Bundesliga

VfB-Präsident Vogt sagt Mitgliederversammlung eigenmächtig ab

Stuttgart weiter in Turbulenzen

VfB-Präsident Vogt sagt Mitgliederversammlung eigenmächtig ab

VfB-Präsident Claus Vogt hat die für den 18. März 2021 anberaumte Mitgliederversammlung abgesagt.

VfB-Präsident Claus Vogt hat die für den 18. März 2021 anberaumte Mitgliederversammlung abgesagt. imago images

Der Kampf um das Präsidentenamt beim VfB Stuttgart wird wohl länger als erwartet. Die Corona-bedingt auf den 18. März verschobene Mitgliederversammlung 2020 samt Wahl wird nicht stattfinden - Amtsinhaber Claus Vogt hat sie eigenmächtig abgesagt.

In einem langen Schreiben an die Mitglieder erklärt Vogt am Mittwoch, dass er "im Interesse des Vereins und seiner Mitglieder die zur Durchführung der digitalen Mitgliederversammlung förmlich notwendige Einberufung zum 18.03.2021 nicht vornehmen" werde. Ihm missfällt sowohl die Veranstaltungsform als auch das Datum.

Eine - wie vorgesehen - rein digitale Mitgliederversammlung könnte keine "offene, transparente, direkte und ehrliche Kommunikation" gewähren, argumentiert er. Außerdem sei es "stark" fraglich, ob bereits im März eine "transparente Darstellung sämtlicher Aspekte" in der Aufarbeitung und rechtlichen Einordnung der Datenaffäre möglich ist.

Vogt will die Mitgliederversammlung 2020 in die von 2021 integrieren

Er halte es "auch im Interesse des betroffenen Präsidiumsmitglieds unseres Vereins für nicht zielführend, dass dieses sich auf einer Mitgliederversammlung Fragen der Mitglieder zu Sachverhalten zu stellen hätte, die den Mitgliedern erst kurz vor oder sogar erst in der Mitgliederversammlung präsentiert werden könnten", schreibt Vogt.

Wir befinden uns in der größten internen Krise, die dieser Verein in seiner Geschichte erlebt hat.

Claus Vogt

Er schlägt vor, die Mitgliederversammlung 2020 mit der von 2021 zusammenzulegen, die für den 5. September vorgesehen und womöglich zumindest als Teilpräsenzveranstaltung durchführbar ist. "Auch hierzu laufen schon jetzt Vorbereitungen, und eine Ergänzung deren Tagesordnung um die Themen, die für die nachzuholende Mitgliederversammlung 2020 vorgesehen sind, wäre zu diesem Termin in der Sache und auch formal noch problemlos möglich", findet Vogt.

Der interne Umgang mit seinen Argumenten habe ihn "stark erschüttert"

Sein Plan dürfte intern für weitere Turbulenzen sorgen. Die ungewöhnliche Entscheidung, die Einberufung zur Mitgliederversammlung zu verweigern, scheint Vogt ohne Rückendeckung getroffen zu haben, sondern vielmehr "gegen den erklärten Willen meiner beiden weiteren Präsidiumsmitglieder", Dr. Bernd Gaiser und Rainer Mutschler. Vogt: "Ich muss hier aber meine Verantwortung als Präsident und meine Aufgabe nach unserer Satzung im Sinne der Vereinsinteressen wahrnehmen und kann deren Interessenlagen dabei nicht berücksichtigen."

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Vogt behauptet, mit seinen Vorschlägen im Präsidium und Vereinsbereit auf "sehr weitgehendes Desinteresse" gestoßen zu sein. "Der Umgang mit meinen Anregungen und den weitergeleiteten Argumenten aus dem Mitgliederkreis, aus Fan-Clubs, Fan-Kreisen und dem Vereinsbeirat selbst hat mein Vertrauen darin, dass die vorgenannten und die noch nachfolgenden Aspekte in unserem Verein ausreichend Berücksichtigung finden, stark erschüttert." Auf Einzelheiten wolle er nicht eingehen.

Vogt erwartet "massive Kritik an meiner Person"

"Nach den Abläufen der letzten Woche, dem Druck, den viele - ausdrücklich nicht alle -Mitglieder unserer Gremien auf mich als Präsidenten zur Einberufung ausgeübt haben, erwarte ich gremienintern massive Kritik an meiner Person und meiner Entscheidung", ist sich Vogt bewusst, der beim VfB nicht nur Vorstandschef Präsidentschaftsbewerber Thomas Hitzlsperger gegen sich weiß. "Man wird mir, was nicht nur durch die Blume bereits geschehen ist, hohe Schadensersatzforderungen androhen und vorwerfen, ich handele unbedacht."

Aus seiner Sicht jedoch wären "die wirtschaftlichen Folgen einer unsorgfältigen, intransparenten Aufklärungsarbeit" in der Datenaffäre "weit teurer als die Absage eines Druckauftrages für das Mitgliedermagazin. Abgesehen davon erspart die Durchführung nur einer Mitgliederversammlung im Jahr per se erhebliche Kosten."

Zur Ruhe wird der VfB also so schnell nicht kommen. Einigkeit dürfte gerade nur in der Befürchtung bestehen, die Vogt in seinem langen Brief zum Ausdruck bringt: "Wir befinden uns in der größten internen Krise, die dieser Verein in seiner auch in der Vergangenheit lebhaften Geschichte erlebt hat."

jpe