Bundesliga

Frankfurt: "Müssen aufpassen, den Sport nicht zu missbrauchen"

Frankfurts Trainer reagiert auf die Kritik am Dubai-Trainingslager

"Wir müssen aufpassen, den Sport nicht zu missbrauchen"

Ergreift das Wort in der Diskussion um das Frankfurter Trainingslager: Eintracht-Coach Oliver Glasner.

Ergreift das Wort in der Diskussion um das Frankfurter Trainingslager: Eintracht-Coach Oliver Glasner. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Am Dienstag gab die Eintracht bekannt, vom 4. bis zum 14. Januar ein Trainingslager in Dubai zu beziehen - zum Unmut so mancher Anhänger, die den Trip in den sozialen Netzwerken kritisieren. Glasner kann das "nicht nachvollziehen", der Coach verweist unter anderen darauf, dass Dubai ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen ist. Im Jahr 2018 reisten laut "Statista" 567.000 deutsche Touristen in das Emirat. Glasner betont: "Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen, dass wir nach Dubai ins Trainingslager fahren." Sonst müsse das jeder Urlauber genauso.

Wenn sich der Fußball immer zu allen Missständen äußern würde, wären wir nur damit beschäftigt

Oliver Glasner

Den 48-Jährigen ärgert es spürbar, dass von Teilen der Öffentlichkeit und Medien wie jetzt bei der WM in Katar allerlei Zeichen von den Sportlern erwartet werden. "Wenn sich der Fußball oder der Sport insgesamt immer zu allen Missständen äußern würde, wären wir jede Woche nur damit beschäftigt. Es gibt viele Missstände auf der Welt, in vielen Ländern. Aber müssen wir uns als Sportler bei jedem Pflichtspiel dazu äußern? Wo fängt man dann an und wo hört man auf? Wir müssen aufpassen, den Sport nicht zu missbrauchen."

Ähnlich äußerte sich kürzlich der Bundesvorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, im kicker-Interview. "Wir sollten nicht immer so tun, als müsste jeder Fußballer ein politischer Held sein", sagte Nouripour und betonte: "Wir können nicht so tun, als könnte der Sport die Aufgaben von uns in der Politik übernehmen."

Wahl auf Dubai fiel aus rein sportlichen Gründen

Glasner betont, dass das Trainingslager in Dubai („Nad al Sheba Sports Complex“) aus "rein sportlichen Gründen" gewählt worden sei: "Dort werden wir die besten Bedingungen haben. Das ist bei unserem Pensum sehr wichtig." Viele Entwicklungen auf der Welt machten auch ihm Sorgen, sagt Glasner, deshalb sei es "wichtig, dass wir die Augen aufhaben und uns auch positionieren. Aber wir dürfen unseren Fokus nicht verlieren und müssen uns auf unseren Job konzentrieren".

Erstaunlich ist, dass es keinen vergleichbaren Aufschrei gab, als die Hessen jahrelang ihre Winter-Trainingslager in Abu Dhabi absolvierten, zuletzt im Januar 2017. Hier und da gab es mal eine kritische Stimme, ein großes Thema war das aber nicht. Die Stadt Frankfurt pflegt übrigens seit dem 14. Juni 2005 ganz offiziell eine "Städtefreundschaft" mit Dubai, auch deshalb kann man bei der Eintracht die Kritik an dem Trainingslager nicht nachvollziehen. Zumal der Klub vor Ort keinerlei Marketingaktivitäten plant.

Julian Franzke