Bundesliga

Wo Matarazzo Weghorst widerspricht

Mentalitäts-Debatte in Hoffenheim

Wo Matarazzo Weghorst widerspricht

Wout Weghorst (l.) und 1899-Coach Pellegrino Matarazzo.

Wout Weghorst (l.) und 1899-Coach Pellegrino Matarazzo. picture alliance / Teresa Kroeger/RHR-FOTO

In der Tabelle der "zweiten Hälfte", der bislang gespielten Saison, also den Spieltagen zehn bis 18, belegt die TSG Hoffenheim einen erschreckenden vorletzten Platz. Nur ein Sieg aus den vergangenen zehn Pflichtspielen erhöhen die Dringlichkeit, am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den 1. FC Heidenheim endlich wieder einen Dreier einzufahren. Doch der Aufsteiger belegt in besagtem Ranking Rang drei (!), ist seit fünf Spieltagen unbesiegt und könnte mit dem nächsten Auswärtscoup auch in der regulären Tabelle an der TSG vorbeiziehen.

"Ein Sieg zu diesem Zeitpunkt würde uns allen guttun, das ist kein Geheimnis", versichert Trainer Pellegrino Matarazzo, "aber der Druck ist extrem angemessen. Ich habe meinen Fokus, ich weiß, was zu tun ist. Mein Fokus ist die Mannschaft und die Performance, wenn wir performen, werden die Ergebnisse automatisch kommen. Deswegen kann ich das absolut trennen, ein ganz normaler Druck. Am meisten Druck spüre ich, wenn etwas im Spiel nicht läuft, dann raste ich eher aus als vor dem Spiel."

Mittlerweile die drittmeisten Gegentore in der Liga

Bleibt für die Kraichgauer zu hoffen, dass dieses Mal die Dinge etwas weniger schieflaufen als zuletzt. Denn in den jüngsten vier Partien kassierte Hoffenheim jeweils drei Gegentore und verzeichnen damit insgesamt mittlerweile die drittmeisten Einschläge in der gesamten Liga. Ein Dauerthema, das auch Matarazzo penetrant beschäftigt. "Definitiv, da gibt es keinen einzigen Grund, der alles löst", erklärt der 46-Jährige, "wir haben welche bekommen durch individuelle Fehler, es gibt auch Ballverlust-Themen, wodurch wir viele Gegentore kassiert haben, auch zuletzt. Das Thema ist sehr präsent bei uns. Die Frage ist: Wo passieren diese Ballverluste? Wie steht die Verteidigung dahinter? Wie schaltet man um als erster Impuls im Gegenpressing, aber auch im zweiten Impuls, hinter den Ball zu kommen?"

Andererseits erkennt Matarazzo auch Defizite in der Vorwärtsverteidigung. "Auch unsere Pressingstrukturen - wie schiebt und deckt die Kette durch? Wie hoch pressen wir? Wir haben zuletzt versucht, es ein bisschen kompakter zu gestalten, leider sind wir im letzten Spiel eher in Passivität verfallen, das hat mir nicht gefallen, kompakter, heißt nicht, passiv zu sein, sondern auch aktiv zu bleiben und auf Balleroberungen zu gehen", erläutert Matarazzo, "deswegen haben wir auch umgestellt in der zweiten Hälfte. Es gibt mehrere Themen, wir arbeiten an allen."

Matarazzo: "Mentalität - so ein breites Wort mit so vielen Facetten und Aspekten"

Auch die nach dem 2:3 in Freiburg intern wie extrem erneut entbrannte Diskussion um Hoffenheims Mentalität hat Matarazzo aufgearbeitet. Gerade weil auch sein Mittelstürmer Wout Weghorst den letzten Funken Willen bei der TSG vermisst hatte. "Mentalität - so ein breites Wort mit so vielen Facetten und Aspekten", sinniert Matarazzo, "bei Wout ging es um Wille, deswegen liebe ich auch Wout, weil er es komplett verkörpert, und wenn er es auf den Platz bringt, dann tut er der Mannschaft unfassbar gut."

Dennoch widersprach der Trainer an dieser Stelle dem Niederländer. "Mentalität ist breiter als nur Wille. Nach meinem Gefühl und dem Austausch mit den Spielern, lag es nicht am Willen, sondern wir hatten ein bisschen zu viel Respekt im Spiel", so Matarazzo, "man kann zu viel Respekt haben und trotzdem etwas wollen. Für mich war das Thema Mut und nicht zu wenig Wille."

Höchste Zeit für die TSG, jeglichen Respekt, Hemmung oder Zurückhaltung abzulegen sowie die Ursachen der Gegentorflut endlich abzustellen oder zumindest einzudämmen. Sonst wird es auch gegen den stabilen und widerstandsfähigen Aufsteiger eng und unangenehm.

Michael Pfeifer

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