Bundesliga

Werner fehlt der "Moment": Ist Werder zu ausrechenbar?

Zweites Spiel ohne Bremer Treffer

Werner fehlt der "Moment": Ist Werder zu ausrechenbar?

Erstmals blieb Werder Bremen unter Ole Werner in zwei Pflichtspielen in Folge ohne Tor.

Erstmals blieb Werder Bremen unter Ole Werner in zwei Pflichtspielen in Folge ohne Tor. IMAGO/Nordphoto

In der Cheftrainer-Amtszeit von Ole Werner beim SV Werder Bremen hat es das bislang noch nicht gegeben: zwei Pflichtspiele in Folge, ohne einen eigenen Treffer erzielt zu haben. Spötter würden nun vielleicht das Eigentor von Kapitän Marco Friedl anführen, das die nie zur Disposition stehende verdiente 0:2-Auswärtsniederlage bei Eintracht Frankfurt früh eingeleitet hatte - doch zu großartigen Späßen war am Samstagabend niemand aufgelegt beim Aufsteiger. Im Gegenteil.

Insbesondere Niclas Füllkrug stimmte deutliche Töne an, nachdem seine Mannschaft schon vor einer Woche mit 0:2 gegen Borussia Dortmund verloren hatte, da allerdings offensiv nicht so einfalls- und antriebslos aufgetreten war wie nun in Frankfurt. Der weiterhin mit 13 Treffern beste Torschütze der Bundesliga bemängelte Mut und Risikobereitschaft seiner Mannschaft und sprach überdies von Torchancen als "Mangelware" bei Werder.

Werner bemängelt "Qualität und Umsetzung"

Auch Werner vermisste einen "Moment, wo du Gefahr ausstrahlst und eine gewisse Wirkung beim Gegner hast", gerade, wenn die Konstellation so deutlich war wie vor diesem Spiel: hier der personell potente Champions-League-Achtelfinalist, dort der Ex-Zweitligist, dem laut Werner zudem "eine ganze Menge Spieler gefehlt haben". Leonardo Bittencourt (Gelbsperre), Christian Groß (erkrankt) und gerade Mitchell Weiser (Außenbandverletzung) hatten drei offene Plätze in der Startelf hinterlassen, die letztlich nicht gleichwertig besetzt werden konnten.

Offensiv fehlte es an Tempo und Dynamik, defensiv an Kompaktheit und der Bereitschaft nach vorne zu verteidigen. "Wir haben es über 90 Minuten nicht geschafft, Mut und Selbstverständnis in unseren eigenen Ballbesitz zu bekommen und dazu zwei einfache Gegentore in der Entstehung bekommen", bemängelte Werner. Zwar hatte die Eintracht den Bremern zumindest die Spielanteile zum Großteil überlassen, allerdings sei es laut dem Cheftrainer dann ein "Thema der Qualität und der Umsetzung" damit auch etwas anzufangen.

In der Hinrunde war Werder "dafür bekannt"

Füllkrug deutete zwar an, dass Frankfurt wie auch der BVB als die letzten Gegner nicht der Bremer Kragenweite entsprechen, andererseits erinnerte der Angreifer auch daran, dass man solche Spiele in der Hinrunde teilweise noch offener gestalten konnte. Da sei Werder "eigentlich dafür bekannt" gewesen, doch noch immer ein Tor erzielen und für Gefahr sorgen zu können, so der 30-Jährige: "Und das fehlt halt enorm, weil wir gar nicht zu Torchancen kommen."

Was durchaus die Frage aufwirft: Ist Werder inzwischen zu ausrechenbar? Füllkrug sagt: "Jeder Gegner ist im Moment ziemlich gut auf uns eingestellt, wir spielen jetzt das zweite Mal gegen jede Mannschaft." Demnach sei mittlerweile auch bekannt, welche Spieler bei den Bremern eine Situation auflösen können, wer im Aufbau wichtig ist oder die Bälle in der Offensiv zu halten imstande ist. "Da müssen andere Leute mehr Verantwortung übernehmen, die frei werden", forderte der Nationalstürmer.

Füllkrug weist System-Frage zurück

Eine Frage des Systems sei diese etwaige Ausrechenbarkeit jedenfalls nicht, auch wenn Werder der 3-5-2-Grundordnung unter Werner bislang stets treu geblieben ist. "Unser System hat mehrere Lösungen", betonte Füllkrug, "und diese Lösungen musst du halt in jedem Spiel finden". In Abhängigkeit vom Gegner, logischerweise.

Gegen Frankfurt hätte man diesmal die zentralen Räume besser finden müssen, erklärte der Werder-Stürmer: "Aber da gehört halt Mut zu." Und selbst wenn ein Ball mal verspringe, plädierte Füllkrug (dem das ja selbst mehrmals passierte) eindringlich dafür, sich weiter anzubieten, risikobereit zu bleiben: "Den Anspruch muss jeder haben." Auch dadurch bleibt man schwerer ausrechenbar.

Tim Lüddecke

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