Bundesliga

"Wichtiges Signal" und "notwendiger Schritt" - doch "die Arbeit geht jetzt erst los"

So reagieren die Beteiligten auf die DFL-Abstimmung

"Wichtiges Signal" und "notwendiger Schritt" - doch "die Arbeit geht jetzt erst los"

Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann, der Mainzer Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann und FCB-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen (v. l.).

Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann, der Mainzer Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann und FCB-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen (v. l.). picture alliance/dpa

Erleichterung und Zufriedenheit waren den DFL-Geschäftsführern Marc Lenz und Steffen Merkel anzumerken. Mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit von 24 Ja-Stimmen bei zehn Gegenstimmen und zwei Enthaltungen votierten die Klubs der 1. und 2. Bundesliga am Montag in Frankfurt am Main für konkrete Verhandlungen der DFL-Geschäftsführung mit einem strategischen Partner. Auf Antrag des DFL-Präsidiums fand die Abstimmung geheim statt. Lenz wertete das Resultat "als gutes Zeichen des Ligaverbandes, dass wir gemeinsam, also DFL und Klubs, die 1. und 2. Liga weiterentwickeln". Mit dem erklärten Ziel, "sportlich weiter wettbewerbsfähig zu bleiben mit tiefer gesellschaftlicher Verankerung", so Lenz. "Dafür bedarf es gesunder wirtschaftlicher Weiterentwicklung. Wir waren uns einig, dass dafür Investitionen nötig sind."

Ein tragfähiger Kompromiss - auch für Vereine, die mit "Nein" votierten

Dass mit 24 Ja-Stimmen nur das satzungsgemäß knappestmögliche Ergebnis erzielt wurde, ficht Lenz und Merkel nicht an. "Mehrheitsfindungen zu langfristigen Themen sind erfahrungsgemäß nicht einfach, weil jeder Klub in seinem eigenen Kontext entscheidet", verdeutlicht Lenz. "Deswegen bildet die Zweidrittelmehrheit per se eine sehr gute Grundlage, um handeln zu können. Letztlich handelt es sich um eine signifikante Mehrheit." Zudem ließ das Duo mehrfach durchblicken: Das in intensiven Gesprächen mit den Klubvertretern und auch unter Berücksichtigung von Kritikpunkten aus der Fanszene erarbeitete Modell bilde auch für die meisten derjenigen Vereine einen tragfähigen Kompromiss, die mit "Nein" gestimmt hätten. Wie beispielsweise Zweitligist Fortuna Düsseldorf, der letztlich einem Mitgliedervotum folgte.

In der 2. Liga gab es deutlich größere Vorbehalte als im Oberhaus

Generell stieß der Prozess im Oberhaus freilich auf größere Zustimmung als in der 2. Liga. Eine Probeabstimmung auf der vorgeschalteten Teilversammlung der Erstligisten hatte nach kicker-Informationen 14 Ja-Stimmen gebracht bei drei Ablehnungen und einer Enthaltung. Demnach müsste das Stimmenverhältnis innerhalb der 2. Liga gelautet haben: Zehn Mal ja, sieben Mal nein und eine Enthaltung. Unabhängig von solchen Details sieht Merkel in der generellen Zustimmung "auch ein wichtiges Signal" mit Blick auf die im zweiten Quartal 2024 abzuschließende Ausschreibung der nationalen Medienrechte für den Zeitraum 2025 bis 2029. Den Medienpartnern werde damit überzeugend vermittelt, "dass der deutsche Fußball bereit ist, einvernehmlich in die Zukunft zu investieren". Nicht nur aus diesem Grund, so Merkel, teile er "nicht die Untergangsprognosen" in Bezug auf einen drastischen Rückgang der Medienerlöse. Zumal künftig ein "noch deutlich attraktiveres Produkt" angeboten werde. Einzelheiten dazu sollen im Januar "konkret präsentiert werden", wobei Merkel festhält: "Wir handeln immer mit Augenmaß. Wir werden ein anderes Produkt bleiben als die US-Ligen mit offenen Kabinen, uns nicht komplett dem Kommerz und Entertainment verschreiben".

Wir wollen als Liga konkurrenzfähiger werden, uns international Platz 2 hinter der Premier League sichern.

Eintracht Frankfurts Finanzvorstand Oliver Frankenbach

In welcher Reihenfolge nun mit den bekannten Interessenten aus dem Private-Equity-Bereich weitergesprochen werde, soll bereits am Dienstag im Rahmen einer DFL-Präsidiumssitzung festgelegt werden. In trockenen Tüchern sein soll der Deal dann spätestens Ende März - also rechtzeitig vor Vergabe der nationalen Medienrechte. Vom Gros der Teilnehmer am Montag wurde das Resultat folgerichtig positiv aufgenommen: "Wir wollen als Liga konkurrenzfähiger werden, uns im internationalen Vergleich Platz 2 hinter der Premier League sichern", erklärte etwa Eintracht Frankfurts Finanzvorstand Oliver Frankenbach. "Dafür ist dieser Schritt notwendig." Zudem erhofft sich auch Frankenbach ebenso wie Leverkusens Geschäftsführungs-Vorsitzender Fernando Carro einen positiven Effekt für die Ausschreibung der nationalen TV-Rechte.

Dreesen und Co. über DFL-Investoren: "Den zweiten Platz hinter der Premier League sichern"

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Ebenfalls "ganz zufrieden", zeigte sich Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender von Branchenprimus FC Bayern. "Wir müssen als Liga international viel mehr unser Gesicht zeigen, dafür bekommen wir jetzt Gestaltungsmöglichkeiten." Entscheidend sei nun freilich auch, so Dreesen, "den Fanszenen gut zu erklären, dass wir nicht über einen Anteilsverkauf reden, sondern über Erlösbeteiligungen - mit klaren Roten Linien für den Partner, zum Beispiel bei Spielplänen und Austragungsorten".

Leverkusen-Boss Carro: "Jetzt ist es Aufgabe der Geschäftsführung, hart zu verhandeln"

Derweil bestätige das knappe Ergebnis, "wie schwierig es ist, innerhalb der Ligen eine einheitliche Meinung zu bekommen", so Bayer-Boss Carro. "Deshalb bin ich zufrieden, dass wir eine Entscheidung hinbekommen haben." Die Einsicht in die Notwendigkeit eines gemeinschaftlichen Beschlusses war für manchen Vereinsvertreter dabei maßgeblicher als der konkrete Inhalt. So formulierte Mainz-Vorstand Stefan Hofmann: "Wir haben zugestimmt. Aber nicht aus vollster Überzeugung, sondern weil es eine ordentliche Alternative ist. Es gibt nicht immer nur Schwarz oder Weiß, sondern auch ein Grau." Zugleich betonte Carro: "Das war heute ja nur ein kleiner Schritt. Ob eine Partnerschaft wirklich kommt, ist immer noch fraglich. Jetzt ist es die Aufgabe der Geschäftsführung, mit den möglichen Partnern hart zu verhandeln. Schließlich geht es ums Geld des deutschen Fußballs. Für die Geschäftsführung geht die Arbeit jetzt erst richtig los."

Thiemo Müller, Michael Ebert

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Die Diskussion um einen DFL-Investor

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  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen.