Bundesliga

Weisers Algerien-Pläne: "Ich sehe die Welt ohne Grenzen"

"Solche Riesenwellen" wollte der Werder-Profi eigentlich nicht

Weisers Algerien-Pläne: "Ich sehe die Welt ohne Grenzen"

Hat mit einer DFB-Nominierung abgeschlossen: Mitchell Weiser.

Hat mit einer DFB-Nominierung abgeschlossen: Mitchell Weiser. imago images

Auch den 21. April hatte Mitchell Weiser bereits im Kopf, als er die schon länger gehegten Überlegungen, zum algerischen Fußballverband wechseln zu wollen, nun entschieden forcierte. "Ich werde 29", sagt der Profi des SV Werder Bremen im Hinblick auf seinen in rund sechs Wochen bevorstehenden Geburtstag: "Ich habe also nicht mehr so viel Zeit in meiner Karriere - wenn es gut läuft, sieben, acht Jahre." In denen er nun noch "so viel wie möglich mitnehmen will", erklärt Weiser.

Vor allen Dingen: Noch ein großes Turnier. "Das war immer das Ziel", betont der 160-malige Bundesligaspieler, und für die algerische Nationalmannschaft sehe er seine Chancen "halt besser" als für die deutsche Auswahl. Zwar absolvierte Weiser bis zum U-21-Europameistertitel im Juni 2017 über 40 U-Länderspiele für den DFB, eine Einladung für das A-Team blieb jedoch aus. "Das spielt auch keine Rolle mehr für mich, ich habe mich entschieden", betont der Bremer. Rund um die WM im vergangenen Jahr in Katar sei er letztlich zur persönlichen Erkenntnis gekommen, sich umorientieren zu wollen.

Algerier Weiser? "Man hat mich nicht unbedingt so gesehen"

Dass diese Nachricht des kicker am Dienstag "solche Riesenwellen schlägt", so Weiser, "wollte ich eigentlich auch nicht". Er selbst hatte sich ja schon immer mit dieser Option befasst, gleichwohl könne der 28-Jährige auch verstehen, dass sein angestrebter Verbandswechsel "für andere ungewöhnlich ist, weil man mich nicht unbedingt als Algerier gesehen hat". Doch was verbindet den Werder-Profi mit dem Herkunftsland seiner Familie mütterlicherseits?

Selbst vor Ort war Weiser bis dato noch nicht, sein Opa sei oft in Algerien, mit ihm stehe er regelmäßig in Kontakt - weitere Verbindungen gibt es kaum. Worin für Weiser aber auch ein besonderer Reiz liegt: "Ich kenne die Kultur nicht, weiß nicht, wie es ist, dort zu leben. Aber ich mag Abenteuer und stelle mich gerne Situationen, die mich herausfordern. Das ist eine Entscheidung dafür." Zudem fühle sich der geborene Troisdorfer "nicht zu einem bestimmten Land hingezogen: Ich sehe die Welt ohne Grenzen".

Weiser: "Ich denke, sie sind interessiert"

Weiser wolle sich später, nach seiner aktiven Karriere, jedenfalls nie vorwerfen lassen, "dass ich theoretisch die Chance gehabt hätte, und sie nicht genutzt habe", das sei der Hauptgrund für die bereits unternommenen Schritte des Wechsels. Einen persönlichen Kontakt des Bremers zu den algerischen Verantwortlichen gab es bislang nicht - der besteht aktuell noch lediglich über dessen Management.

"Ob sie mich überhaupt einladen wollen, kann ich nicht sagen", erklärt Weiser, "aber ich denke schon, dass sie interessiert sind." Sollte eine Nominierung schon in der kommenden Länderspielperiode in zwei Wochen angedacht sein, wurde der Weiser-Seite immerhin bereits signalisiert, dass man diese bei den noch offenen administrativen Angelegenheiten unterstützen werde. Daran würde es also wohl nicht scheitern.

Anpassungsschwierigkeiten? "Es hat überall geklappt"

Und insbesondere fußballerisch, vermittelt Weiser den Eindruck, dürfte es kaum Anpassungsschwierigkeiten geben, trotz aller kultureller Differenzen: "Auf dem Platz wird es eh immer passen, da bin ich überzeugt - und auch außerhalb des Platzes." Natürlich würde eine solche Erfahrung "etwas Neues für mich sein", so der rechte Außenbahnspieler: "Aber überall, wo ich bislang war, hat es geklappt. Man hilft sich ja auch gegenseitig - das wird dort nicht anders sein. Fußball ist eine Sprache, die überall auf der Welt gleich gesprochen wird."

Doch auch die algerische Alltagssprache Französisch versteht Weiser "noch relativ gut". Die Zeit zwischen seinem dritten und fünften Lebensjahr verbrachte er mit seinem Vater in Frankreich, Ex-Profi Patrick Weiser spielte zwei Jahre für Stade Rennes. Wie gut die Kenntnisse tatsächlich noch sind, "werde ich dann sehen", so Weiser - falls es tatsächlich klappt mit einer Nominierung, "über die ich mich sehr freuen würde".

Tim Lüddecke

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