Bundesliga

Warum sich in Freiburgs Rückschritt auch der Fortschritt zeigt

SC hatte im bisherigen Saisonverlauf mit etlichen Widrigkeiten zu kämpfen

Warum sich in Freiburgs Rückschritt auch der Fortschritt zeigt

Freiburgs Trainer Christian Streich stuft angesichts der bisherigen Widrigkeiten die aktuelle Situation als "Normalität" ein.

Freiburgs Trainer Christian Streich stuft angesichts der bisherigen Widrigkeiten die aktuelle Situation als "Normalität" ein. IMAGO/Jan Huebner

In vielen Spielen fehlten gleich mehrere Stützen, auch deshalb hakt es vor allem im Angriff. Hinzu kommt die neue Nummer 1 Noah Atubolu (21), der in einer altersgemäßen, von Leistungsschwankungen geprägten Entwicklungsphase steckt, dadurch aber eben (noch) nicht an das hohe Leistungsniveau von Vorgänger Mark Flekken heranreicht. Das war von den Verantwortlichen bei der vorbildlichen Förderung eines jungen Eigengewächses einkalkuliert.

Insgesamt kommt beim SC Freiburg seit Sommer allerdings einiges zusammen, was zu einer beträchtlichen Abweichung vom Idealzustand führt. Dem waren die Breisgauer zuletzt sehr nahegekommen: Pokalfinale und Platz 6 in 2021/22, Pokalhalbfinale, Europa-League-Achtelfinale und Platz 5 in 2022/23. "Ich habe gewusst, dass es nicht so weiterlaufen kann für uns. Das waren drei Jahre für uns außerhalb jeglicher Vorstellungskraft", meinte Christian Streich nach dem 0:3 bei den Bayern.

Realität sieht bei näherem Hinsehen gar nicht so trüb aus

Der SC-Trainer findet: "Jetzt kommen wir in der Realität an. Mit der Realität gehen wir um, kämpfen zusammen und arbeiten zusammen. Wir spielen Europapokal und Bundesliga, wir sollten auch ein bisschen Freude daran haben, dass wir so oft spielen können. Wenn wir dann mal eine verpasst kriegen wie jetzt in München oder knapp verlieren, wie gegen West Ham, dann ist das Normalität. Besonders dann, wenn du so schlechte Voraussetzungen hast."

Damit meint der 58-Jährige vor allem die personellen Ausfälle bisher. Dennoch sieht die besagte Realität bei näherem Hinsehen gar nicht so trüb aus. Der SC steht mit zehn Punkten nach sieben Partien auf einem soliden neunten Platz - obwohl drei Säulen meist fehlten und weitere Profis nur eingeschränkt einsatzfähig waren.

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Streich: "Wir kommen jetzt in der Realität an"

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Kapitän Christian Günter, auf der linken Bahn defensiv wie offensiv nicht zu ersetzen, bestritt nur ein Ligaspiel und fällt wegen der Infektion seiner Unterarmfraktur wohl noch bis Jahresende aus. Mittelfeldstratege Nicolas Höfler verpasste wegen Rotsperren vier Ligapartien, Stürmer und Zielspieler Michael Gregoritsch (Wadenprobleme) zwei, wurde zweimal nur eingewechselt. Yannik Keitel (Adduktoren) als potenzieller Höfler-Ersatz sowie die offensiven Zugänge Junior Adamu (Patellaspitzensyndrom) und Maximilian Philipp (Knie) waren nur teilweise belastbar, der langzeitverletzte Zehner Daniel-Kofi Kyereh (Kreuzbandriss) noch gar nicht.

Tabellarisch ist es aktuell ein Rückschritt gegenüber den beiden jüngsten Spielzeiten. Angesichts der Widrigkeiten im kleinen 25er-Kader dokumentiert das bisherige Abschneiden aber auch den Fortschritt, den sich Streich und Co. über Jahre erarbeitet haben. Im gewachsenen Team steckt inzwischen so viel Substanz, um den beschriebenen Qualitätsverlust zumindest teilweise abfangen zu können.

Einige Ligarivalen haben in dieser Saison deutlich mehr Probleme, auch Union Berlin, das sich in der vorherigen Saison im Duell um Champions-League-Platz vier im Duell mit dem SC durchgesetzt hatte. Streich hat drei Ausnahmejahre erwähnt, also auch 2020/21 mit 45 Punkten und Platz 10 mit einbezogen. Vielleicht gedanklich auch noch eine Saison mehr, 2019/20 nämlich wurde Freiburg mit 48 Zählern Achter. Was bedeutet das im Vergleich?

Der derzeitige Punkteschnitt ergäbe hochgerechnet 48,57 Zähler. Noch bewegt sich der SC also in einem komfortablen Bereich. Um dort zu bleiben, ist es jedoch Voraussetzung, das Heimspiel am Samstag gegen Bochum zu gewinnen.

Carsten Schröter-Lorenz

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