Bundesliga

Kommentar zum VfB-Stuttgart-Porsche-Deal: Vorsicht, Falle!

Kommentar zum VfB-Deal

Vorsicht, Falle!

Zuletzt in der Schusslinie vieler Fans beim VfB: Alexander Wehrle und Claus Vogt.

Zuletzt in der Schusslinie vieler Fans beim VfB: Alexander Wehrle und Claus Vogt. IMAGO / Sportfoto Rudel

Hasan Ismaik. Mikhail Ponomarev. Lars Windhorst. Klaus-Michael Kühne. Die Liste verfehlter Investments in deutsche Fußballklubs ist lang. Insofern sollten sie beim VfB Stuttgart gewarnt sein - allein schon aus der eigenen Vergangenheit. Stichwort: die 41,5 Daimler-Millionen. Die Kohle, die der Autobauer, heute besser bekannt als Mercedes-Benz-Gruppe, 2017 für seine Anteile an der AG des Bundesligisten bezahlte, verbrannte die damalige Führung in einem Anflug von Größenwahn. Nach einer guten Bundesliga-Rückrunde, die den Aufsteiger 2018 auf Platz 7 katapultierte, ließ man Sportvorstand Michael Reschke 40 Mio. Euro in Nicolas Gonzalez, Pablo Maffeo, Ozan Kabak, Borna Sosa und Gonzalo Castro investieren. Es folgte: der Abstieg.

Top-Sechs? Nur in den Kategorien Gehälter und Beraterausgaben

Wer nun argumentiert, dass alleine Gonzalez und Kabak wieder 40 Mio. brachten, der hat das Geschäft nicht verstanden. Zum einen, weil davon Beraterprovisionen abgehen. Zum anderen, weil hohe Transfersummen in der Regel auch hohe Gehälter mit sich bringen. Was automatisch bei den im Kader vorhandenen Profis den Reflex nach ebensolchen Lohnanpassungen nach sich zieht. Nachzulesen ist das am Personalaufwand der Schwaben, der anno 2018 bei 83 Millionen Euro lag. Die von Ex-Präsident Wolfgang Dietrich anvisierten Top-Sechs erreichte der VfB damals nur in den Kategorien Gehälter und Beraterausgaben.

Insofern tun die aktuell Verantwortlichen Alexander Wehrle und Claus Vogt gut daran, auf die Euphoriebremse zu treten und Themen wie Eigenkapital statt Europa oder Stabilität statt Stars in den Vordergrund zu stellen. An diesen Worten werden sie sich aber auch messen lassen müssen, nicht dass es beim Einstieg eines Investors nach ein paar Jahren wieder heißt: Vorsicht, Falle! An dieser Stelle sei angemerkt, dass es sich bei Mercedes und Porsche um seriöse Partner vom Format Weltkonzern handelt - was man von den eingangs genannten Ismaik, Ponomarev und Windhorst nun nicht unbedingt behaupten kann.

Umfeld ist von Vertrauensmangel und Missgunst geprägt

Geduld ist gefragt, nicht nur bei den Bossen, sondern auch bei den Fans. Kommentare der vergangenen Monate in den sozialen Medien, speziell die nun zurecht gefeierten Wehrle und Vogt betreffend, waren hart an respektive über der Grenze. Das lag eben nicht zuvorderst an einer nicht immer schlüssigen Kommunikationsstrategie der Bosse. Sondern speziell an einem von Vertrauensmangel und Missgunst geprägten Umfeld nach jahrelangem Fehlmanagement und an einer leider zu beobachtenden Verrohung des öffentlichen Diskurses. Auch deshalb sollte jedem Anhänger der Stuttgarter klar sein, dass er keine sportlichen Wunderdinge zu erwarten braucht.

Transfers könnten schwieriger werden

Streng genommen erschwert der Deal für den Moment sogar die Transferaktivitäten, weil sich Sportdirektor Fabian Wohlgemuth mit dem neuen Bündnis im Rücken nun gewiss das ein oder andere Mal von Verhandlungspartnern anhören muss: "Ihr habt doch jetzt frisches Kapital!" Mittel- und langfristig aber eröffnet die ungewöhnliche Kooperation der beiden Konkurrenten Mercedes und Porsche glänzende Perspektiven. Wenn alle beim VfB mit den Füßen am Boden bleiben.

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