Bundesliga

Bayer 04 Leverkusen: Wie selbst die Ersatzbälle Druck machen

Leverkusens Tempomacher an der Seitenlinie

Xabi Alonsos Idee? Wie bei Bayer selbst die Ersatzbälle Druck machen

Rangiert mit seinem Team an der Tabellenspitze: Xabi Alonso.

Rangiert mit seinem Team an der Tabellenspitze: Xabi Alonso. IMAGO/Revierfoto

Bayer 04 Leverkusen stellt eine Mannschaft, die ihren Gegner gerne zermürbt. Mit Ballbesitzfußball und hoher Passgeschwindigkeit legt sich das Team von Xabi Alonso seine Kontrahenten zurecht, lässt sie laufen, bis sich ein Raum oder ein Passkorridor öffnet. Und dann schlägt der Tabellenführer mit seiner hohen individuellen Qualität zu.

Destruktiver Ansatz misslang

Zuletzt versuchten einige Mannschaften es mit einem destruktiven Ansatz gegen die Werkself, stellten sich wie Freiburg (2:1) oder zuletzt Union Berlin (4:0) hinten rein, bemühten sich, alle Wege zu blockieren, den Spielrhythmus zu stören und immer wieder zu unterbrechen. Wirklich Erfolg hatte dieser Ansatz noch nicht, weil Bayer bislang immer weiter am Geschwindigkeitsregler drehen konnte, bis der Gegner, durch die extrem aufwendige Defensivarbeit ermüdet, sich Fehler erlaubte.

Um diesen Stress für seine Kontrahenten möglichst hochzuhalten, sind bei Bayer 04 während des Spiels insgesamt 30 Ersatzbälle im Einsatz, die alle paar Meter an der Seitenlinie auf Kegeln bereitliegen. Geht ein Ball ins Aus, kann das Spiel mit der kleinstmöglichen Verzögerung fortgesetzt werden.

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Typisch für Xabi Alonso denken Sie? Weil der Baske nichts dem Zufall überlässt? Von wegen. "Das war nicht meine Idee, aber sie ist gut, egal, von wem sie kommt", erklärte der Leverkusener Trainer nach dem Sieg gegen Union, dass dies nicht auf seine Anregung hin geschieht. Allerdings erkennt der Spanier in der Handhabung, die seit Corona-Zeiten, in denen keine Ballkinder ins Stadion durften, den Vereinen freigestellt ist, eine wichtige Komponente.

"Mir gefällt das, weil es uns die Möglichkeit gibt, das Tempo hochzuhalten und den Gegner so stark unter Druck zu setzen wie möglich und ihm keine Gelegenheit zu geben, sich zu erholen", sagt der Baske, dessen Team so mehr Nettospielzeit zur Verfügung steht, um seinen Gegner müde zu spielen.

Zukünftiges taktisches Mittel?

Ein Detail, das Bayer hilft. Wobei der Werksklub die Möglichkeiten dieses Stilmittels bei weitem nicht ausreizt. So konnte man beispielsweise am Samstag beim Zweitligaspiel zwischen Holstein Kiel und dem HSV (4:2) beobachten, wie in der ersten Hälfte an der Seitenlinie auf Höhe des Hamburger Strafraums gleich drei Bälle in wenigen Metern Abstand bereitlagen, um den Holstein-Profis eine schnelle Spielfortsetzung zu ermöglichen. Nach der Pause und beim Spielstand von 2:0 für die Gastgeber lag dort - völlig ausreichend - nur noch ein Ball bereit.

In Leverkusen war die Ballverteilung über die 90 Minuten unabhängig vom Spielstand gleichmäßig. Bleibt abzuwarten, ob Bayer und Xabi Alonso gegen stärkere Gegner auch auf dieses taktische Mittel zurückgreifen.

Stephan von Nocks

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