Bundesliga

Überheblichkeit statt Demut: Hinteregger hat wenig verstanden

Kommentierende Analyse

Überheblichkeit statt Demut: Hinteregger hat wenig verstanden

Erneut in der Kritik: Frankfurts Martin Hinteregger.

Erneut in der Kritik: Frankfurts Martin Hinteregger. imago images

Was Hinteregger auf seinem Instagram-Kanal schreibt, ist zum Teil abenteuerlich bis absurd. "Ich habe durch meine Zeit im Profifußball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein!", betont der Verteidiger. So weit, so gut.

Doch eine rechte Gesinnung hat ihm der freie Journalist Michael Bonvalot, der den Stein ins Rollen brachte, gar nicht unterstellt. Im Gegenteil, er schreibt: "Wieviel weiß Fußballer Martin Hinteregger von all diesen politischen Aktivitäten seines Geschäftspartners? Im Detail ist das natürlich nicht zu überprüfen, somit wird Hinteregger in diesem Artikel auch keinerlei einschlägige Gesinnung unterstellt."

Hinteregger erfindet also einen Vorwurf, gegen den er sich dann zur Wehr setzt. Auch das zeigt, dass er wenig verstanden hat. Eine Entschuldigung dafür, dass er mit dem rechtsextremen und der "Identitären Bewegung" nahestehenden Heinrich Sickl eine geschäftliche Beziehung unterhalten hat, kommt ihm nicht über die Lippen. Zwar erklärt er die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit, aber das ist nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit. Eine solche wäre auch die Absage der gesamten Veranstaltung gewesen.

Aufkommende Kritik sollte Hinteregger nicht überraschen

Statt etwas Demut zu zeigen, legt er gegenüber Bonvalot gleich im ersten Satz eine schwer erträgliche Überheblichkeit an den Tag: "Es ist unglaublich, dass ein Unbekannter solche Dinge über mich behaupten kann." Das ist schon ziemlich frech, denn Bonvalots Artikel ist sauber recherchiert und belegt. Unglaublich ist viel mehr, dass sich Hinteregger als Unschuldslamm inszeniert und "keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl" gehabt haben will.

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Dabei schreibt er an anderer Stelle: "Ich bin ebenso wie die Familie Sickl in Sirnitz verwurzelt." Dazu muss man wissen: Sickls rechte Umtriebe blieben keineswegs im Verborgenen, sie lassen sich in etlichen Artikeln nachlesen und per Google in Sekundenschnelle finden. Man stelle sich nur mal einen Moment lang vor, ein deutscher Nationalspieler des FC Bayern hätte in seinem Heimatdorf zusammen mit einem AfD-Politiker und Unterstützer rechter Kameradschaften eine solche Veranstaltung organisiert - der Aufschrei wäre ungleich größer. Die nun aufkommende Kritik sollte Hinteregger nun wirklich nicht überraschen.

Schon vor diesem jüngsten Skandal bewegte sich der Österreicher auf dünnem Eis. Erst neulich leistete er sich gegenüber seinem Arbeitgeber einen Affront, als er in der "Krone" unter anderen behauptete: "In diesem Jahr ist sehr viel in die Brüche gegangen. Mir wurde im Spätherbst und zwischen den Viertelfinal-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll." Derlei Interna posaunt man normalerweise nicht heraus, zumal es sich in Wahrheit ein bisschen anders verhielt.

Die Eintracht erreichte Hinteregger am Donnerstag nicht

Die Verantwortlichen der Eintracht sollten nun sehr genau überlegen, ob eine weitere Zusammenarbeit mit Hinteregger sinnvoll ist. Ein Wechsel des unberechenbaren 29-Jährigen könnte für alle Seiten das Beste sein. Erstaunlicherweise war Hinteregger am Donnerstag nicht mal für seinen Arbeitgeber zu erreichen, auch das spricht Bände.

"Die Verantwortlichen des Klubs haben Hinteregger bisher noch nicht erreicht, sondern konnten die Angelegenheit nur mit dessen Berater erörtern. Insofern bleibt aktuell lediglich der Verweis auf die Stellungnahme des Spielers via Instagram", heißt es in einer am späten Donnerstagnachmittag auf der Vereinshomepage veröffentlichten Stellungnahme.

Darin positioniert sich die Eintracht wohltuend deutlich: "Eintracht Frankfurt steht für Toleranz, Weltoffenheit und Internationalität. Diese Haltung wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu einem klaren Leitbild des Klubs und ist fest verwurzelt in der DNA Frankfurts und der Region. Ob in den Profiteams, den Jugendmannschaften oder in der Fanszene - Vielfalt und Diversität sind bei Eintracht Frankfurt ein nicht verhandelbares Grundprinzip. Wer das Trikot von Eintracht Frankfurt aus dieser Überzeugung trägt, die wir bei jedem einzelnen unserer Spielerinnen und Spieler voraussetzen, kann nicht gleichzeitig eine bewusste Geschäftsbeziehung zu einer Person eingehen, die in Wort, Tat und Amt wiederholt politisches Zeugnis darüber abgelegt hat, dass sie für Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und gesellschaftliche Spaltung steht. Niemand kann sich das Umfeld aussuchen, in das er hineingeboren wird. Aber auch ein gemeinsamer Heimatort kann einen solchen Werte- und Haltungswiderspruch nicht auflösen."

Klare Worte, die Hinteregger zu denken geben sollten.

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