Bundesliga

Wie Hütters Adieu für ein großes Dilemma bei der Eintracht sorgte

Frankfurt: Hätte eine Beurlaubung die Champions League gerettet?

Wie Hütters Adieu für ein großes Dilemma bei der Eintracht sorgte

Es lief nicht rund seit seiner Wechsel-Bekanntgabe nach Gladbach: Frankfurts Trainer Adi Hütter.

Es lief nicht rund seit seiner Wechsel-Bekanntgabe nach Gladbach: Frankfurts Trainer Adi Hütter. imago images

Gerade einmal fünf Wochen ist es her, dass Hütters Wechsel zu Borussia Mönchengladbach offiziell bekanntgegeben wurde. Damals herrschte über Frankfurt noch strahlender Sonnenschein, die erstmalige Teilnahme an der Champions League schien den Hessen angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund kaum noch zu nehmen. Die Mannschaft wirkte gefestigt, selbstbewusst und spielfreudig. Hätten die Verantwortlichen um Vorstandssprecher Axel Hellmann und Finanzvorstand Oliver Frankenbach in dieser Situation über den scheidenden Sportvorstand Fredi Bobic hinweg den Trainer beurlauben sollen? Das hätte wie blinder Aktionismus gewirkt und ebenfalls kräftig in die Hose gehen können.

Mit dem Wissen von heute hätte man dieses Risiko durchaus eingehen können, vielleicht sogar müssen, denn viel schlechter hätte es sportlich seither ohnehin nicht laufen können. Allerdings gab es dem Vernehmen nach auch aus der Mannschaft heraus keinerlei Stimmen, die eine Freistellung des Trainers gutgeheißen hätten. Bei allen lebte die Hoffnung, den Kahn schon irgendwie durch die unruhige See in den sicheren Hafen zu steuern. Auf das 0:4 in Gladbach wenige Tage nach Hütters Abschiedsverkündung folgte eine englische Woche - kein guter Zeitpunkt für einen Wechsel.

Seoane und Terzic standen nicht zur Verfügung

Am ehesten nachvollziehbar wäre eine Trennung nach dem 1:3 in Leverkusen am 31. Spieltag gewesen. Wegen des darauffolgenden DFB-Pokal-Wochenendes standen zwei Trainingswochen als Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Mainz zur Verfügung. Diese Zeit hätte ein neuer Trainer nutzen können. Aber wer? Die als Hütter-Nachfolger heiß gehandelten Gerardo Seoane (Bern) und Edin Terzic (Dortmund) stehen selbst noch unter Vertrag, im Nachwuchsleistungszentrum wiederum erscheint keiner der Übungsleiter als adäquate Interimslösung.

Wie Hütter wäre der neue Mann eine "Lame Duck" gewesen

So gesehen hätte lediglich ein vereinsloser Trainer verpflichtet werden können, der bereit gewesen wäre, sich nur für ein paar Spiele auf die Bank zu setzen und anschließend wieder zu verduften. Das bedeutet auch: Wie Hütter wäre der neue Mann eine "Lame Duck" gewesen. In der Kürze der Zeit hätte sich außerdem kaum ein Vertrauensverhältnis zur Mannschaft aufbauen lassen. Aber ja, vielleicht hätte dieser Mister X gegen Mainz (1:1) den schmerzlich vermissten Amin Younes aufgeboten, vielleicht hätte die Mannschaft dann ein bisschen besser gespielt und gewonnen, um anschließend mit einer etwas breiteren Brust vielleicht auch auf Schalke (3:4) drei Punkte zu holen und der Champions League ein großes Stück näherzukommen. Vielleicht aber auch nicht. Denn für Unruhe hätte ein Trainerwechsel allemal gesorgt. Und nur mal angenommen, auch ein neuer Coach hätte das Ruder nicht herumgerissen: Dann müssten sich die Verantwortlichen nun kritische Fragen gefallen lassen, ob es gegen die Underdogs Mainz und Schalke nicht auch mit Hütter für zwei Siege gereicht hätte.

Eine befriedigende Lösung war nicht in Sicht

All diese Überlegungen zeigen vor allem eines: Hütters Adieu stürzte die Verantwortlichen in ein großes Dilemma. Der Österreicher stellte seine eigene Karriere über das Wohl des Vereins. Ihn nun vor dem letzten Spieltag gegen Freiburg freizustellen - wie es einige Anhänger fordern - erscheint fragwürdig. Was sollte das bringen? Das würde erst recht die müßige Diskussion befeuern, ob man diesen Schritt nicht viel früher hätte vollziehen müssen. Auch auf die Gefahr hin, dass es unbefriedigend klingt: Die Verantwortungsträger steckten durch die Ausstiegsklausel und Hütters Egoismus in einer Zwickmühle. Am Trainer festhalten oder ihn beurlauben? Eine befriedigende Lösung war nicht in Sicht.

Julian Franzke

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