Bundesliga

BVB-Boss Watzke zur TV-Geldverteilung: "Schmerzhafter Kompromiss"

Stimmen zum neuen Verteilungsschlüssel

Watzke: "Schmerzhafter Kompromiss für die Spitzenklubs"

Findet den neuen Verteilungsschlüssel für die Medienerlöse ab 2021/22 "schmerzhaft, aber unumgänglich": Hans-Joachim Watzke.

Findet den neuen Verteilungsschlüssel für die Medienerlöse ab 2021/22 "schmerzhaft, aber unumgänglich": Hans-Joachim Watzke. imgao images

Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung Borussia Dortmund): "Die Entscheidung des DFL-Präsidiums über die Verteilung der Fernsehgelder stellt für die Spitzenklubs einen schmerzhaften Kompromiss dar. Dieser ist vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig. Während des gesamten Prozesses hat sich die weit überwiegende Zahl der Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga sehr kollegial und fair gezeigt. Mein Dank geht an das DFL-Präsidium, das als Mittler zwischen den unterschiedlichen Interessen der Klubs seine Feuertaufe bestanden hat."

Oliver Leki (DFL-Präsidiumsmitglied und Vorstand SC Freiburg): "Die Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga befinden sich gegenwärtig in einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation. Es kommt hinzu, dass die Medienerlöse aus der nationalen Vermarktung in der Saison 2021/22 um circa 200 Millionen Euro niedriger ausfallen werden als in der laufenden Saison. Dies wird alle Clubs weiter erheblich belasten. Der Verteilerschlüssel muss diese Situation berücksichtigen und stabilisierend für die gesamte Liga wirken. Dennoch sind notwendige Veränderungen hin zu einer ausgewogeneren Verteilung vorgenommen beziehungsweise eingeleitet worden. So sind zum Beispiel die Erhöhung des Anteils der Gleichverteilung und die Stärkung der Nachwuchssäule inhaltlich allesamt richtige Schritte, die auch die Spreizung reduzieren werden. Bedauerlich ist aus meiner Sicht, dass die Einführung eines Effizienz-Kriteriums, das den sportlichen Erfolg im Verhältnis zum wirtschaftlichen Einsatz belohnt und damit einen Anreiz für nachhaltiges Wirtschaften setzt, keinen Eingang in die Verteilung gefunden hat. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt. Insgesamt sind die Gespräche im Präsidium in einem konstruktiven Rahmen verlaufen, auch wenn es naturgemäß in Teilen sehr unterschiedliche Auffassungen gab."

"Das sage ich, obwohl die Änderungen für Bayer nicht unbedingt von Vorteil sein werden"

Fernando Carro (Vorsitzender der Geschäftsführung Bayer Leverkusen): "Ich möchte dem DFL-Präsidium zur Erarbeitung dieses neuen Verteilerschlüssels gratulieren. Sie haben in einem langwierigen Entscheidungsprozess viele Interessen berücksichtigen und am Ende auch bündeln müssen. Dies ist dem Präsidium über einige kreative und sinnvolle Anpassungen insgesamt sehr gut gelungen. Das sage ich, obwohl die erfolgten Änderungen für Bayer 04 nicht unbedingt von Vorteil sein werden."

Jan Lehmann (Finanzvorstand FSV Mainz 05): "Die Entscheidung des DFL-Präsidiums zur Verteilung der Medienerlöse muss differenziert betrachtet werden. Sie geht grundsätzlich in die richtige Richtung und beinhaltet gute Aspekte, wie die stärkere Berücksichtigung der Nachwuchsarbeit oder des Interesses an den Klubs sowie die stärkere Gewichtung der Gleichverteilung. Anderseits hätten wir uns ein noch stärkeres Signal der Solidarität und zu Gunsten eines fairen sportlichen Wettbewerbs gewünscht. Die Bundesligatabelle ist am Saisonende weitestgehend das Abbild der eingesetzten wirtschaftlichen Ressourcen der Klubs und nicht der wirklichen sportlichen Leistung. Es bedarf daher weiterer, nachhaltigerer Veränderungen im System Profifußball."

Werder-Boss Filbry: "Eher eine Evolution als eine Revolution"

Klaus Filbry (Vorsitzender der Geschäftsführung Werder Bremen): "Bei dem vorgestellten Verteilerschlüssel handelt es sich sicher eher um eine Evolution als eine Revolution. Der neue Verteilungsschlüssel erreicht vor allem eine Weiterentwicklung des Status Quo. Insgesamt wurde die Spreizung leicht reduziert. Man kann davon sprechen, dass dem Präsidium hier in sehr langen und intensiven Diskussionen ein kleiner Schritt gelungen ist, um die Herausforderungen, die der Fußball aktuell hat, anzugehen und in eine richtige Richtung zu entwickeln."

