Bundesliga

Waldschmidt macht’s wie Maric und Martins

Das Ass im Kovac-Ärmel

Waldschmidt macht’s wie Maric und Martins

Brauchte für seine vier Treffer nur zehn Schüsse: Wolfsburgs Angreifer Luca Waldschmidt.

Brauchte für seine vier Treffer nur zehn Schüsse: Wolfsburgs Angreifer Luca Waldschmidt. IMAGO/Nordphoto

Als der VfL Wolfsburg in der vergangenen Saison mit 2:3 beim SC Freiburg verlor, da saß er 90 Minuten draußen auf der Bank. Es war eines dieser vielen Spiele, die in Luca Waldschmidt Zweifel aufkommen ließen, ob der Schritt von Benfica Lissabon zum VfL der richtige war. Mit einem klaren Ja würde er diese Frage nun wohl auch noch nicht beantworten, und doch hat es der 26-Jährige aktuell geschafft, zu einer positiven Erscheinung im VfL-Aufgebot zu werden. Als Top-Joker von Trainer Niko Kovac.

Viermal traf Waldschmidt in dieser Saison bereits nach einer Einwechslung. Unter anderem in der Hinserie beim 6:0 gegen Ex-Klub Freiburg, als er per Strafstoß den Endstand markierte, zuletzt beim 2:1 gegen Hoffenheim. Damit zog der Offensivmann mit Tomislav Maric (2000/01) und Obafemi Martins (2009/10) gleich, mehr Tore als Einwechselspieler gelangen noch keinem VfL-Profi in einer Saison.

"Ich freue mich für Luci", betont Niko Kovac und streicht heraus, was Waldschmidt an seinem Spiel verändert hat, um nun zumindest als Einwechselspieler regelmäßig zum Zug zu kommen. "Was ihm ein bisschen gefehlt hat", so der Trainer, "war der Zweikampf, die Robustheit. Das hat er jetzt absolut verinnerlicht."

Weniger spielte Waldschmidt zuletzt 2016/17 

Doch reicht das, um in Wolfsburg noch den Durchbruch zu schaffen? Auch am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Freiburg dürfte für den siebenmaligen Nationalspieler zunächst nur ein Platz auf der Bank vorgesehen sein. Was so gar nicht den Vorstellungen des hochveranlagten Fußballers und des VfL, der 2021 zwölf Millionen Euro investiert hat, entspricht. So wenig wie in Wolfsburg in dieser Saison hat Waldschmidt schon lange nicht mehr gespielt. 584 Pflichtspielminuten (465 in der Liga, 119 im Pokal) sind der niedrigste Wert seit 2016/17, als er beim Hamburger SV 443 Minuten zum Einsatz kam.

Dabei wollte der Offensivspieler nach seiner verkorksten ersten VfL-Saison nun unter Kovac durchstarten. Er wollte "zeigen, was ich kann, wer ich bin, wie ich Fußball spiele", sagte er im vergangenen Sommer im kicker-Interview. "Es ist eine Motivation, das zu widerlegen, was letztes Jahr war." Ein Jahr, wie er erzählte, in dem er eine Phase seiner Karriere durchlief, "in der ich am wenigsten Spaß am Fußball hatte".

Kovac lobt "außerordentlich gute Reaktion"

Nun scheint zumindest die Freude zurück zu sein. Wer Waldschmidt beobachtet, sieht einen gelösten Fußballer, dessen Art gut ankommt in der Mannschaft, die sich auf den Teamplayer aus der zweiten Reihe verlassen kann. Kovacs Ass im Ärmel soll auch in den letzten beiden Spielen in Freiburg und gegen Hertha BSC dafür sorgen, dass der VfL im nächsten Jahr international vertreten ist.

"Die Reaktion, die er immer wieder zeigt, wie er trainiert, das ist außerordentlich gut", lobt Kovac. "Deswegen verdient er auch die Minuten." Und schießt seine Tore.  Für die vier Saisontreffer benötigte Waldschmidt lediglich zehn Torschüsse, also 2,5 Versuche pro Treffer. Kein anderer Spieler mit mindestens zehn Schüssen hat in dieser Saison eine so gute Quote wie er.

Dauerhaft wird Waldschmidt diese Jokerrolle jedoch kaum gefallen. Der 26-Jährige (Vertrag bis 2025) kommt nun ins beste Alter, die Perspektiven beim VfL sind aber nicht optimal für ihn. Wolfsburg wird im Sommer offensiv definitiv nachrüsten. "Wenn die Situation so ist", sagte Waldschmidt kürzlich gegenüber "Transfermarkt" mit Blick auf die Reservistenrolle, "muss man sich vernünftig zusammensetzen und in die Augen schauen, um zu besprechen: Wie ist der Plan?" Womöglich hat auch er für die Zukunft schon ein Ass im Ärmel.

Thomas Hiete

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