Handball

Sloweniens Coach Veselin Vujovic: Einmal verdrosch er zwei Flensburger Spieler

Ex-Welthandballer bekannt für seine Ausraster

Vujovic: Einmal verdrosch er zwei Flensburger Spieler

Groteske Szene: Sloweniens Trainer Veselin Vujovic stellt sich ins Tor, Tobias Reichmann ist genervt.

Groteske Szene: Sloweniens Trainer Veselin Vujovic stellt sich ins Tor, Tobias Reichmann ist genervt. Getty Images

So manch einer in der Halle traute seinen Augen nicht. Als die Entscheidung Siebenmeter für Deutschland getroffen wurde - und damit die richtige -, stellte sich Sloweniens Coach Vujovic ins Tor, der eigentliche Schlussmann der Slowenen stand recht ohnmächtig daneben. Es dauerte eine ganze Weile, bis der 56-Jährige den Torraum wieder verließ. Tobias Reichmann war's letztlich wurscht, der Rechtsaußen versenkte das Leder zum 25:25, Deutschland kam doch noch zum unverhofften Remis . Dennoch bezeichnete Reichmann Vujovics Aktion als "unsportlich und lächerlich".

Zwei Wörter, die mit Vujovic regelmäßig in Verbindung gebracht werden. Der ehemalige Weltklassespieler - er wurde mit Jugoslawien 1984 Olympiasieger und 1986 Weltmeister sowie zwei Jahre später zum ersten Welthandballer der Geschichte gewählt - wirkte auch im weiteren Verlauf des Abends wie ein Stammtischbruder ohne Manieren. Der gebürtige Montenegriner lachte lauthals über die Entscheidung der litauischen Schiedsrichter. Das Bizarrste: Er kannte nicht mal die Regel, die zum Siebenmeter geführt hatte . Offenbar war sie ihm aber auch egal. Der Sport werde von Idioten geleitet, fügte er verbittert hinzu. Warum er sich denn ins Tor gestellt habe, wurde er gefragt. "Sie haben aus dem Handball einen Zirkus gemacht, warum sollte ich da nicht mitmachen?", sagte Vujovic dazu dem slowenischen Portal siol.ne. Slowenien erwägt sogar offenbar einen EM-Ausstieg .

Vujovics Vita: Schlägereien, Beleidigungen und lange Sperren

Vujovics Entgleisung - beileibe kein Einzelfall. Die Vita strotzt vor Skandalen. Als Spieler wurde er einst für neun Monate gesperrt, er war beim Topduell der jugoslawischen Liga an einer Massenschlägerei zwischen Spielern und Zuschauern beteiligt. Einige Fans landeten schwer verletzt im Krankenhaus.

Unfassbare Szenen auch 2002, Vujovic war inzwischen Trainer. Nach einem Europapokal-Spiel mit dem spanischen Klub Ciudad Real gegen die SG Flensburg-Handewitt rastete Vujovic völlig aus. Mit ordentlich Anlauf trat er Flensburgs Lars Christiansen in die Kniekehle, prügelte auf den am Boden liegenden Lars Krogh Jeppesen ein. Das Bild, wie Vujovic mit völlig zerfetztem T-Shirt von feiernden Fans umringt wird, ging um die Handball-Welt. Das Resultat: zehn Monate Sperre, 9000 Euro Geldstrafe, Ciudad Real trennte sich von ihm.

Schiedsrichter mag Vujovic aber auch nicht besonders. Als Trainer von Vardar Skopje attackierte er 2008 die Unparteiischen verbal und auch körperlich, es folgte das Übliche: lange Sperre (12 Monate) und Geldstrafe (3000 Euro). 2013 beließ er es im EHF-Pokal gegen den SC Magdeburg immerhin bei Beleidigungen gegenüber den Schiedsrichtern (zwei Spiele Sperre, 4000 Euro Geldstrafe).

Manipulationsvorwürfe bei EM 2006

Vujovic - ein echter Typ, ein Emotionsbolzen? Oder einfach nur ein unfairer Raufbold? Wohl irgendwie beides, und vielleicht könnte man ihn sogar als Bereicherung, als Attraktion für den Sport sehen, gäbe es da nicht auch noch die Geschichte von der EM 2006: Arpad Sterbik, damals Torwart der Mannschaft aus Serbien und Montenegro, erklärte unter Tränen, sein Trainer Vujovic habe das Team aufgefordert, das Gruppenspiel gegen Kroatien absichtlich zu verlieren. Serbien war bereits raus, Kroatien hätte mit einem Sieg die Runde der letzten Vier erreichen können. Die Ermittlungen der EHF ergab jedoch, das Spiel sei nicht manipuliert worden.

Vujovic bestritt den Vorwurf nicht mal. Er habe seine Spieler mit der Aufforderung nur motivieren wollen, erklärte er.

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