Fredi Bobic, Oliver Frankenbach und Axel Hellmann (Vorstand Eintracht Frankfurt): "Mit dem Verteilungsschlüssel für die Jahre 2021/22 bis 2024/25 kann man sehr zufrieden sein. Das gilt sowohl für den gesamten DFL e.V., für beide Ligen als auch für Eintracht Frankfurt. Es ist mit dem Verteilungsschlüssel gelungen, einerseits den auf verschiedenen Ansätzen basierenden Leistungsgedanken als prägendes Merkmal der Verteilung der nationalen und internationalen Medienerlöse zu erhalten und andererseits durch eine ausgeweitete Gleichverteilung den finanzschwächeren Klubs vor allem bei der Bewältigung der Coronakrise etwas mehr Stabilität zu ermöglichen. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass es in Zeiten deutlich zurückgehender Medienerlöse eine ausgesprochen große Herausforderung war, einen von allen Klubs mitgetragenen Verteilungsmodus zu entwickeln. Alle haben hier auch Zugeständnisse von ihren Idealvorstellungen machen müssen und keiner hat sicherlich sein Wunschkonzert bekommen. Man kann aber dem Vorstand des DFL e.V. in Anbetracht dieser schwierigen Aufgabe nur herzlich danken für die gründliche Arbeit und das ausgewogene Ergebnis."

Markus Rejek (Finanz-Geschäftsführer Arminia Bielefeld): "Der Fußball braucht dringend Veränderungen. Dabei geht es nicht um eine Umverteilung von reich nach arm, sondern schlichtweg um die Zukunftsfähigkeit des Profi-Fußballs mit dem Fokus zurück auf den Sport und einem fairen Wettbewerb. Es sind viele Punkte aus unserem Impulspapier berücksichtigt. Das zentrale Anliegen wurde aus unserer Sicht jedoch nicht mutig genug angegangen."

Kind: "Es ist richtig, dass die Leistungskomponente stark berücksichtigt wurde"

Martin Kind (Geschäftsführer Hannover 96): "Das Präsidium der DFL hat angesichts unterschiedlicher Interessen und einer schwierigen Marktlage ein ausgewogenes und zukunftsorientiertes Konzept präsentiert und verdient Respekt für eine gute Lösung bei der Verteilung der Medienerlöse. Es ist notwendig und richtig, dass die Leistungskomponente stark berücksichtigt wurde."

Dirk Zingler (Präsident Union Berlin): "Die Entscheidung des DFL-Präsidiums gilt es zu akzeptieren, denn es sind die Vertreter der DFL-Vereine, die das Präsidium bilden. Sie haben verantwortungsvoll und ausgewogen entschieden. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einnahmerückgänge sind für alle Vereine und damit auch für die DFL eine große Herausforderung. Das Bemühen um Stabilität für alle Beteiligten ist deutlich erkennbar. Trotzdem hat man steuernd eingegriffen und nachvollziehbare Schritte eingeleitet, um dem weiteren finanziellen Auseinanderdriften von größeren und kleineren Klubs entgegenzuwirken. Diese ersten Schritte begrüßen wir."

Martin Hornberger (Geschäftsführer SC Paderborn): "Es handelt sich um einen kleinen Schritt, eher um eine Evolution statt um eine Revolution. Unsere prozentuale Beteiligung an den TV-Geldern wird sich nicht stark verbessern, aber vor allem auch nicht verschlechtern. Wir können und müssen mit diesem Ergebnis zufrieden sein."

Leonhardt: "Hier wurde mit Kompetenz und Weitsicht gehandelt und egoistische Interessen konnten weitgehend zurückgewiesen werden."

Helge Leonhardt (Präsident Erzgebirge Aue): "Wir als FC Erzgebirge Aue begrüßen die Entscheidung des DFL-Präsidiums zur künftigen Verteilung der Fernsehgelder. Hier wurde mit Kompetenz und Weitsicht gehandelt und egoistische Interessen konnten weitgehend zurückgewiesen werden. Deshalb bin ich mir auch bewusst, dass diese Regelung nicht überall mit Begeisterung aufgenommen wird oder auf Gegenliebe stößt. Doch in der für uns alle äußerst schwierigen Zeit wurde eine Entscheidung getroffen, die auch im Hinblick auf alle bereits bestehenden und noch kommenden Auswirkungen der Corona-Pandemie richtungsweisend ist und am Ende gar überlebensnotwendig werden kann. Dafür danke ich DFL-Chef Christian Seifert und seinem Präsidium."

Fanbündnis "Unsere Kurve": "Wir können keine substantiellen Veränderungen erkennen. Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip ist weiterhin vorherrschend und bestehende Unterschiede werden zementiert. Die marginale Erhöhung des Prozentsatzes in der Säule Gleichverteilung entpuppt sich als vorübergehende Corona-Hilfsmaßnahme."

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Überblick: So verteilt die DFL ab 2021/22 die TV-Gelder

sid/kon

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