Bundesliga

Warum Gewinner Amiri Opfer der guten Leistung werden kann

Allrounder überzeugt als Palacios-Ersatz, besitzt trotzdem kaum Perspektive

Warum Gewinner Amiri Opfer der eigenen guten Leistung werden kann

Nadiem Amiri fügte sich gegen Gladbach bei Bayer Leverkusen bestens in die Startelf ein.

Nadiem Amiri fügte sich gegen Gladbach bei Bayer Leverkusen bestens in die Startelf ein. IMAGO/Mika Volkmann

Es war sein erster Startelfeinsatz in dieser Bundesligasaison. Weil Exequiel Palacios verletzt ausfällt und dessen etatmäßiger Vertreter Robert Andrich in Absenz des gesperrten Abwehrchefs Jonathan Tah der Dreierkette gebraucht wurde, durfte Nadiem Amiri am Samstag beim 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach in der Doppelsechs neben Granit Xhaka auflaufen - und zeigte eine bemerkenswerte Leistung.

Amiris beeindruckende Leistung

In 67 Minuten spulte der 26-Jährige 8,5 Kilometer ab, gewann 50 Prozent seiner Zweikämpfe, kam bei 82 gespielten Pässen auf eine starke Quote von 96 Prozent gelungener Zuspiele, erwies sich gerade in der Anfangsphase im starken Leverkusener Gegenpressing als griffig.

Folglich durfte der Allrounder, der unter Xabi Alonso meist halblinks offensiv im 3-4-3 oder links offensiv im 4-2-3-1 eingesetzt wurde, wenn er überhaupt mal ran durfte, sich auch ein Lob von seinem Chef abholen. "Er hat es gut gemacht, stabil gespielt, hatte ein gute Verbindung mit Granit", urteilte sein Trainer, "ich bin zufrieden."

Nadiem hat sich genau so eingefügt, wie man es muss.

Jonas Hofmann

Beinahe hätte Amiri seinen couragierten Auftritt gar mit einem Treffer gekrönt, doch Gladbachs Keeper Moritz Nicolas lenkte seinen Schuss vom Strafraumeck in der 5. Minute gerade noch so über die Latte. "Den hatte ich schon drin gesehen", erklärte nachher Mitspieler Jonas Hofmann, "Nadiem hat sich genau so eingefügt, wie man es muss."

Es war Amiris zweiter Startelfeinsatz in dieser Spielzeit, nachdem er zuvor nur im DFB-Pokalspiel in Sandhausen (5:2) beginnen durfte, als Xabi Alonso hauptsächlich nur Reservisten ranließ. Hofmann lobt: "Er hat es dafür, dass er sehr lange Zeit nicht von Anfang an gespielt hat, sehr gut gemacht."

Xabi Alonso weiß: "Nicht die einfachste Situation"

Nicht nur deshalb war es für Amiri eine komplizierte Situation, gegen Gladbach zu beginnen. Seit dem Sommer, als Bayer ihn ein Jahr vor Vertragsende verkaufen wollte, der Spieler aber einen Wechsel zu Leeds United wiederholt platzen ließ, weiß dieser, dass er in Leverkusen keine Perspektive mehr besitzt. Wurde er als Konsequenz daraus doch nicht einmal für die Europa League gemeldet.

Doch seine Antwort darauf hat Xabi Alonso offenbar sehr gut gefallen. "Er trainiert sehr gut. Seine Situation ist natürlich nicht die einfachste für ihn", weiß der Trainer, "aber er bleibt immer positiv, mit einer guten Einstellung. Das ist wichtig. Er hatte es verdient, von Anfang an zu spielen."

So darf sich Amiri als ein Gewinner des 0:0 gegen Gladbach fühlen. Selbst wenn sich seine Perspektive nicht entscheidend verbessert haben dürfte. Doch für den früheren deutschen Nationalspieler (fünf Einsätze) war das Spiel wichtig.

Abgang im Januar? Sportliche Gründe sprechen dagegen

Um sich möglichen Interessenten zu präsentieren und diesen zu zeigen, dass er trotz seiner misslichen Situation bei Bayer für den einen oder anderen Bundesligisten ein wertvoller Spieler sein kann. Dieses Signal hat er gesendet.

Dies war im Hinblick auf die kommende Saison bedeutsam, könnte er doch schnell als abgeschriebener Profi abgestempelt werden. Doch einen Haken könnte Amiris guter Auftritt gegen Gladbach auch haben: Dass er bewiesen hat, dass sein Trainer auf ihn als Alternative für den noch bis in den Februar hinein verletzten Palacios bauen kann, dürfte die Bereitschaft Xabi Alonsos nicht gesteigert haben, den vielseitigen Mittelfeldspieler noch im Januar abzugeben.

Für den Fall, dass Bayer nach Mittelstürmer-Routinier Borja Iglesias (31) auch noch einen Perspektivspieler für die Offensive verpflichtet, ist dies in der Leverkusener Chefetage durchaus ein Thema, das diskutiert wird. Mit unterschiedlichen Ansätzen.

Wirtschaftlich spricht alles für einen Verkauf, könnte Bayer doch wenigstens noch ein kleine Ablöse für den einstigen Neun-Millionen-Einkauf generieren. Sportlich nun wieder etwas mehr für einen Verbleib bis zum Saisonende. Womit Amiri dann sogar das Opfer seiner ansprechenden Leistung gegen Gladbach werden könnte.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach