Bundesliga

Wie Werder Bremen das Halbzeit-Problem wegignorierte

Der Abseits-Moment und eine reife Defensiv-Leistung

Wie Werder das Halbzeit-Problem wegignorierte

Bremens Marco Friedl lag in seiner Einschätzung goldrichtig.

Bremens Marco Friedl lag in seiner Einschätzung goldrichtig. IMAGO/HJS

Nur "kurz" musste auch Marco Friedl wieder daran denken, doch dann hatte er dieses Gefühl, "ich war mir sicher, dass er im Abseits stand", sagte der Kapitän des SV Werder Bremen über die Szene in der 51. Minute - und damit lag der 25-Jährige richtig. Mainz-Profi Anton Stach war beim Abschluss seines Teamkollegen Ludovic Ajorque hinter dem Österreicher als letztem Bremer Verteidiger positioniert, sein von Werder-Keeper Jiri Pavlenka nicht festgehaltener Abstauber wurde somit die Gültigkeit aberkannt. "Mit ein bisschen mehr Pech", befand Friedl allerdings auch, wären die Mainzer zu diesem Zeitpunkt in Führung gegangen.

Und dann wäre sicherlich auch ein Thema wieder hochgekocht, das den Aufsteiger bereits in der vergangenen Woche beschäftigt hatte: Die sich häufenden Gegentore direkt nach der Halbzeit, elf Mal war das in dieser Saison zwischen 45. und 60. Minute schon der Fall gewesen, gerade erst zweimal im vorherigen Spiel gegen 1899 Hoffenheim (50. und 52. Minute) …

"Abseits ist Abseits", war angesichts des irregulären Treffers auch Trainer Ole Werner einigermaßen froh, dass er in Mainz nicht erneut Fragen zu dieser Anfälligkeit beantworten musste, auch wenn "es für einen Moment danach aussah", so der 34-Jährige.

"Sonst hatten wir es immer im Kopf"

Dabei hatte seine Mannschaft gerade im Vergleich zu den jüngsten Bremer Auftritten eine defensiv äußerst reife Leistung abgerufen - zumindest bis zur 85. Minute, in der das Spiel plötzlich jene stürmischen Züge annahm, die sich zuvor keineswegs angedeutet hatten. "Vom Verteidigungsverhalten fand ich es viel, viel besser als in den letzten Wochen", sagte Werner. Werder ist weiterhin der Klub, der die zweitmeisten Gegentore (52) in der Bundesliga hinter dem VfL Bochum (60) hinnehmen musste.

Dass in Mainz diesmal nun keines nach dem Seitenwechsel fiel, mag sicherlich ein Teil der Vorbereitung gewesen sein - am Spieltag selbst wurde es dann jedoch gar nicht mehr intern thematisiert, wie mehrere Werder-Profis berichteten. "Nicht eine Sekunde, nicht von einem Spieler" wurde die Problematik in der Halbzeit angesprochen, so Friedl. "Ich glaube, das war ganz gut so", ergänzte Niklas Stark, "sonst hatten wir es immer im Kopf. Wenn man ein bisschen ruhiger darangeht, ist das nicht das Schlechteste."

Und nachdem das Bremer Halbzeit-Problem also vorerst erfolgreich wegignoriert wurde, leitete Stark daraus eine mögliche Handlungsoption auch für andere Dinge ab, die es noch zu verbessern gilt: Vielleicht, schlug der 27-Jährige lachend vor, "sollte man dann über gar nichts mehr reden".

Tim Lüddecke

Vier Leverkusener, drei Debütanten: Die kicker-Elf des 27. Spieltags