Bundesliga

Was de Ligt Bayerns neuem Stürmer vormacht

Teuerster Neuzugang des Vorjahres entpuppt sich als Volltreffer

Was de Ligt Bayerns neuem Stürmer vormacht

Entpuppte sich in München auf Anhieb als Anführer: Matthijs de Ligt.

Entpuppte sich in München auf Anhieb als Anführer: Matthijs de Ligt. IMAGO/Treese

Wenn Matthijs de Ligt den Ausweg der Allianz-Arena ansteuert, hat er dabei meistens ein Grinsen im Gesicht, anders als viele seiner Mitspieler. Der Niederländer ist höflich und umgänglich, stellt sich gerne noch den wartenden Journalisten und beantwortet - wenn auch leicht floskelhaft - Frage um Frage. Und das auf Deutsch.

Wenige Wochen hatte es nach seiner Unterschrift im Juli nur gedauert, da war das englische "I think" bereits dem deutschen "Ich denke, dass" gewichen. De Ligt, der sein erstes großes kicker-Interview im August auf Englisch gab, hat sich schnell akklimatisiert in München, aber auch in der Bundesliga.

Offen hatte der 67 Millionen Euro schwere Neuzugang im Sommer zugegeben, dass ihm aufgrund des differenzierten Trainings in Turin noch die Fitness fehlte, zumal seine neuen Teamkollegen bereits Wochen zuvor in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet waren. De Ligt zeigte sich geduldig und auch verständnisvoll, als er sowohl beim Bundesliga-Auftakt in Frankfurt (6:1) als auch beim Heimdebüt gegen Wolfsburg (2:0) nur auf der Bank saß.

Tor beim Startelf-Debüt in Bochum

"Ich möchte einem Neuzugang die Chance geben, dass er, wenn er das erste Mal spielt, seine maximale Leistungsfähigkeit erreichen kann", erklärte Trainer Julian Nagelsmann damals. "Matthijs ist ja ein cleverer Mann, der versteht, auf was es ankommt und auch versteht, dass er noch keine acht Wochen hier ist. Er arbeitet sehr fleißig, auch an Tagen, wo andere Spieler frei haben. Er versucht, die Trainingszeit, die er bei Juve noch nicht hatte, zu kompensieren, aufzuholen." Schnell mit Erfolg.

Bei seinem Startelfdebüt am 3. Spieltag in Bochum (7:0) zeigte er eine der Qualitäten, für die ihn die Bayern geholt haben: Gefahr bei offensiven Standards. Per Kopf erzielte der Innenverteidiger nach einer Ecke von Joshua Kimmich das zwischenzeitliche 2:0. Es sollte nicht sein letzter, dafür aber tatsächlich der unspektakulärste Treffer bleiben.

Schnell spielte de Ligt sich in Nagelsmanns Startelf fest, ob bei einer Dreier- oder Viererkette. Er brachte, anders als Lucas Hernandez, Dayot Upamecano oder Benjamin Pavard, die dringend benötigte Lautstärke mit. De Ligt, mit 18 bereits Kapitän bei Ajax in Amsterdam gewesen, gewann mit jedem Spiel an Selbstbewusstsein, dazu an Autorität.

Zweitbester Notenschnitt der Liga unter Feldspielern

Das spiegelte sich in den Leistungen wider: Eine kicker-Note 4 und eine 4,5 waren dabei, ansonsten schnitt er in keinem weiteren Spiel schlechter als 3,5 ab. Satte 15 Mal stand gar eine 2 vor dem Komma. Nun, nach 34 Spieltagen, ist er nach Leipzigs Xaver Schlager der notenbeste Feldspieler der Bundesliga.

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Die Noten sind das eine, die Erscheinung das andere. Wer de Ligt beim Toreverhindern zuschaut, der wird das Gefühl nicht los, dass da ein Spieler auf dem Platz steht, der es wie nichts anderes auf der Welt genießt, das eigene Gehäuse zu verteidigen. De Ligt, der durchaus noch Steigerungspotenzial im Aufbauspiel offenbart, geht resolut und ohne Rücksicht auf Verluste in jeden Zweikampf, grätscht den Ball (und auch mal den Gegner) ohne Kompromisse weg. Eine Gier, die sich die gesuchte neue Nummer neun der Bayern bestenfalls kopiert - und sie dann am anderen Ende des Spielfeldes einsetzt.

Drei entscheidende Szenen für de Ligt

Hinzukommen für de Ligt drei entscheidende Szenen in dieser Saison: Beim Ligaspiel in Stuttgart war es der Ex-Turiner, der zunächst für den fehlerhaft agierenden Yann Sommer auf der Linie rettete und auf der anderen Seite mit einem Distanzschuss das wichtige 1:0 beim 2:1-Erfolg erzielte.

Gegen PSG, in der Champions League, patzte Sommer erneut, ließ sich auf ein beinahe folgenschweres Dribbling ein und durfte sich wieder bei seinem Vordermann de Ligt bedanken, der rechtzeitig zurückeilte, den Ball von der Linie kratzte und die Aktion, die im Achtelfinal-Rückspiel das 0:1 verhinderte, ausgiebig feierte. "Ich werde ihm einen Lastwagen Schweizer Schokolade vor die Haustür stellen", richtete Sommer später sein Dankeschön an de Ligt.

Und als die Bayern wenige Tage nach dem Aus im Pokal-Viertelfinale erneut auf Freiburg trafen und eine Chance nach der anderen liegenließen, fasste sich de Ligt aus rund 25 Metern ein Herz und traf per traumhaftem Distanzschuss zum 1:0-Sieg. Ein Volltreffer - dieser Schuss und auch de Ligt beim FCB.

Mario Krischel

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