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Warme Hände ja, eiskalte Leistung nein: "Herkules" Horvat scheidet als erster Deutscher aus

Darts-WM: Beaton macht's ganz sicher

Warme Hände ja, eiskalte Leistung nein: "Herkules" Horvat scheidet als erster Deutscher aus

Das war gar nichts: Dragutin Horvat schied bei seiner zweiten WM-Teilnahme erneut sang- und klanglos aus.

Das war gar nichts: Dragutin Horvat schied bei seiner zweiten WM-Teilnahme erneut sang- und klanglos aus. IMAGO/Action Plus

Sieben Jahre nach seinem WM-Debüt und der damals klaren 0:3-Niederlage gegen den Australier Simon Whitlock kehrte Horvat, der für den Karlsruher SC in der Darts-Bundesliga aktiv ist, an diesem Dienstag in den Alexandra Palace zurück - und hatte dafür erst einmal den Chef fragen müssen. Denn der Hobby-Spieler aus Kassel ist als Lagerist noch berufstätig und muss die vielen Darts-Termine stets koordinieren.

So hatte Horvat im Vorfeld seines Duells mit Favorit Mike De Decker offen zugegeben: "Ich muss erstmal mit meinem Chef reden. Ich habe keinen Urlaub. Ich habe kein frei. Vielleicht darf ich gar nicht nach London. Ich weiß es gar nicht."

Horvat "könnte einen Kopfstand machen, so sauer bin ich"

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Der Sohn zweier aus Kroatien und in den 60er Jahren nach Deutschland gekommen Eltern durfte - und betrat zur dienstäglichen Abend-Session um kurz nach 20 Uhr Ortszeit in London die Bühne im mit gewohnt lautstarken Fans - darunter viele Deutsche - gefüllten Ally Pally. Auch unter den Augen von Ehrengästen wie dem langjährigen Premier-League-Spieler und englischen Nationalspieler Peter Crouch (u.a. Liverpool, Tottenham, Stoke City). Sportlich tat sich "Herkules" aber schwer, bekam im Grunde nie richtig einen Fuß in die Tür.

Sein Konkurrent De Decker fuhr letzten Endes innerhalb recht kurzer Zeit ein klares 3:0 ein. Der 28-jährige "Real Deal" übertrumpfte den Deutschen in nahezu allen Kategorien - warf unter anderem im Schnitt fast 95er Aufnahmen. Horvat schaffte hier nur etwas mehr als 83. Besonders eklatant: Während der Belgier drei Checkouts über 100 landete, schaffte der Kasseler nur einen (117) und fuhr allgemein mit einer schwachen Checkout-Quote von nur 33 Prozent auf. Sein Gegenüber verwandelte neun von 16 Chancen (56 Prozent).

Ich hatte sogar eine warme Hand, was ich eigentlich nie habe.

Dragutin Horvat

Nur kurz nach seinem Debakel stellte sich Horvat noch im DAZN-Interview - und ging mit sich selbst hart ins Gericht: "Das ist sehr enttäuschend, wirklich sehr enttäuschend - ich hab in keinster Weise, zu keiner Minute, in keiner Sekunde gezeigt, was ich kann. Es hat nix zusammengepasst. Das war total überraschend für mich, weil ich heute und gestern überragend gespielt hab beim Training, beim Warmup. Aufgeregt war ich auch nicht. Ich hatte sogar eine warme Hand, was ich eigentlich nie habe. Es wollte einfach nicht. Und ich bin echt sauer. Ich könnte einen Kopfstand machen, so sauer bin ich." Verständlich, weil seine zweite WM-Chance so gar nicht genutzt wurde. "Die Vorbereitung war top, die Leute, die mit mir hier sind, sind top. Auch ein großes Dankeschön an die Fans, die mich hier unterstützt haben. Alles hat gepasst, nur das Spiel nicht. Nach meinem ersten Leg war alles für die Katz. Ich hab gedacht, heute geht was, doch wahrscheinlich habe ich mir zu viel vorgenommen." Und De Decker sei zudem eiskalt gewesen.

Kurios übrigens noch die Geschichte, wie Horvat überhaupt zum Profispieler geworden ist - los ging es nämlich eher ungewollt. Auf die Frage, wie er zu diesem inzwischen allseits beliebten Sport gekommen sei, hatte Horvat dem Sender "Hit Radio FFH" geantwortet: "Wie 'ne Jungfrau zum Kind! Ich wollte eigentlich in der Kneipe Fußball gucken und im Nebenraum waren so drei Männer, die Dart gespielt haben - und die haben einen vierten Mann gesucht. Die haben über Stunden versucht, mich zu überreden - ich wollte nicht, war mir zu dumm, irgendwelche Pfeile da rein zu schmeißen, wiederzuholen, um noch mal rein zu schmeißen." Dann hatte ihn die Leidenschaft gepackt, wenngleich seine Laune nach seinem zweiten direkten WM-Aus im Alexandra Palace sicherlich wieder etwas in den Keller ging.

Von den Fans gefeiert und souverän weiter: Urgestein Beaton

Steve Beaton

Lieferte auch bei seiner 33. Darts-WM: Steve Beaton. IMAGO/Action Plus

Unmittelbar vor Horvats Auftritt durften die Zuschauer übrigens den Dauerbrenner der Darts-WM genießen - Steve Beaton. Der 59-Jährige hat schon vor der Geburt zahlreicher Konkurrenten an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Zum 33. Mal nacheinander (erst BDO, dann PDC) griff die englische Legende nun schon beim Saisonhöhepunkt, den er einmal gewonnen hat (1996), an. Und "The Bronzed Adonis", der nicht nur für seinen gebräunten Teint, sondern auch für seinen butterweichen und eleganten Wurfstil bekannt ist, lieferte.

Mit 25 Aufnahmen über 100, fünf 180ern und einem 123er Finish stahl er seinem jungen, niederländischen Herausforderer Wessel Nijman (23) die Show beim letztlich klaren 3:1.

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