen es nehmen, wie es ist. Es ist mit Sicherheit nicht so einfach", weiß Toppmöller. Der 42-Jährige befindet sich in einer misslichen Lage. Setzt er voll auf die Wechselkandidaten - und die sind in zwei Wochen weg? Irgendwie blöd. Setzt er nicht auf sie - und sie bleiben doch? Genauso blöd. Toppmöller betont, keinen Unterschied machen zu wollen. "Wir arbeiten mit den Spielern, die hier sind. Wir haben Lust, dass alle bleiben." Aus Sicht des Trainers, der damit auch in der Breite einen enorm gut besetzten Kader zur Verfügung hätte, nachvollziehbar. Die wirtschaftliche Umsetzung dürfte schwieriger sein.

Wieder Hängepartien wie bei Kostic?

Die Thematik kennen die Verantwortlichen aus dem vergangenen Sommer zu gut. Damals mit der Personalie Filip Kostic, der nach langem hin und her nach dem 1. Bundesligaspieltag gen Juventus transferiert wurde. Mit gleich mehreren Akteuren wie in diesem Jahr wird es komplizierter. Beispiele: Einsatzzeiten von Sow könnten zu Lasten von Hugo Larsson gehen, statt Borré könnte auch Omar Marmoush spielen und statt Lindström wäre es perspektivisch wohl sinnvoller, Jessic Ngankam den Vorzug zu gewähren. Das Heranführen der drei Neuen wäre sicherlich einfacher, wenn jetzt schon Klarheit über die Zukunft des bewährten Trios herrschen würden.

Auftakt für Eintracht Frankfurt

Doch vorerst bleibt der Konjunktiv. In knapp drei Wochen steht mit dem DFB-Pokalspiel bei Lokomotive Leipzig der Pflichtspielauftakt an. "Die besten Spieler werden dort spielen", kündigte Toppmöller an. Auch, wenn sie vielleicht eine Woche später weg sind.

"Keine Zeit für Teambuilding"

Allgemein drängt gerade die Zeit. Das späte Saisonende nach dem Pokalfinale ist da nur ein Grund. "Wichtig war nach dieser anstrengenden Saison mit vielen emotionalen Höhepunkten, dass auch mal abschalten angesagt ist. Das ist extrem wichtig. Wir nehmen es so wie es ist. Das darf jetzt keine Entschuldigung mehr sein", so Toppmöller. Im nur fünftägigen Trainingslager liegt daher der volle Fokus auf dem Sport. Teambuilding? "Dafür haben wir keine Zeit."

Stattdessen wird der Schwerpunkt im Defensivspiel liegen. Die jüngste 2:3-Testspielniederlage gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz habe noch einmal sehr deutlich gezeigt, dass "gerade das Thema Boxverteidigung auf der Agenda stehen muss", machte Toppmöller klar. Der Punkt soll aber schon vor der desaströsen Defensivleistung gegen den Viertligisten als Priorität Nummer 1 für das Trainingscamp vermerkt gewesen sein. Nach der vergangenen Saison aus gutem Grund.

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