Bundesliga

Worauf Polter im Abstiegskampf mit den Lilien baut

Darmstadts Neuzugang sieht sich nicht als Heilsbringer

Worauf Polter im Abstiegskampf mit den Lilien baut

Gab beim 0:2 gegen Bayer Leverkusen sein Debüt für Darmstadt 98: Sebastian Polter.

Gab beim 0:2 gegen Bayer Leverkusen sein Debüt für Darmstadt 98: Sebastian Polter. IMAGO/Lobeca

Als Last-Minute-Transfer stieß Sebastian Polter vom FC Schalke 04 vergangene Woche zum SV Darmstadt 98. Trainer Torsten Lieberknecht bekam damit seinen hochgewachsenen und kopfballstarken Angreifer, der vorne die Bälle festmachen und seine Mitspieler ins Spiel bringen kann. Doch bis Polter seine volle Leistungsfähigkeit bringen kann, wird es wohl noch eine Weile dauern. Nach einer Leistenoperation im Dezember ist er zwar schon seit rund drei Wochen im Mannschaftstraining. Aber entscheidend seien die Einsatzzeiten, von der er zuletzt bei Schalke nicht allzu viel bekam, wie er selbst sagt.

Nicht der alleinige Heilsbringer

Polter kennt den Abstiegskampf in der Bundesliga, bestand den beim VfL Bochum vor zwei Spielzeiten an der Seite von Gerrit Holtmann, der ebenfalls in der Winterpause zu den Lilien kam. Grundsätzlich sei er positiv gestimmt, dass das mit Darmstadt auch gelingen könne. "Ich glaube, um in der Bundesliga zu bestehen, ist es die Grundbasis, eine geschlossene Einheit auf dem Platz zu sein", sagt er. Und die habe er bei den Lilien im Verlauf der Saison bereits gesehen und in den wenigen Tagen am Böllenfalltor auch gespürt.

Auf keinen Fall sei er jedoch der Heilsbringer, der Darmstadt jetzt allein über die Linie schießen werde. Er wolle mit seiner Erfahrung und seiner Spielweise dazu beitragen, das große Ziel Klassenerhalt doch noch zu erreichen. "Es heißt immer so schön, dass man eklig sein muss, um die Spiele zu ziehen. Aber ich glaube, dass da viel mehr dazu gehört", sagt er.

Kein klassischer Wandstürmer

Man müsse Situationen innerhalb des Spiels sehr schnell bewerten und dann direkt umsetzen, was gebraucht werde. Da könne er auf dem Platz als erfahrener Spieler Einfluss nehmen, oft sogar schneller als das Trainerteam. "Das sind oft Kleinigkeiten: ein Zweikampf, der anders geführt werden muss, die Körpersprache, mit der die Mannschaft eine andere Präsenz ausdrückt, dazu Passduelle und Sprintduelle. Und du musst die Fans mitnehmen", sagt er.

Als klassischer Wandstürmer sieht er sich nicht. Den Spielertypus, der sich hauptsächlich vorne reinstelle, habe es noch zu Beginn seiner Karriere gegeben. Aber mittlerweile müssten alle Spieler viel mehr arbeiten. Er sei auch jemand, der die Tiefe beackere, tiefe Läufe mache, um Freiraum für seine Mitspieler zu schaffen. "Aber auch wir vorne müssen anfangen zu verteidigen. Das gehört gerade in der Bundesliga dazu."

Stolz auf jeden einzelnen Verein

Mit seiner siebten Bundesliga-Station hat Polter inzwischen zu Michael Spies aufgeschlossen, der in den 80er und 90er Jahren am Ball war. Hinzu kommen bei Polter noch Gastspiele in England und den Niederlanden. "Zunächst mal bin ich sehr stolz auf jeden einzelnen Verein, für den ich gespielt habe. Aber ich mag den Begriff Wandervogel nicht", sagt er. Bei jedem Verein habe er eine andere Situation gehabt. Teilweise musste er wechseln, teilweise wollte er sich weiterentwickeln. "Für mich ist aber wichtig zu sagen, dass ich immer 100 Prozent für den Verein gegeben habe", sagt er und fügt an: "Jetzt möchte ich einfach Darmstadt helfen."

Stephan Köhnlein

Bilder zur Partie SV Darmstadt 98 gegen Bayer 04 Leverkusen