Europameisterschaft

Handball-EM: DHB-Team scheitert im Halbfinale an Dänemark

Zur Pause führte der Gastgeber sogar

Trotz großem Fight: DHB-Team scheitert im Halbfinale an Favorit Dänemark

Kein Durchkommen: Julian Köster scheiterte mit dem DHB-Team an Dänemark.

Kein Durchkommen: Julian Köster scheiterte mit dem DHB-Team an Dänemark. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem packenden ersten Halbfinale, in dem Frankreich die Schweden dank eines direkt verwandelten Freiwurfs in die Knie gezwungen hatte, wartete das Duell zwischen Gastgeber Deutschland und Top-Favorit Dänemark. Dabei hatte der Europameister von 2016 Personalsorgen: Neben dem vom DHB-Team abgereisten Kai Häfner stand auch Rechtsaußen Timo Kastening, der das Ungarn-Spiel erkrankt verpasste hatte, nicht zur Verfügung.

Start des EM-Finalwochenendes

Bundestrainer Alfred Gislason war fast schon gezwungen, der jungen Garde eine Chance zu geben. Nachrücker Lukas Zerbe begann auf Rechtsaußen, Renars Uscins - Kapitän der U-21-Weltmeister - auf halbrechts. Und diese Entscheidung sollte Gislason nicht bereuen: Uscins, später sogar zum "Player of the Match" gewählt, spielte im ersten Abschnitt groß auf und kam bei fünf Würfen auf vier Tore.

Dahmke hellwach - Landin und Wolff sind Faktoren

Vom Start weg zeigte die DHB-Auswahl wenig überraschend ein ganz anderes Gesicht als noch im Kroatien-Spiel. Die Abwehr war aggressiv, auf den Punkt da, vorne wurden die Lücken deutlich entschlossener angelaufen, Abschlüsse mit voller Überzeugung getätigt. Sinnbildlich war auch die erste Szene, in der Spielmacher Juri Knorr den Ball an den rechten Pfosten donnerte, Rune Dahmke aber den Abpraller fischte und auf 1:0 stellte.

Deutschland stellte den Favoriten von Beginn an vor defensive wie offensive Herausforderungen. Beim 5:3 hatte auch Nachrücker Zerbe seinen ersten Treffer bei dieser EM vorzuweisen (8.). Dänemark begegnete den deutschen Halben in der Abwehr offensiver, versuchte Knorr Optionen zu nehmen und ihn zu eigenen Aktionen zu zwingen.

"Der EM-Modus gehört definitiv hinterfragt"

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Und der Plan ging in der Folge besser auf: Der Ex-Kieler Rasmus Lauge hatte beim 5:5 den Ausgleich hergestellt. Die DHB-Auswahl aber legte davon unbeeindruckt wieder vor, bei 7:5 hatte Zerbe die große Chance einen Drei-Tore-Vorsprung herauszuwerfen, scheiterte aber frei vor Niklas Landin. Am Welthandballer scheiterte kurz darauf auch Knorr vom Siebenmeterstrich (7:6, 15.).

Auf der Gegenseite steigerte sich allerdings auch Andreas Wolff immer mehr rein ins Spiel, zur Pause hatte er eine Parade (6, 35 Prozent Fangquote) mehr vorzuweisen als sein ehemaliger Kieler Torwart-Partner Landin (5, 26 Prozent Fangquote). Die Abwehr unterstützte den EM-Helden von 2016 tatkräftig, fing auch immer wieder Anspiele an den Kreis ab. Angetrieben vom furchtlosen Uscins stand zur Pause eine verdiente 14:12-Führung.

Nielsen spielt sofort eine Rolle - Heymanns einfache Tore zu wenig

Nach dem Seitenwechsel legte Dänemark, nun mit dem sofort starken Emil Nielsen zwischen den Pfosten, einen Blitzstart hin - Landin-Bruder Magnus auf Linksaußen stellte den schnellen Ausgleich her (14:14, 33.). Kreisläufer Simon Hald erzielte beim 16:15 in der 35. Minute die allererste dänische Führung, kurz darauf lag der Favorit mit zwei Toren vorne. Die Aufgabe fürs DHB-Team, sie wurde noch größer. Auch weil Nielsen (fünf Paraden bei den ersten acht Würfen) mal wieder wahnsinnig performte.

In die Schlussviertelstunde ging Deutschland mit drei Toren Rückstand, bei 19:22 in der 49. Minute nahm Bundestrainer Gislason eine Auszeit. Doch der Favorit spielte in der Folge seine ganze Klasse aus, hielt die deutsche Mannschaft auf Abstand. Auch die einfachen Tore von Sebastian Heymann aus dem Rückraum brachten Deutschland nicht mehr entscheidend ran. Am Ende stand eine erwartbare 26:29-Niederlage, bei der sich der Gastgeber allerdings extrem teuer verkauft hatte.

Im Finale am Sonntag ab 17.45 Uhr trifft Dänemark auf Olympiasieger Frankreich. Für den enttäuschten Halbfinal-Verlierer Deutschland geht es bereits ab 15 Uhr gegen mindestens ebenso niedergeschlagene Schweden um EM-Bronze - und im direkten Duell um das Ticket für Olympia.

Dänemark - Deutschland 29:26 (12:14)

Dänemark: Niklas Landin (5 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Nielsen (8 Paraden, davon 1 Siebenmeter) - Hansen 5/4, Jakobsen 5, Pytlick 5, Gidsel 4, Hald 4, Kirkelökke 3, Magnus Landin 2, Lauge 1, Damgaard, Jörgensen, Larsen, Lindberg, Möllgaard, Saugstrup

Deutschland: Späth, Wolff (11 Paraden) - Uscins 5, Knorr 4, Dahmke 3, Golla 3, Heymann 3, Köster 2, Steinert 2/1, Weber 2/1, Kohlbacher 1, Zerbe 1, Fischer, Hanne, Lichtlein, Mertens

Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (Slowenien)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 8 / 6
Disqualifikation: - / -

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