Unions Trainer Trainer Uwe Neuhaus reagierte auf die 0:2-Niederlage gegen Sandhausen mit drei personellen Wechseln: Schönheim kehrte nach überstandenen Adduktoren-Problemen für Menz in die Innenverteidigung zurück. Der schnelle Zoundi ersetzte Quiring auf dem rechten Flügel und mit Nemec für Gallegos wurde ein zweiter Stürmer aufgeboten. Das zuletzt praktizierte 4-1-4-1- wich einem 4-1-2-1-2-System.
Herthas Coach Jos Luhukay stellte im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Jahn Regensburg auf zwei Positionen um: Der sehnlichst zurückerwartete Torwart Kraft hatte seine Sperre (vier Spiele wegen Schiedsrichterbeleidigung) abgesessen und sollte eigentlich für Sprint zwischen die Pfosten zurück kehren. Nach dem Aufwärmen musste der Keeper aber aufgrund von Rückenproblemen passen. So kam Burchert zu seinem Einsatz. Außerdem ersetzte Lustenberger den nach Mainz transferierten Rukavytsya.
Wagner trifft nach feiner Kombination
Union hatte sich drei, Hertha BSC zwei Tage vor dem Berliner Derby eingeschlossen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Auf dem Platz bekamen die 16.750 Fans an der ausverkauften Alten Försterei zunächst keine taktischen Raffinessen zu sehen. Die Gäste störten schon sehr früh mit aggressiven Pressing und unterbanden den Spielaufbau. Die Hausherren standen eng am Mann und zeigten leidenschaftliche Zweikämpfe. So entstanden Strafraumszenen in der Anfangsviertelstunde nur nach Standardsituationen.
Auch im weiteren Verlauf lebte die "Berliner Stadtmeisterschaft" von der Spannung und von beherzten Zweikämpfen. Das Geschehen spielte sich jedoch fast ausschließlich im Mittelfeld ab. Immerhin konnte sich die Hertha ein optisches Übergewicht erspielen und baute kontinuierlich Druck auf. Nach einem Ballverlust von Pfertzel ging es dann ganz schnell: Ben-Hatira brach über den linken Flügel durch und spielte Kluge an der Strafraumgrenze an. Der ließ direkt in den Sechzehner auf Wagner prallen, der frei vor Torwart Haas auftauchte und mit einem Flachschuss vollstreckte (30.).
Nun waren die Eisernen, die bis zum Gegentor offensiv fast komplett abgemeldet waren, gefordert. Jedoch fand die Neuhaus-Elf nicht mehr zurück in die Partie. Die Gäste verteidigten clever und meldeten das Sturmduo Terodde/Nemec ab. Aus dem Spiel heraus kreierten die Hausherren keine nennenswerte Chance.
Hertha stellt das Fußballspielen ein - Union baut Druck auf
Der 4. Spieltag
In der Pause schien Neuhaus die passenden Worte gefunden zu haben. Seine Mannschaft kam wie ausgewechselt aus der Kabine und drängte sofort nach vorne: Karl blieb eine gefühlte Ewigkeit in Ballbesitz, tankte sich am linken Flügel durch und flankte nach innen, wo Nemec aus sieben Metern nur knapp am linken Pfosten vorbei köpfte (47.). Fortan war Union viel griffiger als in der ersten Halbzeit und trat sogar spielbestimmend auf.
Von der Luhukay-Elf kam gar nichts mehr. Hertha verhielt sich im zweiten Durchgang destruktiv und passiv. Das Heft des Handelns hielten die Hausherren in der Hand, die immer mehr Druck erzeugten. Die beste Möglichkeit hatte Kohlmann, der frei vor Burchert auftauchte, jedoch an einer Fußabwehr scheiterte (66.). Auch Nemec verfehlte sein Ziel nur knapp: Nach einer Parensen-Flanke köpfte er auf die Latte (68.).
Joker Quiring und Ronny stechen

Geballte Faust: Unions Christopher Quiring trifft per Flugkopfball zum 1:1 und dreht jubelnd ab. picture alliance
Eine Zeigerumdrehung später sollte der überfällige Ausgleich dann fallen: Wieder flankte Parensen vom linken Flügel, Hubnik verlängerte die Hereingabe unfreiwillig nach hinten auf den zuvor eingewechselten Quiring, der per Flugkopfball traf (69.).
Luhukay zog die Reißleine und brachte mit Ronny einen frischen Spieler (70.). Das sollte sich nur drei Minuten später als Glücksgriff herausstellen: Der Joker feuerte einen 20-Meter-Freistoß knapp an der Mauer vorbei flach auf Haas, der mit dem gewaltigen, aber unplatzierten Schuss Probleme hatte und durchrutschen ließ (73.).
Nun waren die Weichen wieder zu Gunsten der Gäste gestellt. Union rannte in der Schlussphase immer wieder an, fand aber kein Durchkommen mehr. Neuhaus brachte mit Silvio noch einen frischen Stürmer (84.) und in der Nachspielzeit rückte sogar Innenverteidiger Stuff nach vorne. Burchert war aber nicht mehr zu überwinden. Auf der anderen Seite ließen die Blauen sogar noch zwei Konterchancen fahrlässig liegen.
Nach der Länderspielpause reist Union Berlin am Freitag (14.9., 18 Uhr) zum FC Ingolstadt. Hertha BSC empfängt am Sonntag (16.9., 13.30 Uhr) den VfR Aalen.

Die Entscheidung: Herthas Ronny verwandelt einen 20-Meter-Freistoß direkt mit einem wuchtigen Flachschuss. Getty Images