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WM 2022: Flick sieht sich und das Team "in der Bringschuld"

Bundestrainer will Fans zurückgewinnen

"Wir haben es kapiert": Flick sieht sich und das Team "in der Bringschuld"

Hat vor der Heim-EM 2024 einiges vor - mit dem Team und mit den deutschen Fans: Bundestrainer Hansi Flick.

Hat vor der Heim-EM 2024 einiges vor - mit dem Team und mit den deutschen Fans: Bundestrainer Hansi Flick. IMAGO/PA Images

Verdaut sei das Aus in der Gruppenphase dieser WM noch immer nicht. Das hat Hansi Flick in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa) offen mitgeteilt. "Natürlich ist die Enttäuschung noch da", sagte der Bundestrainer, der den Fortlauf des Turniers, das an diesem Sonntag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) mit dem Finale zwischen Argentinien und Titelverteidiger Frankreich zu Ende gehen wird, genau beobachtet hat.

"Wenn man die Spiele sieht, kommt der Gedanke: 'Hätten wir da auch sein können?' Die Frage muss man sich stellen", führte Flick seine Gedanken rund zwei Wochen nach dem Aus hinter Japan und Spanien im Detail aus. "Aber es ist nun mal so, dass wir frühzeitig ausgeschieden sind - und dafür müssen wir die Verantwortung übernehmen. Es ist einfach sehr, sehr schade."

"Uns hat die Effizienz gefehlt. Und defensiv war es einfach nur Durchschnitt, weil wir da zu wenig Kompaktheit hatten", lautete sein ernüchterndes Fazit in der Nachbetrachtung. Das Endspiel werde er zuhause schauen - nicht ohne Wehmut. "Beide Mannschaften haben es verdient, in diesem Finale zu stehen", meinte Flick.

"Wir wollen alles geben, wir wollen für Deutschland spielen"

Die DFB-Fakten stehen aber über allem: Deutschland hat es zwei Weltmeisterschaften nicht verstanden, zumindest die K.-o.-Phase zu erreichen - und hat obendrein auch bei der letztjährigen Europameisterschaft früh das sportlich Zeitliche gesegnet (0:2 gegen England).

Deswegen ist sich Flick auch im Klaren darüber, dass er als Bundestrainer mit seinem Team in der nächsten Zeit abliefern - und ja, auch spielerisch gefallen müsse. Erst recht, weil in etwa eineinhalb Jahren schon im eigenen Land die EM 2024 steigt.

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Richtung der Heim-EM müsse die DFB-Elf um Hoffnungsträger wie Jamal Musiala die Fans zurückgewinnen. "Wir sind in der Bringschuld. Wir müssen wieder Begeisterung erzeugen. Jeder Spieler, jeder Trainer will, dass wir unterstützt werden", sagte Flick. Die Voraussetzung sieht der 57-Jährige in seinem Team als gegeben an: "Wir wollen attraktiven Fußball zeigen. Wir wollen als Mannschaft den Fans zeigen: Wir haben es kapiert, wir wollen alles geben, wir wollen für Deutschland spielen, wir sind stolz darauf und wir freuen uns auf diese Heim-EM."

Mögliche Stimmungsdämpfer bei den von März 2023 anstehenden Testspielen kalkuliert Flick dabei schon ein. "In Zukunft wollen wir die Fans mit unserem Auftritt wieder begeistern, wir wollen, dass die Fans uns bedingungslos unterstützen, auch dann, wenn es Rückschläge gibt. Wir müssen dahin kommen, dass die Fans dann dennoch hinter uns stehen." Dafür fordere Flick "von der Mannschaft, vom Trainerteam, von den Betreuern" bedingungslosen Einsatz "und natürlich, dass wir dann eine erfolgreiche EURO spielen".

Die Aufarbeitung geht für Flick allerdings noch weiter. Politisierte WM, schlechte Stimmung bei den Fans daheim, viel zu viele Themen abseits des Fußballs - das beklagte der 57-Jährige. Mit der "One Love"-Binde als Kulminationspunkt. Der Coach will den Fokus gerade mit Hinblick auf die für ihn notwendige Entfachung des Fan-Feuers wieder auf den Fußball lenken. "Das ist unsere Aufgabe - es wäre schön, wenn man uns das zugesteht. Für die Politik sind andere ausgebildet", kritisierte Flick die öffentliche Erwartung an sein Team und auch die deutsche Politik. "Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sinngemäß gesagt, 'der Fußball wird zu sehr politisiert. Unsere Spieler sollen sich auf Fußball konzentrieren. Politik mach ich'. Das wäre ein gutes Zeichen gewesen, auch für uns."

mag